Mülheim. Die Fördermittel für Beschäftigungsmaßnahmen sind um 50 Prozent gekürzt worden. Geschäftsführer sieht die Arbeit des Diakoniewerks mittelfristig bedroht.

Bei Regenwetter ist die Schlange beim Diakoniewerk, eine Stunde bevor die Tafel öffnet, nicht ganz so lang wie sonst. Dafür stehen die Menschen dichter in der Kranhalle. Mit der Zuwanderung steigt auch die Zahl der Menschen, die an der Georgstraße für Lebensmittel anstehen. Bis zu 1000 Bedürftige werden täglich von der Tafel versorgt. Das ist ein Anstieg um 40 Prozent, der im Wesentlichen auf die steigenden Flüchtlingszahlen zurückzuführen ist. Bei etwa gleichbleibenden Spenden der rund 50 Lieferanten heißt das: „Es gibt für jeden etwas weniger. Aber niemand steht vergeblich an“, sagt Ulrich Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerk Arbeit & Kultur.

Gut 1500 bedürftige Mülheimer besuchen die Einrichtung mit Kleider- und Möbelverkauf und Cafetria täglich. Mitunter wird es eng, gedrängelt und geschubst. Dann erinnert Ulrich Schreyer an die Regeln, die in der Kranhalle gelten. Bislang gab es nicht einen einzigen Zwischenfall, der vis a vis beim Amtsgericht zu einer Verhandlung geführt hätte. Für den Chef des Dialoniewerks ist es der Beweis, dass die Menschen, denen man wenig zutraut, zu etwas fähig sind. „Man kann mit ihnen arbeiten“, sagt der 57-Jährige.

Kündigungen beim Stammpersonal

Arbeiten, das würde Schreyer auch gerne mit den Mitarbeitern die nächsten Jahre. Doch schon auf der Kreissynode hatte er deutlich gemacht: Das mittelfristige Überleben des Diakoniewerkes ist nicht gewährleistet. Mittelfristig heißt für ihn in den nächsten drei bis fünf Jahren. Die Projektfördermittel für Maßnahmen im Diakoniewerk haben sich in den ersten zehn Monaten im Vergleich zum Vorjahr halbiert, von 1,3 Millionen Euro auf 624 000 Euro. Dieser Rückgang konnte auch nicht durch eine Umsatzsteigerung ausgeglichen werden. Die Folge waren Kündigungen.

Drei Mitarbeiter des 20-köpfigen Stammpersonals mussten gehen. Und: „Der Druck wächst. In diesem Jahr werden wir mit einem blauen Auge davonkommen. Ich weiß nicht, wohin das führt. Die Existenz ist keineswegs sichergestellt“, sagt Schreyer. Seine Kritik macht auch vor der eigenen Kirche nicht Halt, die den Zuschuss deutlich gekürzt hat, obwohl die Kirchensteuereinnahmen steigen: „Ihn komplett zu streichen, wäre konsequenter.“

Rund 200 Mitarbeiter zählt das Diakoniewerk derzeit. „Vor zwei Jahren waren wir 300“, so Schreyer. Es gebe keinen Bereich, in dem so gekürzt worden sei, wie in der sozialen Beschäftigung. Über das Modellprojekt „Stadt.Arbeit“ fangen im Januar 50 neue Mitarbeiter beim Diakoniewerk an. Zusätzlich sollen, so hofft Schreyer, ab Anfang des Jahres 30 Flüchtlinge beschäftigt werden.

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