Heißen..
Morgens, kurz nach 10 in der Heißener Mitte: Der Stadtteil erwacht – Menschen machen Erledigungen, eilen von rechts nach links. Ein Großmütterchen marschiert mit dem Gehstock mitten über die Straße, während eine Dame hinter ihr ihre beiden Töchter lieber an die Hand nimmt. Sie zögert, schaut noch mal zur Seite, bevor sie sicher ist, dass das Auto auch wirklich anhält. Erst dann laufen sie zügig auf die andere Straßenseite. So ganz geheuer scheint ihnen die neue Verkehrssituation zwischen Paul-Kosmalla, Hingberg-, Hardenberg- und Honigsbergerstraße noch nicht zu sein. Der Beobachter merkt dennoch schnell: Autofahrer, Radler und Fußgänger nehmen viel Rücksicht aufeinander.
Ein sonniges Plätzchen finde ich auf einer Bank am Rande des Marktplatzes, dem rotgepflasterten Herzen Heißens. Von hier aus lässt sich das Geschehen rund um den neuen Kreisel gut beobachten. Menschen mit Brötchentüten queren die Straße, einige sprinten zur Postfiliale oder Richtung Einkaufsmarkt. Die meisten von ihnen bleiben zunächst verunsichert am Straßenrand stehen, dort wo vor dem Umbau die Ampeln angezeigt haben, wann Fußgänger queren dürfen. Sie bedanken sich dann auch bei den Autofahrern, die stehen bleiben und Zeichen geben, dass sie Vorfahrt gewähren. Auch Lastwagen tasten sich vorsichtig an den Kreisverkehr und lassen zunächst Fußgänger passieren, bevor sie sich einordnen.
Verkehrsberuhigter Bereich
Doch: Viele der Fahrer brausen schnell auf den Kreisverkehr zu und merken erst kurz davor, dass hier verkehrsberuhigte Zone ist. Obwohl an den drei Einfahrten der Hardenbergstraße in der vergangenen Woche nachträglich und zusätzlich zu den Schildern große Tempo-20-Markierungen auf der Straße aufgebracht wurden, wie Christof Löchteken vom Amt für Verkehrswesen und Tiefbau verrät. „Um Fahrern zu verdeutlichen, dass sie sich in einem verkehrsberuhigten Bereich befinden.“ Auch die Markierungen kurz vor dem Kreisel sollen darauf aufmerksam machen. Denn: „Das ist aufgrund der Bebauung nicht sofort erkennbar.“
Überall die Straße kreuzen
Neben mir plätschert das Wasser im Brunnen auf dem Platz und um mich herum wird es immer trubeliger. Um vom Parkplatz vor der katholischen Kirche zur Sparkasse zu gelangen, sprintet ein Mann mit Portemonnaie in der Hand zwischen den parkenden Autos vorbei, quer über die Straße und den Grünstreifen vor der Post. Was zunächst gefährlich ausschaut, ist durchaus gewollt. Der Gedanke dahinter: „In einer verkehrsberuhigten Tempo-20-Zone ist alles darauf ausgelegt, dass Fußgänger und Radfahrer überall die Straße kreuzen dürfen“, weiß Löchteken.
In der Tat: Je länger ich dort sitze, desto mehr Menschen lassen sich beobachten, die die alten Übergänge rund um den Kreisel nutzen. „Aus Gewohnheit“, sagt eine Dame, die mit ihren Kindern neben mir auf der Bank Platz genommen hat. „Man meint, dass dort Zebrastreifen sein müssten, weil man das von anderen Kreisverkehren so kennt.“ Einige Anwohner nahmen in den vergangenen Tagen selbst die Kreide zur Hand und malten Zebrastreifen zwischen die Bürgersteige. Doch: „Zusätzliche Zebrastreifen würden nicht ins Konzept passen“, sagt Löchteken. Und seien daher auch in Zukunft nicht vorgesehen. „Aber das wird sich einspielen“, ist er sich sicher.