Mülheim. Die neue Bahnhofstoilette im Mülheimer Hauptbahnhof kostet stolze 600.000 Euro. Der teuerste Lokus Deutschlands, spotteten einige schon im Vorfeld.
Am Ende hat es dann noch geklappt, zwar mit jahrelanger Verspätung, aber seit gestern gibt es im Mülheimer Hauptbahnhof eine Bahnhofstoilette. Damit endet eine fast unendliche Geschichte, bei der sich zwischenzeitlich sogar die Oberbürgermeisterin beim Bahnvorstand einschalten musste. Viel lautes Geschrei gab es um das stille Örtchen.
Zwei freundliche Personen empfangen einen im Entree der Bahnhofstoilette, wünschen einen guten Tag. Sie halten, so Frank Schellberg von der Pia-Stiftung, die Anlage tagsüber sauber. Die Pia-Stiftung – Paritätische Initiative für Arbeit – betreibt das WC sozusagen im Auftrag der Stadt und erhält dafür im Jahr 68.000 Euro. Wer die Toilette benutzt, zahlt beim Verlassen 50 Cent in ein Schälchen. Kinder sind frei, wie auch Inhaber des Mülheim Passes. Die Stadt als Betreiber der Anlage – das gehörte zum Deal mit der Bahn als Besitzer.
Bürger forderten schon lange ein WC
Die geriet unter Druck, erst recht, als es vor fünf Jahren nach der umfangreichen Sanierung und Modernisierung des Mülheimer Hauptbahnhofes für 2,5 Millionen Euro immer noch keine Toilette gab. Dabei hatten bei einer Umfrage in der Innenstadt schon im Jahr 2007 Bürger die Forderung nach einem stillen Örtchen im Hauptbahnhof erhoben. Ein Bahnhof ohne WC in der ohnehin an öffentlichen Toiletten sehr armen Stadt – ein Unding fanden viele.
WC sollte schon im Jahr 2010 kommen
Die Folgen waren regelrecht zu riechen – das Umfeld des Nordausgangs wurde als Pissoir unter freiem Himmel genutzt. Den Grünen stank es am meisten, sie machten das Klo, das es nicht gab, zum politischen Thema im Rat. Die OB überzeugte schließlich die Bahn, die für 2010 das WC ankündigte, später für 2012. Es kam anders.
„Wir hatten massive Probleme mit dem Bau, vor allem erhebliche Feuchtigkeitsschäden, die behoben werden mussten“, berichtet Klaus Oberheim, bei der Bahn zuständig für Bahnhofssanierungen. Der Bau wurde zum Problemfall, Trocknung und Sanierung schienen kein Ende zu nehmen – und die Kosten stiegen. Am Ende, so die Bahn, hat sie für die Toilette den Preis von zwei Einfamilienhäusern gezahlt, etwa 600.000 Euro. Der teuerste Lokus Deutschlands spotteten einige schon im Vorfeld.
Der Umbau kann sich sehen lassen. Großzügig wirkt er. Neben einer Damen- und Herrentoilette gibt es ein Behinderten-WC. Hell, licht wirkt das Ambiente. Von 7 bis 19 Uhr werktags, samstags bis 18 Uhr und sonntags von 9 bis 17 Uhr ist die „nette Bahnhofstoilette“, wie es am Eingang heißt, geöffnet.