Mülheim. Mit einem neuen Projekt wollen die „Stücke“-Organisatoren den Nachwuchs fördern. Welche Autoren im März in die „Stücke-Werkstatt“ gehen...
Er ist immer noch einer der wichtigsten Auszeichnungen für das deutschsprachige Theater, selbst wenn der Mülheimer Dramatikpreis im Juni nunmehr zum 45. Mal vergeben wird. Prägende zeitgenössische Dramatiker wie Dea Loher, René Pollesch, Elfriede Jelinek, Thomas Köck sind mit ihm tief verbunden. Auch die Zuschauerzahlen sprechen für sich – 2019 waren die „Stücke“ nahezu ausverkauft. Und längst hat sich das Festival auf vielfältigen Ebenen weiterentwickelt.
So betrachtet der Wettbewerb inzwischen auch die Szene des deutschsprachigen Kinder- und Jugendtheaters – zum 11. Mal wird in diesem Jahr der Mülheimer Kinderstücke-Preis vergeben. Er ist ein wichtiges Förderinstrument für die Qualität des jungen Theaters geworden.
Neue Stücke-Werkstatt fördert professionell den Autoren-Nachwuchs
Und diesmal soll es eine weitere Förderung für Theater-Autoren geben, ganz ohne Wettbewerb: die Mülheimer Stücke-Werkstatt. Die Idee ist, dass vier ,Nachwuchsdramatiker’ ein Stück frei von Zeit- und Konkurrenzdruck schreiben. Dabei werden sie von erfahrenen Mentoren unterstützt. Zudem arbeiten sie mit Regiepartnern zusammen und erproben ihre Texte regelmäßig mit dem Schauspielensemble des Theater an der Ruhr.
Vierzehn Monate dauert die Stücke-Werkstatt, die schon im März an den Start gehen wird. In die erste Runde gehen Caren Jeß, unterstützt von Petra Schönwald (Schauspiel Stuttgart), Anne Lepper mit Alia Luque (Schauspiel Hannover), Mehdi Moradpour mit Rieke Süßkow (Schauspielhaus Wien) und Nele Stuhler mit Franz Xaver Mayr (Residenztheater München).
Wobei die Wahl der Autoren deutlich macht: Den Begriff „Nachwuchs“ muss man weiter fassen. Denn zumindest Lepper hat bereits 2017 den Dramatikerpreis gewonnen, und auch Stuhler und Moradpour sind mit ihren Arbeiten schon erfolgreich an den Theatern.
Noch mehr Qualität für das Schreiben von Theater-Stücken
Was also kann diese Form der Förderung besonders gut leisten? „Das Festival verschafft den Autoren vor allem Aufmerksamkeit. Das ist sehr wichtig, aber eben eher ein punktuelles Ereignis. Die Werkstatt dagegen ist auf Langfristigkeit angelegt. So können es sich die Autoren leisten, Neues auszuprobieren, vielleicht auch mal eine Sackgasse zu riskieren“, sagt Festivalleiterin Stephanie Steinberg. Es entstehen – so hofft Steinberg - außerdem nachhaltige, fruchtbare Arbeitsbeziehungen, neue Konstellationen der Zusammenarbeit.
Und was versprechen sich die Stücke davon? „Wir glauben, dass das Schreiben fürs Theater dadurch an Qualität gewinnt“, antwortet die Festivalleiterin. Die enge Zusammenarbeit mit Regiepartnern, Mentoren und Theatern biete ihnen die Möglichkeit, „den Schreibprozess kontinuierlich und gemeinsam mit anderen zu reflektieren. Das ist im Arbeitsalltag sonst sehr selten möglich. Und dank des Werkstatt-Stipendiums können sie sich auf die künstlerische Arbeit konzentrieren.“
Die Finanzierung sei für 2020 und 2021 gesichert, kann Steinberg zusagen: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Stücke-Werkstatt auch darüber hinaus bestehen bleibt. Natürlich muss sich die Idee bewähren und auch unsere Förderer überzeugen. Das Interesse an einer Zusammenarbeit mit unserem Mülheimer Festival ist vielfältig.“ Auf die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit muss man sich allerdings etwas gedulden: Sie werden zu den Stücken 2021 – also im kommenden Jahr – gezeigt.