Mülheim.

Sie sitzen locker da, erzählen ruhig, doch das, was sie berichten, klingt wie ein Actionfilm: Im Januar dieses Jahres retteten die Polizeikommissare Danny Bücking und Benjamin Beckord eine alte Dame aus der Ruhr. Dafür erhielten sie die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Reißende Fluten“ klingt furchtbar dramatisch, und die beiden Beamten würden dieses Wort nie benutzen. Dennoch passt die Dramatik. Denn am 14. Januar ging es auf der Schleuseninsel tatsächlich um Leben und Tod.

Doch dieser Einsatz hat eine Vorgeschichte: Zwei Tage zuvor rückte Danny Bücking zu einem Einsatz an der Ruhr aus. Nahe der Schloßbrücke holte ein Kollege eine Seniorin aus dem eiskalten Wasser. Bücking fuhr die unterkühlte Frau, die versuchte hatte, sich das Leben zu nehmen, ins Krankenhaus. Der Polizeikommissar hatte die Sache bereits abgehakt, als zwei Tage später der Ehemann eben jener Dame seine Frau wieder vermisst meldete.

"Das ist die vermisste Frau"

Auf Streife mit Benjamin Beckord erreichte ihn der Notruf, dem kurz darauf der weitere folgte. „Ein Zeuge hatte angerufen und gemeldet, dass eine Person in die Ruhr gestiegen ist“, berichtet Benjamin Beckord . Für die Streifenkollegen war sofort klar: Das ist die vermisste Frau.

Nach eiskalten Wochen war das Thermometer Mitte Januar über den Gefrierpunkt geklettert; die Schneemassen tauten. Das Ergebnis war Hochwasser, die Ruhr lag über dem Ufer. „Die Fließgeschwindigkeit“, sagt der 39-jährige Danny Bücking, „war sehr hoch.“ Dies berücksichtigten die Beamten, als sie ihr Auto gen Luisental lenkten. „Da haben wir schon gesehen, dass jemand mitten in der Ruhr trieb“, sagt Benjamin Beckord, und dass sie sich bereits auf der Fahrt eine Strategie zurechtgelegt hatten: Beckord sollte ins Wasser, Bücking die Frau ans Ufer ziehen. Da wussten beide aber noch nicht, dass die Frau auf die Turbinen des Wasserkraftwerks zutrieb . . .

Minimum war stark genug

Und darüber dachten sie auch nicht lange nach, kletterten vielmehr über Zäune, über Walzen des Kraftwerks und der 29-jährige Beckord sprang ins vier Grad kalte Wasser. „Ich bin ein guter Schwimmer und habe mir das zugetraut“, sagt er rückblickend, muss aber hinzufügen, dass ihm die von den Turbinen des Kraftwerks ausgehende Gefahr vorher nicht bewusst war. „Wir hatten Glück, dass wegen des Hochwassers Mitarbeiter des Kraftwerks vor Ort waren und die Turbinenleistung aufs Minimum gedrosselt haben.“

Das Minimum war aber noch stark genug. „Heftig“ nennt Beckord es. „Deshalb habe ich die Frau erst zu fassen bekommen, als sie schon vor den Turbinen war.“ Die jedoch wollte gar nicht gerettet werden, schlug um sich und machte es für den schwimmenden und den an Land wartenden Polizeikommissar schwierig, sie in Sicherheit zu bringen.

Eine Ausnahmesituation war die Rettung auch für die beiden Polizeibeamten. Nicht lange nachgedacht haben sie, sondern gehandelt. „Es gab Kollegen, die gesagt haben, ihr seid doch verrückt, da reinzuspringen“, erzählt Benjamin Beckord, der das nicht so sieht. „Wir sind Rettungskräfte. Das ist unser Job.“