Mülheim. Über 1000 Bürger haben sich bisher für das neue Hospiz in der Innenstadt engagiert. Freitag wird das Haus eröffnet – nach zwölf Jahren Planung.
Mit Licht haben sie nicht gegeizt. Das war gewollt. Das Hospiz an der Friedrichstraße sollte ein helles Haus werden, nichts Dunkles, Bedrückendes ausstrahlen. „Es ist schließlich nicht ein Haus der Toten, sondern der Lebenden“, sagt Ulrich Schreyer, Chef des Diakoniewerkes und auch Geschäftsführer der Evangelischen Hospiz gGmbH. Vor zwölf Jahren hat er begonnen, über ein Hospiz nachzudenken, zu lesen, zu planen. Mancher Wunsch nach einem Hospiz in Mülheim ist sogar noch älter. Das Hospiz ist fertig, Freitag wird es eröffnet. Es ist „ein Haus der Mülheimer“, wie Schreyer sagt. Selten zuvor haben sich Bürger schon im Vorfeld so stark für eine Einrichtung engagiert.
Das Hospiz verbindet Altes und Neues. Die ehemalige Villa aus der Gründerzeit, die ein Lederfabrikant errichten ließ und die unter Denkmalschutz steht, wurde um einen Neubau ergänzt. Das Gebäude liegt mitten im Leben. Gegenüber befindet sich das Karl-Ziegler-Gymnasium, die beiden Krankenhäuser sind in Sichtweite, die Straßenbahn hält fast vor der Tür, zum Ruhrufer sind es wenige Schritte.
Eine familiäre Atmosphäre
Gut zwei Jahre wurde an- und umgebaut, modernisiert und eingerichtet. Geputzt und gefegt wird noch bis Freitag, Gardinen werden aufgehängt, die letzten Stufen mit Teppich belegt. Eine familiäre Atmosphäre soll das Haus prägen, sagt Judith Kohlstruck, die Leiterin der Einrichtung. Hinter der weißen Gründerzeit-Fassade befindet sich eine schlichte Eleganz. Der Preis: 2,6 Millionen Euro.
Nächste Woche werden die ersten Gäste ins Haus ziehen, so werden die Schwerkranken hier genannt. Anmeldungen, Anfragen liegen längst vor, es gibt sogar eine Warteliste. Der Bedarf für so ein Haus stand nie infrage. Zehn Zimmer gibt es, dazu zwei für Besucher. Jederzeit können Angehörige kommen, auch übernachten. Darauf sei das Haus eingestellt, sagt Judith Kohlstruck.
Die letzte Lebensphase "lebbar" gestalten
Die Gäste werden Menschen zwischen 20 und über 90 Jahren sein. Schreyer weiß, dass sich viele in einer unerträglichen Lage befinden werden. Die letzte Lebensphase „lebbar“ zu gestalten, darin sieht man im Hospiz das zentrale Anliegen. Jedem Gast stehen Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Es gibt ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, eine Wohnküche, einen Garten mit altem Baumbestand, einen Raum der Stille. Alles ist großzügig angelegt, einladend. Das Essen wird auf Wunsch zubereitet, das übernimmt die Diakonie.
13 Pflegekräfte werden sich um die Schwerkranken kümmern, 28 Ehrenamtliche unterstützen sie. Die Erfüllung von Wünschen spielt eine große Rolle im Hospiz, auch dazu sind die Ehrenamtlichen da. Zwei Ängste, sagt Schreyer, brächten die Schwerkranken mit: die Angst vor Schmerzen und die Angst davor, in Einsamkeit zu sterben – beide Ängste würden ihnen genommen.
Auch wenn im November der Alltag im Hospiz beginnt, wird man nicht ohne Bürgerengagement auskommen. Dabei geht es auch um Geld. Zehn Prozent der jährlichen Kosten muss das Hospiz über Spenden aufbringen, immerhin fast 200.000 Euro. Zum Glück, so Schreyer, erlebt der Förderverein einen starken Zulauf. Auch das ist ein lichtvoller Moment.