Mülheim.. Seit etwa fünf Jahren pflegt Familie Stüdle das rund 15.000 Quadratmeter große Siepental zwischen Nollendorfstraße, Neulenshöhe und Buschkante.
Steil geht es bergab durch den Garten von Walter Stüdle an der Nollendorfstraße. Nachdem der Weg, vorbei an Koiteich und lauschigen Sitzplätzen, unten eine letzte Kurve beschrieben hat, öffnet der Hausherr ein breites Tor und bittet in seinen Wald.
Walter Stüdle ist Besitzer des Siepentals zwischen Nollendorfstraße, Neulenshöhe und Buschkante. Seit etwa fünf Jahren pflegt der 68-Jährige hier gemeinsam mit seiner Familie das rund 15.000 Quadratmeter große Areal, das er damals dem Immobilien-Unternehmen Immeo abgekauft hat – zu welchem Preis bleibt sein Geheimnis. „Ich habe mich immer wieder darüber geärgert, dass im Siepental Müll abgeladen wurde. Erst flogen Gartenabfälle über den Zaun. Aber wo Gartenabfälle sind, kommt auch Holz dazu und wo Holz liegt, wird auch Bauholz und schließlich auch Schutt abgeladen.“
Und noch einen Hintergrund hat es, dass die Stüdles das Siepental gekauft haben: „Wir wollten verhindern, dass dieses Paradies bebaut wird. Es geht uns um die Erhaltung dieser grünen Lunge für alle in der Nähe lebenden Menschen.“ Denn Immeo hatte seinerzeit nicht ausgeschlossen, dass das Gebiet zu Bauland werden könnte.
Am hinteren Rand der grünen Oase stehen Bienenstöck
Die ersten Jahre nach dem Kauf des Siepentals hieß es für Stüdles zunächst aufräumen. Schutt wegschaffen, den Weg freischlagen, das Gebiet so gestalten, wie es ihnen gefiel. So entstand etwa die große, lichte Obstwiese, auf der nun 18 Bäume alter Obstsorten in den Himmel ragen. Am hinteren Rand der grünen Oase stehen Bienenstöcke, denn, so Stüdle: „Die Bäume müssen ja befruchtet werden.“ In einer anderen Ecke gackern Hühner, die regelmäßig frische Eier liefern. Dieser Teil des Siepentals ist für die Öffentlichkeit tabu.
Den untere Teil, ab der Straße Buschkante, darf jeder auf eigene Gefahr betreten. Das nutzten viele gern, vor allem Hundehalter, hat Stüdle beobachtet. Sein Vorsteh-Hund Setto begleitet Stüdle immer. Und weil sein Siepental nicht als Toilette für die Vierbeiner fungieren sollte, hat er kurzerhand einen selbstgebauten Spender für Hundekotbeutel aufgestellt.
„Als wir gerade soweit waren und das Tal so weit hatten, dass wir es hätten genießen können, kam Ela“, erzählt Walter Stüdle. Also hieß es wieder: wegräumen, aufräumen, aufforsten. Die ersten neu gesetzten Bäumchen stehen schon neben den dicken Stämmen, die der Sturm gefällt hat. Walter Stüdle kaufte kurzerhand eine große Häcksel-Maschine, um das ganze Holz verarbeiten zu können. Ein Teil davon polstert als Füllmaterial seine Wege, anderes, in Scheite geschlagenes, wartet auf seinen Einsatz im Kamin. „Brennholz hab ich jetzt genug“, schmunzelt Stüdle.
Der 68-Jährige findet die Folgen von Ela spannend
Von Resignation keine Spur, im Gegenteil: Der 68-Jährige findet die Folgen und die Entwicklung, die der Sturm bringt, spannend: „Durch die neuen Lichtverhältnisse kann man beobachten, wie andere Pflanzen nachkommen. Die reinste Waldverjüngung. Dafür kann ich mich begeistern.“
Die Liebe zur Natur, das Bedürfnis, sich draußen aufzuhalten, habe er schon immer gehabt, erzählt Walter Stüdle. Früher fuhr er Autorennen, schraubt heute noch an Oldtimern herum. So ist auch sein Traktor, mit dem er das Siepental beackert, ein altes Modell von Porsche. Die Beschäftigung mit dem Grün nahm immer mehr Platz ein als Ausgleich zu seinem Job in der Textilbranche. Trotz der Arbeit findet Stüdle in seinem Siepental Erfüllung: „Der Wald gibt mir so viel zurück. Mehr Ruhe und Zufriedenheit finde ich nirgendwo.“