Zu sehen, wie andere Menschen arbeiten und leben, Türen aufzustoßen, ist spannend. Am 23. und 24. Juni, dem diesjährigen „Tag der Architektur“, öffnen sich in Mülheim vier ganz unterschiedlich gebaute und genutzte Gebäude: zwei Privathäuser, eine Kindertagesstätte und die Zentrale des ADAC.
Der Aktionstag, in NRW schon zum 17. Mal veranstaltet, gestaltet sich in jeder Hinsicht offen. Architekten und/oder Bauherren können sich einfach anmelden und zur Besichtigung einladen. Ein Auswahlverfahren findet nicht statt. Einzige Bedingung: Das Gebäude darf nicht älter sein als fünf Jahre.
„Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein“, sagt Christof Rose, Pressesprecher der Architektenkammer NRW, bei der die Fäden zusammenlaufen. „Für Leute, die beispielsweise ein Haus geerbt haben oder einen Umbau planen, bedeutet es oft eine große Hemmschwelle, bei einem Architektenbüro anzuklingeln.“ Vielleicht auch, weil man unkalkulierbare Beratungskosten fürchtet. Am „Tag der Architektur“, der diesmal in 164 nordrhein-westfälischen Kommunen stattfindet, sind in der Regel nicht nur die Planer als Ansprechpartner vor Ort, sondern auch die Bau- oder Hausherren.
451 Bauwerke können landesweit besichtigt werden
Landesweit kann man 451 Bauwerke, aber auch Gärten, Parks, ganze Quartiere in Augenschein nehmen. Im Vorjahr waren es etwas weniger, auch schon mal mehr: „Die Zahl schwankt ein bisschen“, erklärt Rose, „und die Art der gezeigten Objekte hängt auch von der konjunkturellen Lage ab. Im vergangenen Jahr waren, aufgrund des Konjunkturpaketes II, viele Schulen dabei, diesmal mehr Privatgebäude.“ Dem entspricht etwa auch die Mischung in Mülheim.
Als Geschäftsgebäude ist das ADAC Center dabei: Mit dem zugehörigen Sitz der Kfz-Prüfstelle bilde es „einen öffentlichen urbanen Raum“, schreiben die verantwortlichen Planer vom Mülheimer Architekturbüro Ralf Harsveldt, „einen ruhenden Pol im ständigen Verkehrsfluss der Mellinghofer Straße/Mannesmannallee“. Besonderer Blickfang im Inneren: das zweigeschossige, interessant beleuchtete Atrium.
Privathäuser öffnen sich für Interessierte
Vom selben Büro gestaltet wurde der ev. Kindergarten Lindenhof in Saarn, der schon seit 1964 besteht, nun aber umgebaut und erweitert wurde, bis in die Waschräume hinein, um unter Dreijährige betreuen zu können wie auch behinderte Kinder. Aus einem „dunklen Flurbereich“, so die Planer, sei eine „kommunikative Kindergartenstraße“ mit Plätzen, Räumen und Sitzerkern geworden. „Die offene Architektur macht das moderne pädagogische Konzept sichtbar.“
Wenn sich Privathäuser für Schaulustige öffnen, wie an zwei anderen Stellen in Mülheim, kann man zugleich mit den Menschen sprechen, die hier leben. „Das macht den Reiz aus“, so Christof Rose, Sprecher der Architektenkammer, und ringe den Besuchern vielleicht Fragen ab wie diese: „Ihr Haus sieht ja schön aus, aber lässt es sich auch putzen?“ Antworten gibt es am Wochenende in der klar-elegant konstruierten Villa am Steinknappen 34 oder auch bei der vierköpfigen Familie Kümmerlein: Sie bewohnt am Speldorfer Kesselbruchweg eine neu errichtete „Hausgruppe“ mit zwei ineinander verschränkten Satteldächern, die die Linie der früheren Zechenhaussiedlung aufnehmen.
Eine Sprecherin des ausführenden Essener Architektenbüros Koschany + Zimmer KZA erläutert: „Hier gab es städtische Bebauungsvorgaben, die auf den ersten Blick abschreckend wirkten, aber zu einer sehr pfiffigen Lösung geführt haben.“ Am Sonntag kann sich jeder selber ein Bild machen.
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