Mülheim.
Wer meint, dass früher ja doch alles besser war, sollte mal einen Blick auf das alte Foto werfen: Es zeigt die Kreuzung Friedrich-/Friedrich-Ebert-/Leineweberstraße, anno 1966.
Auch heute läuft, nach dem Umbau der Kreuzung am Berliner Platz, noch nicht alles rund. „Wir wissen ja, dass es Unzufriedenheit gibt“, betont Baudezernent Peter Vermeulen. „Verbesserungen und Optimierungen der Verkehrsabläufe sind unser Tagesgeschäft“, sagt Klaus Dieter Kerlisch, Leiter im Amt für Tiefbau und Verkehrswesen. Vermeulen kündigte gestern ein zentrales Beschwerdemanagement rund um Verkehrsfragen an: Zum 16. April soll eine zentrale Rufnummer geschaltet sein, auch über eine zentrale E-Mail-Adresse werden Meldungen, Kritik, Vorschläge der Bürger angenommen. „Alle Anrufe/Mails werden beantwortet und auch geprüft“, verspricht Peter Vermeulen. Vorschläge sollen von einer „Task Force“ innerhalb eines Monats auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden. Von einem Gedanken, sagte Baudezernent Vermeulen gestern, habe man sich verabschiedet: „Von der Vorstellung, es gäbe eine perfekte Verkehrsführung, die alle Probleme beseitigt.“
Steuerung durch Verkehrsrechner
Die SPD-Fraktion hatte zuvor im Planungsausschuss eine Bilanz der verkehrlichen Baumaßnahmen in der Innenstadt gefordert, mit einer Erklärung zu den zu viel Unzufriedenheit führenden Ampelschaltungen. Auch viele Fußgänger haben sich über die langen Ampelphasen an der Berliner-Platz-Kreuzung geärgert.
„Der ganze Knotenpunkt“ erläuterte Roland Jansen, der Leiter der Verkehrsplanung, „wird vom Verkehrsrechner gesteuert.“ Dieser verarbeitet die Signale, die von Meldepunkten, Tastern, Kameras, Schleifen, also von Autos, Fußgängern, Radlern, Bussen/Bahnen, ausgehen und schaltet danach die Ampeln.
Belastet bis überbelastet
Vorrang hat der ÖPNV mit 80 Fahrten pro Stunde rund um die zentrale Haltestelle. Busse und Bahnen, die noch nicht mit dem zentralen Meldesystem verbunden sind, werden noch oft vom Fahrer per Schlüssel zwangsgeschaltet. „Das macht hinterher große Probleme, der optimale Ablauf wird dadurch gestört“, erläutert Kerlisch. Denn dann rechnet das System wieder ganz neu. So kommt es, dass Fußgänger bis zu 80 Sekunden warten müssen. Längstens, denn danach bekommen sie, bei der westlichen Querung, einen Vorrang.
Der Durchgangsverkehr sollte um die Innenstadt geleitet werden. So war die Ausgangslage für die Verkehrsplanung vor 13 Jahren, die dazu beitragen sollte, die Innenstadt näher an die Ruhr zu bringen. 1999 quälten sich noch 12.000 Autos täglich in der einen Richtung durch die Friedrich-Ebert- und 12.000 Pkw in der anderen Richtung durch die Ruhrstraße. Der Bereich um die Schlossbrücke war belastet bis überlastet.
In beiden Richtungen befahrbar
Es wurden, seit 2006, die Außenbereiche für die Aufnahme des Durchgangsverkehrs vorbereitet, darunter die Mühlenberg-Kreuzung, die Konrad-Adenauer-Brücke, der Tourainer Ring, die Aktienstraße – was am 10. März 2012 mit dem neuen Kopf der Konrad-Adenauer-Brücke endete. Wer nicht muss, der braucht nicht mehr durch die Innenstadt zu fahren. Das ist wohl nicht ins Bewusstsein zu bekommen: „Es hat sich so eingebürgert, man ist ja immer so gefahren“, meint Kerlisch. Selbst Navigationsgeräte, hat er erfahren, schicken Nutzer noch über die alten Strecken durch die Stadt, obwohl die Verwaltung die neuen Daten frühzeitig weitergegeben habe.
Zum Jahresende werden die Verkehrsverhältnisse neu erhoben, auch im Bereich der Leineweberstraße, um hier weiterplanen zu können. Auch wird über die Möglichkeit einer Stauüberwachung auf der Schloßbrücke nachgedacht, um die Zuflüsse von der Mühlenberg-Kreuzung in die Innenstadt besser zu regeln.
Von 2013 und 2016 wird es um die nördliche Anbindung des Tourainer Rings gehen, der über Eppinghofer Straße und Klöttschen über Kreisverkehre erschlossen wird. Der Klöttschen wird in beide Richtungen befahrbar sein und die Hochbrücke (Tourainer Ring) wegfallen: Die Parallelstraße wird dafür breiter ausgebaut.