Mülheim. Das künstlerische Schaffen von Ursula Hirsch ist facettenreich. Mit Glasmalerei fing es in den 50ern an. Nun wird die Mülheimerin 90 Jahre alt.

Die Kunstszene in Mülheim prägt Ursula Hirsch seit Jahrzehnten maßgeblich mit. Genau deshalb erhält sie in diesem Jahr auch den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft. Es gibt aber noch etwas anderes zu feiern. Am Montag wird die Malerin 90 Jahre alt. Sie findet: Es gibt nichts Besseres als das Arbeiten, ich glaube, ich habe reichlich und genug gemalt.“

1929 in Düsseldorf geboren und im Krieg nach Oberbayern verzogen, beginnt Ursula Hirsch 1947 an einer bayrischen Kunstschule das Zeichnen zu erlernen. „Meine Eltern haben mich in die künstlerische Richtung gelenkt, und das haben sie richtig gemacht“, sagt sie heute.

Ursula Hirsch gestaltete in Mülheim die Fenster in der Katharinenschule


Eine richtige Berufsausbildung absolviert Ursula Hirsch dann in Bonn: Sie wird Glasmalerin, entwirft und fertigt kunstvolle Fenster an – für Schulen, vor allem aber auch für Kirchen. „Den ersten großen Auftrag hatte ich in Essen. Ich sollte die Glasfenster der Klosterkirche an der BMV-Schule restaurieren. Sie waren im Krieg ramponiert worden“, erinnert sie sich. 1958 legt sie die Meisterprüfung ab, an Arbeit mangelt es in dieser Zeit nicht. In Mülheim gestaltet die Künstlerin unter anderem Fenster in der Katharinenschule.

Irgendwann in den 50ern fängt Ursula Hirsch auch mit dem Malen an. „Wenn man Spaß daran hat, dann bleibt man dabei“, erklärt sie. Sie malt abstrakt, hin und wieder auch halbabstrakt, fertigt Hunderte von Gemälden, aber auch Radierungen, Zeichnungen, Collagen, Reliefs und Plastiken an. 1964 heiratet sie den Künstler Werner Graeff, man richtet in einem Mülheimer Bauernhaus zwei Ateliers ein. „Er hat total anders gemalt, aber wir haben uns gegenseitig unterstützt“, berichtet sie. 1971 werden sie dazu eingeladen, als Ehepaar in der Villa Hammerschmidt auszustellen.

Viele Ausstellungen im In- und Ausland

Woher die Inspiration für neue Arbeiten kam? „Aus allem, was man gesehen hat, was einem so im Kopf rumschwirrt, wird eine Idee, etwas Neues. Wie das genau passiert, weiß ich eigentlich nicht“, sagt die Frau mit dem feschen Kurzhaarschnitt. Auf viele Ausstellungen im In- und Ausland blickt sie zurück. Bei der Jahresausstellung der Mülheimer Künstler im Museum ist sie Jahr für Jahr vertreten. Auch für den deutsch-französischen Kunstaustausch hat sie sich eingesetzt. Das Reisen gehört zu ihren liebsten Beschäftigungen ebenso wie das Meditieren.