Mülheim.

Der „Rat der Bürger“ hat getagt und sich nach dreitägiger Beratung und Diskussion mit Fachverwaltung und externen Experten am Mittwoch auf ein Gestaltungskonzept für den Rathausmarkt festgelegt. Wobei: Eigentlich ist es ein und ein halbes Konzept... Die Bürgerbeteiligung über ein sogenanntes Charrette-Verfahren hat aus Sicht aller Teilnehmer des Abschlussforums am Mittwoch wieder gefruchtet.

Moderator Prof. Harald Kegler (Bauhaus-Uni Weimar) zeigte sich hoffnungsfroh, dass es gelingen kann, den Platz, der sich aktuell als „Abstellkammer, als Hinterhof der Stadt“ präsentiere, wieder zu dem zu machen, was seiner Bedeutung gerecht werde: „zur ersten Adresse“. Festgelegt war bereits: Der Platz soll künftig „Stadtbühne“ sein: für Märkte, Gastronomie, Veranstaltungen. Eine Rückverlegung des Wochenmarktes auf den Platz allerdings sehen die Beteiligten mittlerweile skeptisch, er soll wohl doch auf der Schloßstraße bleiben, so lange er nicht die Substanz hat, auf dem großen Rathausmarkt auch bestehen zu können – woran nur noch wenige glauben nach einer Diskussion am Montag.

Platz soll künftig „Stadtbühne“ sein

In drei Tagen ist ein Gestaltungskonzept entstanden. Ein, vielleicht der wesentliche Bestandteil ist, dass der Platz in seinem Kern frei bleiben soll, um tatsächlich Stadtbühne werden zu können. Frei von Einbauten, vor allem aber auch frei von parkenden Autos. Viel Grün ist aufgrund der Tiefgarage ohnehin nicht möglich. Wesentliche bauliche Veränderungen sieht das Konzept in einer Vergrößerung der Freitreppe am Rathaus, in einem Neubau eines Platzhauses samt Café im hinteren Bereich des Platzes und in einem Stadtbalkon auf der alten Bahntrasse.

„Auf dem Platz muss nicht immer Theater sein, er kann auch Ort der Ruhe sein“, so Kegler am Mittwoch. Dafür soll es an der Seite zum Löhberg auch „flexibles Mobiliar“ geben, nachts soll der Platz dezent ins Licht gesetzt werden. Kegler machte deutlich, dass weiter das Ziel bleibe, eine Netzstadt zu schaffen. Mit Plätzen und Wegen, die die Stadt vielfach und als Ganzes erlebbar machen. Bahn- und Friedrich-Ebert-Straße sind im Konzept als Bestandteil des Rathausmarktes gedacht, eine Integration der Straßen scheitert zunächst daran, dass sie mit Fördermitteln erst vor nicht allzu langer Zeit umgebaut wurde. Das bindet die Stadt für 25 Jahre. So spricht Kegler auch von eineinhalb Konzepten: Der jetzige Platz soll möglichst 2015 oder 2016 angepackt werden, 675.000 € stehen dafür bereit, Fördermittel sollen hinzukommen. Eine Platzausweitung bleibt zunächst eine Vision. Für die ferne Zukunft.

Die Pläne für den Rathausmarkt

Freitreppe vor dem Rathaus: Sie soll, um dem Charakter einer „Stadtbühne“ gerecht zu werden, vergrößert werden – ohne dabei die Proportionen des denkmalgeschützten Rathauses zu konterkarieren. Heute, so Prof. Harald Kegler von der Bauhaus-Uni Weimar, biete die Freitreppe wenig Raum für Repräsentanz.

Pflasterung: Die vorhandene Pflasterung soll bleiben, gereinigt, ausgebessert und nur in Randbereichen neu gestaltet werden – mehr wäre zu kostspielig.

Platzhaus: Der alte Kiosk am Fuße des Platzes soll abgerissen und dafür ein neues, modern anmutendes einstöckiges Gebäude errichtet werden, aus dessen Mitte ein Baum ragt. Das neue Platzhaus soll ein öffentliches WC und ein Café beheimaten, das möglicherweise von der Paritätischen Initiative für Arbeit bewirtschaftet werden könnte. Ebenfalls angedacht ist eine Dachterrasse für das Café.

Stadtbalkon: Auf der ehemaligen Bahntrasse soll über den Bahnbögen ein Stadtbalkon mit Sitzmöglichkeiten entstehen, von dem aus ein imposanter Blick auf den Rathausmarkt möglich sein soll, wenn die Bahntrasse in undatierter Zukunft vom Regionalverband Ruhr zum Rad- und Fußweg umgebaut sein wird.

Gastronomie: Gastronomie soll nicht nur das Platzhaus bieten, in der östlichen Häuserzeile gibt es schon heute ein Eiscafé, vielleicht zieht der Platz dort noch weitere Gastronomie mit Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel an – vorausgesetzt, Vermieter und bisherige Mieter können sich damit anfreunden.

Beleuchtung: Die Platzkulisse, auch die Bahnbögen und der Rathausturm sollen illuminiert werden, Bürger haben das Stadtjubiläum in bester Erinnerung. Aber dezent soll es sein. „Weniger ist da mehr“, so Kegler.

Platz der Dröppelminna: Der „kleine Nachbar“ soll stadtgestalterisch mit dem Rathausmarkt vernetzt werden, deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen.

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