Mülheim-Heimaterde..
Auf großes Interesse in der Nachbarschaft stößt am Sonntagabend die Einladung von Frank Elberzhagen und anderen Anwohner der Kleiststraße. Gut 100 Heimaterdler kommen in den Gemeindesaal von St. Theresia, um den Sachstand zum Thema „Innenverdichtung Heimaterde“ zu erfahren.
Erwartet wird, dass die Baumaßnahme auf dem 7500 m² großen Grundstück zwischen der Max-Halbach-, Felacker- und Schwarzenbergstraße sofort beginnt, falls die Verwaltung positiv über den Bauantrag der Essener Investorin entscheide. Die Arbeiten könnten bereits Anfang September aufgenommen werden.
Drei Gebäude geplant
Frank Elberzhagen, Wortführer der Veranstaltung, informiert detailliert. Er erklärt vorab, dass Stadt, politische Vertreter und Investorin ebenfalls eingeladen wurden. „Wir möchten, dass hier wirklich altersgerechte Wohnungen gebaut werden und keine 150 m² Luxuswohnungen für durchschnittlich 3300 Euro pro m²“, hält er das Ziel seines Engagements fest. Als potenzieller Interessent habe er Kontakt mit der Investorin aufgenommen, die Angebote der Wohnungen seien zudem für Jedermann auf www.immobilienscout24.de einsehbar.
Gebaut werden sollen drei Gebäude mit Tiefgaragen und Stellplätzen, deren Kauf allerdings bei einem Wohnungskauf nicht bindend sei. Die Wohnungsaufteilung der bis zu 150 m² großen Wohnungen sei ganz klassisch: Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Schlaf- und Wohnzimmer. Da sei keine Rede gewesen von einer Seniorenpräferenz. Auch seien Spielplätze eingeplant – ganz offensichtlich werde um Familien geworben, so Elberzhagen.
Anwohner bauen breiten Widerstand auf
Bei der Verabschiedung des Bebauungsplans F12b vor fünf Jahren sei es der Stadt um den Erhalt der Alters- und Sozialstruktur im Viertel gegangen. Die Fläche sollte für Senioren reserviert werden, mit maximal 60 Wohnungen und 45 Stellplätzen. Nun seien z. B. 85 Stellplätze geplant, erläutert Elberzhagen und gibt zu Bedenken: „Es gibt jetzt bereits wenige Kita- und Grundschulplätze auf der Heimaterde.“ Dazu ergänzt ein Anwohner, dass in der Schwarzenbergstraße ebenfalls sieben neue Wohneinheiten gebaut würden.
Die folgende Diskussion zeigt eine breite Zustimmung der Anwohner zum Widerstand. „Druck auf die Stadt solle gemacht werden“, äußerten sich etliche Anwesende. Unterschriftenlisten oder die Möglichkeit einer Sammelklage wurden erörtert. „Was hier Plan ist, darf auf keinen Fall umgesetzt werden“, so ein Nachbar.
Grüne Brigitte Erd glaubt an juristischen Kleinkrieg
Arnold Fessen, Vorsitzender der Bezirksvertretung 1, plädiert dafür, das Prüfungsergebnis des Bauantrages zum 1. September abzuwarten. „Erst dann können wir massiv eingreifen“, so Fessen, „und den Plan ggf. noch einmal in die Verwaltung bringen“. Dem entgegnet ein Anwohner, dass er den Weg über die Verwaltung als nicht zielführend sehe. Nur über die Politik oder die Gestaltungsordnung der Heimaterde habe man eine Chance.
Auch Brigitte Erd, sie sitzt für die Grünen im Planungsausschuss, hält öffentlichen Druck für wichtig und glaubt, dass es auf einen juristischer Kleinkrieg hinauslaufe.
Klar wird, die Anwohner werden die Bebauung in der geplanten Form nicht widerstandlos hinnehmen. Nach dem Infotreffen geht es im kleinen Kreis konkreter weiter.
Barrierefreiheit als hartes Kriterium
Für das betreffende Grundstück auf der Heimaterde gilt der 2010 verabschiedete Bebauungsplan F12b. Ein wichtiger Aspekt des B-Plans sei das soziale Gefüge der Heimaterde, erklärt Baudezernent Peter Vermeulen. In Mülheim generell, insbesondere aber im Bereich Heimaterde, wohnten viele ältere Menschen. Hieraus resultiere eine entsprechende Nachfrage nach alten- bzw. seniorengerechtem Wohnraum in der Heimaterde. Dieser sollte hier gedeckt werden können. Vermeulen hält fest: „Der Begriff ,Altenwohnungen’ ist rechtlich nicht definiert, der B-Plan definiert hier als hartes Kriterium ausschließlich die Barrierefreiheit.“
Dem halten Anwohner ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 1992 entgegen: Der „besondere Wohnbedarf der betreffenden Personengruppen muss in baulichen Besonderheiten der Wohngebäude zum Ausdruck kommen ... .“
Angst vor mehr Überflutungen
Die Eigentümerin äußerte sich ebenfalls auf die Anfrage der Anwohner: „Der Antrag für die zu errichtenden Neubauten entspricht ohne jede Einschränkung den Festsetzungen des Bebauungsplanes. Die Wohnungen werden, wie die gesamte Neubauanlage, barrierefrei errichtet.“
Dem entgegnen einige Anwohner ihre Bedenken: Das Vorhaben sei keineswegs konform zum Bebauungsplan, sondern es zerstöre die Sozialstruktur in der Heimaterde. Sie befürchten Schäden an den umliegenden Gebäuden durch die geplanten Tiefgaragen. Anlieger erwarten ebenfalls eine stark erhöhte Verkehrsbelastung im reinen Wohngebiet.
Auch die Ab- und Regenwasserentsorgung sehen die Heimaterdler mit großer Sorge: Das Gefälle im Baugelände soll beseitigt werden (2,5 Meter Absenkung zur Scharzenbergstraße). Durch die großflächige Flächenversiegelung von 2700 m² seien, vor allem bei Starkregenereignissen zunehmende Überflutungen einiger Grundstücke zu erwarten, erklärt Elbertzhagen.