Mülheim..
Joachim Wolf ist einer, der „gerne werkelt“, wie er sagt. Obgleich er nie ein Handwerk im strengen Sinne gelernt hat. Als junger Mann arbeitete er auf dem Bau, später stemmte er Wohnungsauflösungen und handelte mit Trödelwaren.
Seit einigen Monaten arbeitet der Mittfünfziger an einem neuen beruflichen Standbein, für das er nicht allzu schwer schleppen, aber eifrig sammeln muss: Er klaubt Treibholz zusammen und modelt es dekorativ um.
Bis nach Krefeld
Wolfs Objekte sind seit Anfang dieser Woche und noch bis zum Sonntag vor Heiligabend auf dem Weihnachtsmarkt in der Mülheimer City zu sehen. Hier hat er eine Blockhütte gemietet, in dem er Geschenkartikel anbietet – sozusagen eine adventliche Filiale seiner „Speldorfer Stöberstube, die er seit fast 13 Jahren betreibt.
Zwischen Neuwaren wie bunte Bilderrahmen oder Weihnachtswichtel setzt er knorrige Modelle aus eigener Werkstatt, die vielfach eine lange Flussfahrt hinter sich haben: „Vielleicht aus den Alpen oder dem Bodensee, genau weiß man es nicht.“ Am Rheinufer sammelt Joachim Wolf seine Treibholzrohlinge: abgebrochene Stämme, Äste oder Wurzeln. Er wisse zwei, drei Stellen, an denen man wöchentlich etwas findet. „Wo genau, möchte ich natürlich nicht preisgeben.“ Er verrät lediglich, dass er dafür bis nach Krefeld fährt.
Viel zu billig
Die Fundstücke kommen zu Hause in Speldorf auf die Heizung, bis sie vollständig durchgetrocknet sind, damit sie nicht vermodern. Danach werden sie gründlich abgebürstet, „aber es kommen keinerlei Chemikalien drauf“, versichert der Selfmade-Man. „Das Material ist frei von Ungeziefer, weil es so lange im Wasser gelegen hat. Die Holzwürmer sind alle ertrunken.“
Bei der Gestaltung vermeidet Joachim Wolf Sägeschnitte, glättet möglichst wenig an der gewachsenen Form, fügt allenfalls Kabel und Fassung hinzu, setzt vielleicht eine Granitplatte darunter, damit aus der Astgabel eine Stehlampe wird. Auf dem Preisschild steht: 65,50 Euro. Der Schirm kommt extra. Für weniger als zehn Euro gibt es Kerzenständer, deren Halterungen aus wiederverwertetem Metall bestehen. Manche hätten ihm schon gesagt, du bist zu billig, berichtet der Händler. „Aber teurer, das geht ja hier in Mülheim gar nicht.“
Wenn es wärmer wird, könnte Joachim Wolf sich vorstellen, seine Objekte auch oben an der Ostsee anzubieten, etwa in der Eckerförder Bucht, „wo wir sowieso immer hinfahren. Sonne, Meer, Strand... Dazu könnte das Treibholz gut passen“, findet er. Die Verkaufsstelle auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt ist also nur ein vorsichtiger Anfang.