Mülheim.
Für manche hat die Schule irgendwie schon begonnen. Etwa für die 20 Kinder, die gestern morgen zusammen mit der Verkehrswacht die ersten Banner aufhängten, die die Autofahrer mahnen sollen: Schule geht los, und 1300 „Erstklässler“ sind im Verkehr unterwegs. „Es sind“, so Hans-Georg Grosicar von der Verkehrswacht, „die schwächsten Verkehrsteilnehmer und aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung meist noch gar nicht in der Lage, am Straßenverkehr aufmerksam teilzunehmen.“
Für manche hat die Schule irgendwie schon begonnen, so etwa für Rita Theelke, die seit 35 Jahren als Grundschullehrerin arbeitet, die längste Zeit davon an der Klostermark -Schule in Saarn. Sie war gestern schon vor Ort, hat den Klassenraum aufgeräumt, Möbel zur Seite gerückt, damit noch einmal richtig gesäubert werden kann.
„Die Reinigung der Schulen könnte noch besser sein. Eine jährliche Grundreinigung ist eigentlich zu wenig “, sagt sie, die auch als Sprecherin der GEW in Mülheim aktiv ist. Und wo nicht Stühle und Tische gerückt werden, sitzen Lehrer an den Stundenplänen.
Angebot weit über dem Landesdurchschnitt
Wird es ein besonderes Schuljahr? Aus Sicht der GEW ist die sehr hohe Nachfrage nach der Offenen Ganztagsschule in Mülheim ein Problem. „Der überwiegende Teil der Grundschul-Eltern wünscht inzwischen eine Ganztagsbetreuung. Längst nicht allen Eltern könne jedoch der Wunsch erfüllt werden. An drei Grundschulen richtet die Stadt zum neuen Schuljahr eine weitere Betreuungsgruppe ein, mehr war nicht drin.
Im Schulverwaltungsamt, wo Schule nie Ferien hat, kennt man die Sorgen, stuft den Mangel allerdings als nicht so gravierend ein. „34 Prozent der Grundschulkinder nehmen am offenen Ganztag teil, weitere zehn Prozent nutzen die Angebote der Grundschule von acht bis ein“, nennt Gruppenleiter Peter Hofmann, die jüngsten Zahlen.
Nach seiner Schätzung sind noch etwa 125 Eltern auf einer Warteliste registriert. „Es werden aber immer wieder mal Plätze frei“, sagt Hofmann, der zugleich betont, dass sich Mülheim bei den Ganztagsangeboten nach wie vor einen weit über dem Landesschnitt liegenden Betreuungsschlüssel leistet. „Für uns ist das ein zusätzliches Bildungsangebot, mehr als Betreuung.“
Vertretungslehrer sollen Lücken schließen
Mit 1300 Neulingen hat die Stadt die niedrigste Aufnahme-Zahl seit Jahrzehnten erreicht, und doch, so Hofmann, werde die Gesamtschülerzahl an den Grundschulen nicht viel geringer ausfallen: 5533 Kinder sind es. So werden auch die Klassengrößen sich kaum verringern: rund 25 Kinder werden es wohl sein, mancherorts vielleicht sogar noch mehr.
Rita Theelke wünschte sich, dass es häufiger die Chance geben würde, mit zwei Lehrkräften in einer Klasse zu unterrichten, um der zunehmenden Zahl an Migrantenkindern und den besonders leistungsstarken Kindern gleichzeitig gerecht zu werden. „Doch das ist das die große Ausnahme.“ Sie bedauert das, „weil gerade bei den Migranten-Kindern ein großes Potenzial vorhanden ist.“
Für manche hat die Schule längst begonnen, so auch für die Schulrätin Heike Freitag. Sie ist für die Versorgung mit Lehrern zuständig. Es sehe gut aus. Die in den letzten Wochen entstandenen Lücken versucht sie noch kurzfristig mit Vertretungslehrern zu schließen. „Geld dafür ist vorhanden“, sagt sie und sieht den Mangel eher beim Gut Lehrkraft. „Ich würden jungen Leuten empfehlen, ein Lehramtsstudium aufzunehmen.“