Mülheim.. Das Team in der Stadthalle Mülheim schuftet in zwei Schichten. Gasttheater bringen ihre Bühnenbilder mit. Die Kunst ist, alles passend zu machen.


Die Tücke steckt oft im Detail. Der Schneeberg, der in Elfriede Jelineks Stück „Schnee Weiss“ ein wichtiges Element des Bühnenbildes darstellt, ist auf einem 7,30 Meter langen Bühnenwagen installiert. „Genau 30 Zentimeter zu lang für unseren Bühnenaufzug“, erklärt Marc Lenz, technischer Leiter in der Stadthalle. „Die Kölner mussten den Wagen also bei sich zu Hause zerlegen, damit er überhaupt auf unsere Bühne gebracht werden konnte.“

 
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Probleme wie dieses gibt es bei den Mülheimer Theatertagen immer wieder mal. Denn: Die Gasttheater bringen ihre Bühnenbilder mit – ebenso wie ihre Anforderungen an Licht und Ton. „Schon Wochen vorher, wenn feststeht, welche Stücke nominiert sind, bekommen wir die Planungsunterlagen zugeschickt – darunter technische Zeichnungen, Theatersaal- und Bühnenpläne oder Fragenkataloge zu unseren Gegebenheiten und unserem Material“, berichtet Lenz. „Wir überlegen uns dann, wie man alles auf unserer Bühne in der Stadthalle realisieren kann.“ Oft muss das schnell gehen. Denn Festivalleiterin Stephanie Steinberg möchte wissen, was vonnöten ist – um beispielsweise Anträge für Fördermittel stellen zu können.

Arbeit in zwei Schichten

Die „Stücke“ sind für das Technik-Team in der Stadthalle immer eine anstrengende Zeit. In zwei Schichten schuften die Männer, meist von 8 bis 23 Uhr. Sie stehen den Technikern zu Seite, die die Gasttheater oft im Dutzend mitbringen. Die Mannschaft von Marc Lenz besteht diesmal aus zehn Personen – darunter auch zwei Meister der Veranstaltungstechnik. Zusätzlich gibt es, je nach Stück, noch bis zu sechs „Stage hands“, also Helfer, die über einen Personaldienstleister gebucht werden.

2018 war ein hartes Jahr, es gab viele Bühnenelemente, die hoch- und runtergefahren werden mussten. „Unsere Maschinerie entspricht nicht der von reinen Schauspielhäusern, wir sind nur eine Gastspielstätte“, sagt Lenz. Also müssen Motoren und technische Anlagen für bestimmte Stücke ausgeliehen werden. „Es gibt Dienstleister, die herkommen, die Technik einbauen und bei Bedarf auch bedienen“, so der Mülheimer Technik-Chef, der auch jede Menge Sicherheitsstandards beachten muss.

Keine Videos - das spart Arbeit

In diesem Jahr ist allerdings alles ein bisschen anders als 2018, nicht so aufwendig. Es sind drei Stücke dabei, die auf der kleinen Studiobühne gezeigt werden. „Die Bühnenbilder sind einfacher“, berichtet Marc Lenz. Auch Videos sind diesmal nicht ins Spiel integriert, das erspart Arbeit und Zeit.

Dafür sind die Lichtanforderungen sehr hoch. Moderne Lampen, intelligentes Licht, das sich in alle Richtungen bewegen lässt und das Farbe, Schärfe und Fokus ändern kann, wird von den meisten Gasttruppen benötigt. Auch das muss dazu gemietet werden. Das Schauspiel Stuttgart, das „Die Abweichungen“ von Clemens J. Setz aufführt, stellte die Mülheimer in punkto Beleuchtung vor eine schwierige Aufgabe.

Theatergruppen bringen eigenes Equipment mit

„Die benötigen dreizehn 2000-Watt-Scheinwerfer mit Farbwechsler. Diese Technik ist uralt, die kriegt man gar nicht mehr zu mieten. Ich hätte 15 Stück kaufen können. Aber für die einmalige Nutzung – das wäre Quatsch gewesen“, erzählt Marc Lenz. Mitbringen konnten die Stuttgarter ihre Scheinwerfer auch nicht. Also suchte man einen Kompromiss und fand LED-Lampen, die in verschiedensten Farben strahlen können.

Manche Truppe reist mit zig Wagen zu den Theatertagen an, andere bringen kaum etwas mit. „Die Leipziger kommen mit unserem Material aus. Die Kölner hatten einen 7,5-Tonner nur mit Lichtmaterial dabei – unter anderem 25 Lampen, 200 Stromkabel, 150 DMX-Kabel“, berichtet Lenz.

Kaum Zumietungen bei der Tontechnik

Beim Ton kann er auf Zumietungen meist verzichten, das vorhandene Material sei gut und fast immer ausreichend. „Mal hier und da ein spezielles Mikrofon – mehr leihen wir nicht aus.“

Nach jeder Aufführung hat die Technik-Crew noch lange nicht Feierabend. Ein Sicherheitsrückbau findet statt, bevor am folgenden Tag eingepackt und abtransportiert wird. Eine gigantische Holzkiste wurde diesmal direkt nach dem Eröffnungstag wieder zum Schauspielhaus Köln geschickt. Darin lag die riesige menschliche Figur, die in „Wonderland Ave.“ von Sibylle Berg in der Mitte der Bühne lag und alle Blicke auf sich zog.

Stadthalle ist momentan gut gebucht

Die Stücke sind längst nicht alles, was die Stadthallentechniker derzeit bewältigen müssen. Parallel seien auch weitere Räume der Stadthalle gut gebucht von anderen Kunden, so Marc Lenz.

So sind seine Mitarbeiter im Einsatz bei der Hauptversammlung eines großen Unternehmens, bei einer Tagung zum Thema Innenstädte oder auch einer Veranstaltung des NRW-Kulturministeriums.