Die Stadt, darin sind sich Architekten, Planer und Politiker einig, wird sich in den nächsten Jahren stark verändern, und das an exponierten Stellen wie an der Ruhrpromenade, an der Duisburger Straße, vielleicht schon bald am Kassenberg auf dem Lindgens-Gelände oder auf dem Grundstück der einstigen Ibing-Brauerei.
Der Bund Deutscher Architekten am Ort bemüht sich, wie ihr Vorsitzender in Mülheim Gunvar Blanck betont, die Ansprüche an die Gegenwartsarchitektur zu steigern, ein „hohes Bewusstsein für qualitätsvolles Bauen und Planen wachzurufen.“
Dabei denkt er keineswegs nur an die Architekten, sondern insbesondere auch an die Bauherren. „Die müssen sagen, dass sie etwas Besseres wollen als das, was sie vor der Nase haben.“ Der Architektenbund appelliert an jeden Bauherrn, auch an den, der sich ein Einfamilienhaus baut, die eigenen ästhetischen Ansprüche hoch anzusetzen. „Gute Architektur erfordert nicht viel Geld, sondern gute Ideen.“
Die „Auszeichnung guter Bauten“, 1997 vom Bund Deutscher Architekten (BDA) ins Leben gerufen, wurde nunmehr schon zum dritten Mal ausgelobt. Architekten, Ingenieure und Stadtplaner können gemeinsam mit ihren Bauherren an dem Wettbewerb teilnehmen und Projekte der letzten drei Jahre einreichen. Sieben Objekte wurden in den vergangenen Wochen in Mülheim als besonders gelungen eingereicht. Eine Jury entschied gestern Abend über deren Qualität. „Es sind nicht sehr viele Vorschläge“, sagt Blanck, „aber wir haben einen sehr guten Querschnitt vorgelegt bekommen.“ Die mit einer Auszeichnung bedachten Bauten können noch einmal auf Landesebene ins Rennen gehen und um den vom BDA-Landesverband in Düsseldorf ausgelobten „Architekturpreis NRW 2011“ konkurrieren.
„ Zwar sind wir immer noch weit entfernt von der vielfach geforderten und vom BDA initiierten Qualitätsoffensive, doch sind in den vergangenen drei Jahren einige eindrucksvolle Projekte auf den Weg gebracht worden, die einen neuen Trend erkennen lassen“, sagt Blanck und hebt vor allem die verschiedenen Funktionsbauten hervor, die aus dem städtebaulichen Kontext mit viel Gespür entwickelt wurden und nicht nur zweckdienlich sind.
Gute Beispiele wurden etwa mit dem neuen Hörsaalzentrum des Max-Planck-Institutes oder mit dem Siemens Technopark zum Wettbewerb eingereicht. Der geplante Neubau der Fachhochschule wird als Kontinuität der jüngsten Entwicklung gesehen und gilt als vielversprechend. Gute Architektur, so Blanck, strahle aus ins Quartier.
Insbesondere beim Wohnungsbau, bei der Bauträgerarchitektur sieht Blanck noch Nachholbedarf in Sachen Qualität. Die Bürger, so das Ziel, „sollten nicht in einer Stadt leben müssen, in der sich nur Investoren wohl fühlen.“