Mülheim. Das Mülheimer Theater- und Konzert- angebot ist vielfältig und so breit wie jedes Jahr. Es gibt hochwertige Angebote für Menschen jeden Alters.

Die Spielzeit 2019/20 für die städtischen Theater- und Konzertveranstaltungen ist erfolgreich angelaufen. Über Angebote und Arbeit, die hinter dem abwechslungsreichen und hochwertigen Programm stecken, sprach Redakteurin Andrea Müller mit Stephanie Steinberg, Leiterin des Theater- und Konzertbüros, und Festivaldramaturgin Janna Röper.

Ist das Spielzeitprogramm von Umfang und Qualität mit den Vorjahren vergleichbar?


Steinberg: Ja. Auch wir mussten zwar Einsparungen von fünf Prozent im Budget vornehmen, aber wir haben keine Angebote weglassen müssen. Durch die Umorganisation, die Nähe zum Theater an der Ruhr und die Ansiedlung des Abo-Büros direkt bei uns am Raffelberg gibt es mehr Synergieeffekte. Wir konnten den fehlenden Betrag so kompensieren.

Sie arbeiten seit einiger Zeit unabhängig vom Kulturbetrieb?

Die Stücke 2019 wurden mit „Wonderland Ave“ von Sibylle Berg eröffnet. Für 2020 plant das Theater- und Konzertbüro wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Die Stücke 2019 wurden mit „Wonderland Ave“ von Sibylle Berg eröffnet. Für 2020 plant das Theater- und Konzertbüro wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm. © Unbekannt | Birgit Hupfeld


Steinberg: Ja, aber wir gestalten weiterhin und unverändert das städtische Programm für Theater und Konzerte und organisieren die „Stücke“. Allerdings etwas eigenständiger. Ich habe ein tolles Team, Fachleute wie eine Theaterwissenschaftlerin, eine Dramaturgin, einen Theaterpädagogin. Das eröffnet uns die Möglichkeit, konzeptionell ganz anders zu arbeiten.

Seit ungefähr zehn Jahren ist Ihr Büro im Theater an der Ruhr angesiedelt ...


Steinberg: Und das hat viele Vorteile. Wir können uns terminlich, aber auch inhaltlich viel besser absprechen. Das hat zur Folge, dass wir uns mehr auf unsere Angebote konzentrieren können – und sogar mehr Geld in Veranstaltungen stecken können. Dem Publikum ist es egal, wer der Veranstalter eines Angebotes ist, Hauptsache es ist gut. Je mehr die Veranstalter in der Stadt ihre Eitelkeiten ablegen, desto besser für das Publikum. Wir sind da gemeinsam mit dem Theater an der Ruhr schon viele Schritte gegangen.

Zum Beispiel?


Steinberg: Wir haben mit Sarah Kranenpoot eine Theaterpädagogin, die sowohl für uns, als auch für das Theater an der Ruhr arbeitet. Ein weiteres Beispiel: Es gibt nun ein gemeinsames Abo - mit Theateraufführungen und Sinfoniekonzerten. Es ist letztes Jahr erstmals angeboten worden und hat sich sehr bewährt. Noch viel mehr Kooperation wird das Theaterstadt-Projekt bringen, das das Theater, der Ringlokschuppen und wir kürzlich gestartet haben.

Neu zum Programm hinzugekommen sind 2016 die „ZwischenStücke“...


Steinberg: Unser Ziel war, das Thema Gegenwartsdramatik auch über das Jahr - zwischen den „Stücken“ - lebendig zu halten. Das tun wir mit Theatergastspielen für Erwachsene und Kinder, aber auch Lesungen. Autoren tragen aktuelle Texte vor. Die Zwischenstücke kommen gut an, die Reihe wird fortgesetzt. Bei den Lesungen ist es etwas schwieriger, viel Publikum zu generieren. Aber die Zuhörer, die da sind, diskutieren immer sehr angeregt mit der Autorin oder dem Autor.

Die Sinfoniekonzerte sind wieder mehr gefragt. Ist es schwer, bekannte Musiker zu verpflichten?


Röper: Es ist nicht einfach. Wir brauchen für die Konzerte einen Vorlauf von zwei Jahren. Wir buchen jetzt schon Orchester für die Spielzeit 2012/22. Auch diesmal sind viele hochkarätige Solisten und Orchester dabei – wie die Hong Kong Sinfonietta, das sind Superstars in Asien, oder der Harfinist Xavier de Maistre, um nur einige zu nennen. Die Konzeption der Reihe erarbeiten wir gemeinsam mit der Konzertdramaturgin Eva-Susanne Rohlfing.

Die Bergischen Symphoniker traten schon häufiger bei den Sinfoniekonzerten in Mülheim auf.
Die Bergischen Symphoniker traten schon häufiger bei den Sinfoniekonzerten in Mülheim auf. © Wojtyczka | Unbekannt

Ein großer Programmbereich ist das Angebot für Kinder...


Steinberg: Wir machen Angebote für Kita-Kinder und für Grundschüler, alle ersten Klassen beispielsweise werden zu einer Märchenaufführung eingeladen. Im Rahmen der „Kinderstücke“ und der „Zwischenstücke“ haben wir Gastspiele und Lesungen für Kinder und Jugendliche.


Röper: Bei den „Kinderstücken“ wird es 2020 etwas Neues geben. Ein Lehrender der TU Dortmund wird an der Uni ein Seminar zum Thema geben, Studenten werden herkommen und sich Stücke ansehen und besprechen.

Wird die Kooperation mit Hochschulen auch bei den „Stücken“ fortgeführt?


Röper: Ja. Studenten der Hochschulen Paderborn, Duisburg/Essen und Dortmund werden sich inhaltlich mit den Texten beschäftigen, Produktionen anschauen, Gespräche mit Autoren und Dramaturgen führen und so weiter. Auch der Fachbereich Szenische Forschung der Uni Bochum wird wieder dabei sein.


Steinberg: Es geht uns auch darum, jüngere Leute an Festival heranzuführen. Wir wollen hier in Mülheim darüber hinaus das Diskurszentrum sein, wo darüber nachgedacht wird, was szenisches Schreiben und Autorschaft heute bedeuten. Wir planen zum Beispiel auch einen Fachtagung zu diesen Themen.

Für die „Stücke 2020“ gibt es 100.000 Euro zusätzlich vom Land. Wofür wird das Geld genutzt?


Steinberg: Wir planen eine komplette Neuausrichtung des „Stücke“-Marketings, wollen das visuelle Erscheinungsbild rundum modernisieren. Unsere Homepage wird erneuert. Wir wollen die Social Media besser bespielen. Die Landesförderung ist übrigens ein gutes Argument, um auch beim Bund Förderung zu beantragen. Wir versuchen das. Die Stücke sind schließlich ein Projekt von nationaler Bedeutung. Das wurde in einem ersten Gespräch auch schon anerkannt.