Mülheim.. Auf dem RRZ-Trödelmarkt stöbern Kunden fast nur noch zwischen DVDs, Klamotten oder Elektrogeräten. Händler fürchten Gesetzesänderung.

Wenn es sich sonntags auf der A 40 an der Ausfahrt zum Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) staut, ist klar: Es ist wieder Trödelmarkt. Tausende strömen am ersten Sonntag des Monats regelmäßig zum vermutlich größten Trödelmarkt der Region. Doch vom Trödel kann schon lange keine Rede mehr sein. Fast nur noch Neuwaren werden an den rund 400 Ständen angeboten.

Und das zu Billigpreisen. Ob Fernseher, Staubsauger oder Kleidung, die Artikel sind extrem günstig. Sehr zum Ärgernis vieler Einzelhändler, die besonders am Montag nach dem Trödel unter fehlender Kundschaft leiden. NRW Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) setzt sich schon länger für ein Gesetz ein, dass Neuware auf Trödelmärkten verbieten oder zumindest einschränken soll (wir berichteten).

"Wird mit vielen Existenzen gespielt"

Die fliegenden Händler würde eine Gesetzesänderung jedoch hart treffen. Wie Nawid Firouzi aus Köln. Er ist jeden Samstag und Sonntag auf Trödelmärkten in ganz NRW unterwegs und verkauft dort DVDs und Blu-rays – alles Neuware. „Ich hatte mal einen Laden, aber die Märkte rentieren sich für mich mehr“, sagt Nawid Firouzi. „So geht es hier vielen. Sollte es zu einer Gesetzesänderung kommen, wird mit vielen Existenzen gespielt.“ Die Ware könne auf den Märkten billiger angeboten werden, weil laufende Kosten, etwa für Versicherung, Personal oder Ladenmieten, wegfallen würden, so Firouzi.

Doch viele Kunden schätzen die günstigen Neuwaren auf dem Trödelmarkt. Gerade im Elektrobereich wollen viele einsparen. „Ich habe mir gerade ein Radio für fünf Euro gekauft“, sagt Walter Schmal. „Wo sonst bekomme ich ein Top-Gerät zu so einem Top-Preis?“ Der Oberhausener kommt daher regelmäßig zum Trödel am RRZ, um günstig einzukaufen. Auch Frauen stöbern hier gerne. An jeder Ecke werden Taschen oder Schuhe zu Schnäppchenpreisen angeboten.

"Früher gab es dort schöne antike Sachen"

Einer der wenigen, der noch alte Schätzchen anbietet, ist Wolfgang Henkels. Auf seinem Tisch im Innenbereich des RRZ liegen antike Dinge: alte Schwerter, Kaffeemühlen oder Geldschnellwechsler wie sie Schaffner früher hatten. Seit 2002 steht der Leichlinger mit seiner Frau regelmäßig am Antiquitätenstand. „Früher war es mal der beste Markt in Sachen Antiquitäten in ganz Deutschland“, sagt Wolfgang Henkels. „Aber was jetzt an den Ständen im Parkhaus abgeht, da weiß ich auch nicht, ob das so gut ist. Früher gab es dort schöne antike Sachen, heute nur noch Billigkram.“ Wolfgang und Gudrun Henkels geht es ähnlich wie vielen ihrer Antiquitätenkollegen, die von der billigen Neuware verdrängt wurden. Auch sie wollen ihren Stand in naher Zukunft aufgeben.

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