Mülheim.. Dafür ist der 76-Jährige stadtbekannt: Vor 30 Jahren gründete er Mülheims ersten Verein mit integrativen Gruppen und lebt für die Inklusion.


Er trägt die Verantwortung, und das mit ganzem, ja mit vollem Herzen. Und er macht einfach – und das schon seit nunmehr drei Jahrzehnten: Alfred Beyer ist so ein Typ Mensch, der einfach mal anpackt. Tue Gutes und spreche darüber, das macht der stadtbekannte Alfred Beyer gerne, wenn auch immer sehr bescheiden. Er sagt einfach: „Das ist mein Job.“ Ein Vollzeit-Job im Ehrenamt, an vielen Tagen in der Woche. Ruhestand? Alfred Beyer winkt ab. Warum auch?

Erst kürzlich berichtete der WDR über den Mülheimer, genauer über ihn und seine Schwimmkurse. Nicht ganz ohne Stolz berichtet Alfred Beyer davon. Aber seine Arbeit, die ist für ihn ganz selbstverständlich. Auch sein Engagement als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Behindertenvereinigungen.

TV-Beitrag über Schwimmkurse


Alfred Beyer gründete vor 30 Jahren den Verein für Bewegungsförderung und Gesundheitssport (VBGS). Im Alter von 29 Jahren verlor er sein Bein. Da hatte er gerade seine Selbständigkeit als Raumausstatter aufgenommen. „Da war ich ein bisschen neben der Kappe“, sagt Alfred Beyer heute. „Durch den Sport habe ich mich aber wieder gefangen.“

Und das, worum es beim VBGS geht, lässt sich mit einem Wort umschreiben: grenzenlos. Schließlich geht es darum, auf dem Weg zur Inklusion Grenzen zu überwinden. Der VBGS ist ein Verein für alle – ob beeinträchtigt oder nicht, ob hell oder dunkel, egal aus welcher Nation. „Wir haben schon immer alle irgendwie zusammen gehabt, das war unsere oberste Maxime“, weiß Beyer. Innerhalb der Stadt war die VBGS der erste Verein mit integrativen Gruppen. Alfred Beyer zeigt so Tag für Tag: Auch mit einer Behinderung kann man etwas tun und am (sportlichen) Leben teilhaben. Beyers Arbeit ist vielfältig, das Programm des Vereins zielt in sämtliche Bereiche des sportlichen Lebens, immer aber geht um den Gedanken, Grenzen, auch und vor allem in den Köpfen der Menschen, zu überwinden.

Besondere Form der Inklusion

Seit etwa drei Jahren bietet der VBGS auch einen Schwimmkurs für Flüchtlingskinder an. Etwa 14 bis 15 Kinder kommen regelmäßig. Dann gibt es auch noch die Kurse für Anfänger und Kita-Kinder. Zu allen Stunden gibt es einen eigenen Fahrdienst, der die Kinder holt und bringt. 80 Kinder und Jugendliche nutzen derzeit das Angebot des VBGS. Und nehmen so an dieser besonderen Form der Inklusion teil. „Für mich ist das immer auch ein Erfolgserlebnis und zeigt, wie man gut miteinander umgehen und voneinander lernen kann“, sagt Beyer. Da kommt es auf eine gemeinsame Sprache gar nicht an. Und auf Handicaps sowieso nicht. Aber: „Was das Zuhause mitgibt, das sieht man sehr schnell. Früher waren die Kinder selbstständiger“, so der Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Sehbehindertes Mädchen macht Praktikum

Im Grunde könnte man diesem Alfred Beyer einen ganzen Tag lang zuhören, wenn er erzählt, Geschichten wie diese: „Einmal hat ein 16 Jahre altes syrisches Mädchen ein Praktikum bei uns im Verein gemacht. Sie war blind, konnte nur hell und dunkel unterscheiden.“ Anfangs wollte Alfred Beyer nicht, zu groß die Verantwortung. Was ist, wenn dem Mädchen etwas passiert? Doch sie lebte sich mehr als schnell ein und wurde zu einer wichtigen Stütze, einer ausgezeichneten Hilfe. „Sie war so glücklich und wir auch. Ich war froh, dass wir das gemacht haben. Das hat echt Spaß gemacht“, sagt Beyer heute.

Denkt man im Alter von 76 Jahren vielleicht ab und zu auch mal ans Aufhören? „Ach“, sagt Alfred Beyer, „ich mache weiter, so lange, bis ein Nachfolger gefunden ist, der auch die Verantwortung übernehmen möchte.“