Mülheim..
Zirkus ist für Familie Probst vor allem Leidenschaft. Vielleicht ist das der Grund, warum Tochter Stephanie Probst sagt: „Ein Zirkus ist wie ein Unternehmen.“ Denn das „Wie“ könnte sie weglassen: Ein Zirkus ist ein Unternehmen. Punkt. Ein Unternehmen mit Angestellten und Genossenschaftsbeiträgen, mit Buchhaltung und Einnahmen-Ausgaben-Rechnung, mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Doch das Leben zwischen Soll und Haben im Wohnwagen wird schwerer.
60 Angestellte hat der Circus Probst, der noch bis Sonntag auf dem Kirmesplatz in Saarn gastiert. Artisten zählen dazu, Clowns, Tierpfleger, Musiker, Helfer und manchmal sind die Grenzen dazwischen fließend. Hinzu kommen 90 Tiere – vom Emu bis zum Zebra. Doch die, sagt Brigitte Probst, haben an den Gesamtkosten den kleinsten Anteil.
„Für hohe Qualität muss man weltweit gucken“
Die Zirkus-Chefin, die „für das Kaufmännische“ zuständig ist, nennt das Personal als Hauptgrund für die „wahnsinnig gestiegenen Kosten“. Die Sozialversicherungsbeiträge beispielsweise hätten sich enorm erhöht. Ein großer Batzen, der stetig größer wird, ist das und trotzdem nichts im Vergleich zu den Beiträgen für die zuständige Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten. „Bei uns sind alle versichert, vom Artisten, der in zehn Meter Höhe arbeitet, bis zum Aufbauhelfer“, sagt Brigitte Probst und fügt hinzu, dass in der Beitragshöhe kein Unterschied zwischen Artisten und Helfern besteht – trotz unterschiedlich gefährlichem Arbeitsplatz. Die so entstehenden Kosten, sagt Brigitte Probst, gingen „in die zig Tausende“.
Hinzu kommen die Gehälter und teils anfallende Visa, denn die wenigsten Artisten, die im Circus Probst auftreten, stammen aus Deutschland. „Wenn man eine hohe Qualität haben will, muss man weltweit gucken.“ Doch auch Gema-Gebühren, der Druck und das Aufhängen von Plakaten sowie Platzmiete summieren sich. Und manchmal sind es Kleinigkeiten, die sich hochrechnen. „Früher haben uns Sägewerke das Sägemehl für die Manege geschenkt. Die waren froh, das los zu sein“, erzählt Stephanie Probst. Heute, da Sägemehl zu Pellets gepresst und als Heizmaterial verkauft wird, bekommt der Zirkus nichts mehr geschenkt. Ein kleiner Sack schlägt laut Stephanie Probst mit über 10 Euro zu Buche.
„Der Winter ist Zirkuszeit“
Obwohl sie den geringsten Teil ausmachen, kosten natürlich auch die Tiere. 2011 sogar mehr als sonst, weil der Strohballen aufgrund des Wetters laut Stephanie Probst statt der üblichen 15, 20 Euro plötzlich 50, 60 Euro kostete. Gestiegen seien zudem Tierarztrechnungen und auch Medikamente müssen bezahlt werden, selbst wenn es nur ein ACE-Präparat ist, um die Tiere im Winter fit zu halten.
Nicht im Winter zu reisen, kommt Familie Probst jedoch nicht in den Sinn, denn: „Der Winter ist Zirkuszeit.“ Im Sommer sei die Konkurrenz der Freizeitangebote zu groß; im Winter, sagt Brigitte Probst, gibt es nur Zirkus und Kino: „Im Sommer bei 35 Grad will auch keiner von uns unter der Zeltkuppel rumturnen.“ Also fallen auch Heizkosten an.
Ein gutes Gefühl in Mülheim
Alles in allem, sagt die Chefin, „gehen da Gelder weg, die kann man kaum noch erwirtschaften“. Dass Zirkus nicht mehr zeitgemäß ist und die Menschen schwerer ins Zelt zu holen sind, lässt sie aber trotzdem nicht gelten und verweist auf Zuschauerzahlen. „Es gibt Orte, da läuft es gut und Orte, da läuft es nicht so gut.“ Bei Mülheim hat sie übrigens ein gutes Gefühl, denn das Familienunternehmen gastierte bereits 2010 in Saarn „und da war es sehr gut“.
Karten für den Circus Probst gibt es in vier Kategorien. „1. Platz“: Erwachsene zahlen 18 €, Kinder 14 €. Sperrsitz: Erwachsene 24 €, Kinder 20 €. Dritte Reihe Loge: Erwachsene 30 €, Kinder 26 €. Erste und zweite Logenreihe: Erwachsene 35 €, Kinder 30 €. Zwei- bis Zwölfjährige, Rentner und Behinderte zahlen Kinderpreise. Bei Vorlage von Sondereinladungen gibt es ermäßigte Preise.