Mülheim. „Subcutis“ heißt ein Stück, mit dem sich die Mülheimer Volxbühne am Festival „Rausch 2“ beteiligt. Im Fokus stehen Haut und moderne Technologie.

Manche Menschen zögern nicht, sich Mikrochips unter die Haut einpflanzen zu lassen. Ist die moderne Technik ein Fluch oder ein Segen? Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Das neue Stück der Volxbühne „Subcutis“ (so heißt die untere Hautschicht) ist eine intermediale Performance über das größte Sinnesorgan des Menschen – die Haut. Das Stück (Regie: Jörg Fürst) ist im Rahmen des Festivals „Rausch 2“ vom 16. bis 18. November im Theatersaal an der Adolfstraße 89a zu sehen.

Das Ensemble der Generationen (Theater an der Ruhr) widmet sich einem hochinteressanten und hochbrisanten Thema, das „keine Zukunftsvision mehr ist, sondern jetzt schon passiert“, so Jörg Fürst. Was geschieht, wenn die Haut nicht mehr die natürliche Grenze ist zwischen dem Körper des Menschen und der Außenwelt? Wenn Hightech-Chips in den Körper (gar das Gehirn) implantiert werden, die den Menschen steuern oder zu optimieren scheinen? Werden viele von uns dem „Rausch der Selbstoptimierung“ verfallen?

Mülheimer Produktion hat auch eine poetische Ebene

Auch interessant

„Die Technik ist viel weiter als man denkt“, berichtet der Regisseur. Elon Musk beispielsweise lasse in seiner Implantatfirma am Menschen schon Gehirn-Chips testen. Und es gibt Personen wie den Schweizer Steve, unter dessen Haut schon jetzt mehr als ein Dutzend Chips stecken. Damit bezahlt er im Supermarkt oder öffnet seine Haustür. Er gilt als erster „Cyborg“ – ein Lebewesen, das technisch erweitert ist. „Mikrochips können sehr nützlich sein, zum Beispiel in der Medizin. Aber in anderen Bereichen können sie zu wahnwitzigen Ideen führen. Sportler könnten sich Chips einpflanzen lassen, um leistungsfähiger zu sein. Arbeitnehmer, um im Job konkurrenzfähig zu bleiben“, gibt Jörg Fürst zwei Beispiele.

Die neue Produktion von Volxbühne und Theater A.Tonal/Köln (65 Minuten) wirft diese Fragen aber erst in der zweiten Hälfte auf. Zunächst geht es um die Haut als Sinnesorgan – auf einer ganz poetischen Ebene. Die 18 Mitwirkenden (zwischen 26 bis 86 Jahren alt) bieten dabei kein Guckkasten-Theater. Die Zuschauer wechseln ihre Perspektive, indem sie häufiger den Sitzplatz wechseln. „Wir nutzen verschiedene Medien. Neben dem Spiel auch Videotechnik und Live-Musik, die eigens für das Stück komponiert wurde“, berichtet der Regisseur. Auch alle Texte wurden wieder selbst geschrieben – nach vielen Diskussionen untereinander und mit Fachleuten von der Uni Jena.

Mülheimer Regisseur: Erleben gerade einen Epochenwandel

„Wir erleben aktuell einen Epochenwandel. Wenn die Technik Teil unseres Körpers wird, was wohl eine unausweichliche Entwicklung ist, dann müssen wir uns unbedingt Gedanken dazu machen. Auch als Künstler, im Theater. Denn nichts ist auf diesem Gebiet geregelt - zum Beispiel durch Gesetze. Viele Fragen sind offen“, sagt Jörg Fürst. Der Abend entwerfe aber keine dunkele Dystopie. Er solle nicht runterziehen, sondern entspannend sein für die Zuschauer. Sie sollen sie aber mit einer Frage nach Hause schicken.

Die Premiere ist ausverkauft. Weitere Aufführungen am 17. und 18. November, jeweils um 19.30 Uhr. Reservierungen und Kartenkauf (15/9 Euro) bei Reservix, über 0208/43962911 oder karten@volxbuehne.de und im Theater an der Ruhr, Info: volxbuehne.de.

Zur Volxbühne in Mülheim lesen Sie: