Für Prinzessin Urde I. ist Karneval in Mülheim eine große Party
•
Lesezeit: 5 Minuten
Mülheim.
Die mölmschen Möhnen brauchen keine Frauenquote. Sie übernehmen am 3. März um 11.11 Uhr am Synagogenplatz das Kommando und überlassen den Männern die Arbeit, wenn es um die Eroberung der Stadtschlüssel geht. Was hat uns die närrische Regentin der Stadt Prinzessin Urde als Frontfrau der Fünften Jahreszeit an diesem Tag zu sagen?
Einmal Prinzessin zu sein? Haben Sie davon immer schon geträumt?
Prinzessin Urde I. Brand: Ja. Für mich ist mit meiner Kür zur Prinzessin ein Traum wahr geworden. Denn ich bin in St. Johann, einem kleinen Weindorf nahe der Karnevalshochburg Mainz, groß geworden. Und dort war ich immer fasziniert von der Kinderprinzessin.
Erleben Sie als gebürtige Rheinhessin Mülheim als eine Karnevalsdiaspora?
Prinzessin Urde: Der Karneval wird einfach anders gefeiert. In der Region um Mainz gibt es im Karneval viele Vorträge und Büttenreden. Hier erlebe ich den Karneval eher als eine große Party.
Warum tut man sich hier mit der Büttenrede so schwer?
Prinzessin Urde: Liegt das vielleicht daran, dass die Menschen einfach nur noch feiern wollen und nicht mehr bereit sind, den Politikern den Narrenspiegel vorzuhalten? Denn ein Körnchen Wahrheit ist ja immer dabei, wenn die Narren den Politikern den Spiegel vorhalten.
Was würden Sie als närrische Regentin gerne durchsetzen?
Prinzessin Urde: Ich würde gerne dafür sorgen, dass die Menschen etwas herzlicher miteinander umgehen und wieder etwas mehr füreinander da sind. Ich würde natürlich auch gerne jeden unterstützen, der Hilfe braucht, egal, ob es die Kinder oder die älteren Menschen sind. Aber die Mittel der Stadt sind natürlich begrenzt. In jedem Fall würde ich als Regentin der Stadt ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger haben und nicht einfach etwas anordnen, sondern die Bürger, etwa in Form von Anhörungen und Befragungen mitentscheiden lassen.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Wahlheimat Mülheim?
Prinzessin Urde: Ich finde es toll, unweit der Innenstadt an der Ruhr spazieren zu gehen und dabei absolute Ruhe zu empfinden.
Und was ist in Ihren Augen Mülheims größtes Manko?
Muelheim Helau
1/38
Prinzessin Urde: Ich bin sehr traurig darüber, dass die Innenstadt ihr Flair verloren hat. Wo sind die schönen Geschäfte? Es ist für mich ein trauriges Bild heute über die Schloßstraße zu gehen, die früher sehr belebt war. Ich habe meiner Freundin immer vorgeschwärmt: In Mülheim gibt es so tolle Geschäfte. Es ist schlimm. Die Innenstadt verebbt.
Woran liegt das? Was müsste sich ändern?
Prinzessin Urde: Das liegt sicher an einem grundsätzlichen Wandel der Gesellschaft und an den großen Einkaufszentren, die heute außerhalb der Innenstadt liegen. Aber die Stadtplanung müsste sich wieder mehr auf die Innenstadt konzentrieren und mit Blick auf den demografischen Wandel mehr an die älteren Menschen denken, die nicht mehr so mobil sind, um auf der grünen Wiese einzukaufen.
Wie Sie sehen Sie Ihre Rolle als Prinzessin?
Prinzessin Urde: Prinzessin zu sein, ist für mich ein erhabenes Gefühl. Schon, wenn ich mein Ornat anziehe, bewege ich mich ganz anders. Es macht mir Freude auf die Menschen zu schauen und zu erleben, was da zurückkommt. Das ist für mich ein echtes Glücksgefühl.
Worüber lachen Sie?
Prinzessin Urde: Über den Präsidenten der Roten Funken, Heino Passmann, der mich auch schon mal als „Sonnenkönigin“ oder als „Sonnenschein“ des Mölmschen Karnevals begrüßt. Ich vergleiche ihn mit dem Mainzer Karnevalspräsidenten Heinz Braun. Der konnte auch so locker und charmant sein.
Brauchen wir eine Frauenqoute für Führungspositionen?
Prinzessin Urde: Wir brauchen eine gesunde Mischung. Frauen denken eher aus dem Bauch heraus. Die Männer sind eher etwas kopflastig. Beide können jeweils auf ihre Weise etwas bewegen. Ich bin sehr für Frauen in Führungspositionen, glaube aber nicht, dass sich Unternehmen von der Politik diktieren lassen sollten, wen sie in welcher Position brauchen. Auf die Qualifikationen und die individuellen Fähigkeiten kommt es an.
Warum brauchen wir den Karneval?
Prinzessin Urde: Karneval ist ein Brauchtum, dessen Ursprünge bis in die Antike reichen, als die Herren sagten: Heute bedienen wir mal unsere Sklaven. Heute ist der Karneval Teil des Kirchenjahres. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Der Karneval bereitet uns darauf vor, indem er uns lehrt, fröhlich und ausgelassen zu sein, auch wenn das Leben nicht immer lustig ist.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.