Mülheim. Sein Künstlerleben begann in Mülheim: Ruhrpreisträger Christian Rickert ist jetzt 80 Jahre alt geworden, er lebt und arbeitet in Berlin.

„Ich bin immer noch verrückt nach Bildern und male, fotografiere und zeichne jeden Tag“, hat Christian Rickert 2018 in einem Interview mit dem Kunsthistoriker André Lindhorst gesagt. Nun ist der renommierte, in Mülheim aufgewachsene Künstler und Ruhrpreisträger 80 Jahre alt geworden – und er wird nicht müde, in seinem Atelier in Berlin-Wilmersdorf Neues zu schaffen.

Abitur am Otto-Pankok, Studium in Berlin

Ein Blick zurück: Bekannt wird Christian Rickert schon in den 60er/70er Jahren, damals noch als eigenwilliger und zeitkritischer Zeichner, der zunächst naturalistisch und exakt Landschaften oder Gegenstände mit Bleistift oder Tusche abbildet. Das Handwerk lernt er bei seinem Vater Johannes, der Kunstlehrer am Otto-Pankok-Gymnasium ist. Auch Christian besucht das „OP“, macht dort 1960 sein Abitur. Danach zieht es ihn zum Studium nach Berlin, an die Hochschule für Bildende Künste. 1066 wird er Meisterschüler bei Prof. Gerhard Fietz.


„Am Anfang war die Zeichnung“ ist Rickerts Homepage überschrieben. Als junger Künstler fertigt er oft großformatige Bleistiftzeichnungen an, die Fragen aufwerfen und Emotionen spiegeln. Von der realistischen Darstellung findet er immer mehr zur freien Form, die Gegenständlichkeit löst sich auf. Es ist bekannt für „verwackelte Motive“. Vielfach geht es in seinen Arbeiten um den Menschen in seinen extremen Gefühlslagen, von Aggressionsbereitschaft bis Harmoniesucht.

Erste Ausstellung im Mülheimer Museum

Seine erste Ausstellung hat Christian Rickert 1963 im Mülheimer Museum – er ist bei der Jahresausstellung der Mülheimer Künstler vertreten. Schon kurz darauf stellt er zusammen mit Otto Pankok und Otto Piene am Niederrhein aus, in den Folgejahren hängen seine Zeichnungen dann sogar neben Werken von Baselitz oder Beckmann, Beuys oder Chagall, Pollock oder Richter.

1969 erhält er den Kunstpreis „Junger Westen“, ein Jahr später den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft in seiner Heimatstadt. 1970, 1974, 1980 stellt er erneut in Mülheim aus. Viele weitere Ausstellungen im In- und Ausland, Verkaufserfolge und Aufträge bestätigen den politischen Künstler, der das Weltgeschehen mit scharfem Auge beobachtete, in seinem Tun. Aber sein Leben erschöpft ihn auch. 1986 ändert er seinen Kurs radikal. Er zieht sich aus der öffentlichen Kunstszene zurück, gerät sogar ein wenig in Vergessenheit.

Comeback nach über zwei Jahrzehnten

Über zwei Jahrzehnte später dann das Comeback: Seit 2013 zeigt Christian Rickert seine Werke wieder in der Öffentlichkeit. Neben Zeichnungen spielen in seinem späteren Werk auch Gemälde (etwa der Zyklus „Paradise Lost“) und Collagen eine große Rolle. Auch sie haben oft eine sozialkritische Dimension, nicht selten auch eine apokalyptische Note.

„Mittlerweile bin ich wieder zur Zeichnung zurückgekehrt. Ich bin eben einfach Zeichner“, sagt Christian Rickert heute. Es interessiere ihn aber nicht mehr das Gegenständliche oder die politische Aussage, sondern „nur noch Form, Farbe und Komposition“. Mülheim besucht er immer mal wieder, er mag seine Heimatstadt. Das Mülheimer Museum verfügt übrigens über fast 30 Arbeiten des Künstlers.