Das Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland: Für viele Menschen eine komplette Katastrophe, an deren Rand es aber auch beglückende Begegnungen gibt. So war der gebürtige Mülheimer Peter Dobisch, der längst im Elbstädtchen Schönebeck lebt, erfreut, als er jetzt Helfer aus seiner Heimatstadt traf.
Vor 20 Jahren sei er aus beruflichen Gründen von Mülheim-Saarn nach Osten gezogen, berichtet Dobisch (52), der mit seiner Frau einen Online-Ersatzteilhandel für Elektrogeräte betreibt. „Ich bin mit der Wende rübergeschwappt.“ Das Hochwasser, das seine Wahlheimat nun stellenweise versinken ließ, hat zwar das Wohnhaus der Dobischs nicht direkt betroffen. Aber in Atem gehalten habe es sie dennoch: „Die ganze Familie hat mitgeholfen. Wir haben bis zum Hintern im Wasser gestanden und Sandsäcke gefüllt.“
Kindergartenkinder sangen Ständchen für die Helfer
Bei der Gelegenheit fielen ihm Einsatzwagen der DRK-Wasserrettung auf, die Mülheimer Kennzeichen trugen. Er lief hin, sprach die Helfer an. Umgekehrt berichtet auch Daniel Muscheika von der Mülheimer DRK-Wasserwacht begeistert von der unerwarteten Begegnung am Rande der Katastrophe. Überhaupt fanden die Helfer von hier die Dankbarkeit der Schönebecker bewegend: „Die Leute haben auf der Straße gestanden und für die Einsatzkräfte gegrillt“, berichtet Muscheika. „Unglaublich.“ Das Ständchen, das Kindergartenkinder ihnen sangen, rührte die Ehrenamtlichen fast zu Tränen.
„Ich bin froh, hier hoch gefahren zu sein“, sagt der DRK-Mitarbeiter zum Abschluss. „Man hat auch gemerkt, dass man gut geschult ist. Wir hatten ein tolles Team.“
"2002 war ein Wässerchen dagegen."
Während die Mülheimer Helfer inzwischen zurückgekehrt sind, ist die Arbeit vor Ort noch lange nicht bewältigt. Peter Dobischs 19-jähriger Sohn („er ist momentan am Ende seiner Kräfte“) und etliche andere junge Leute werden am Wochenende all die Sandsäcke wieder wegschleppen müssen, die überall in der Stadt herumliegen.
Aufräumen nach der Flut
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Und alle rechnen damit, dass mit dem Absinken des Flusses der Grundwasserspiegel stark steigt, neue Überschwemmungen folgen: „Wir haben schon damit begonnen, unseren Keller auszuräumen“, sagt Peter Dobisch, der das Hochwasser diesmal noch weitaus dramatischer erlebte als die Elbflut vor elf Jahren. „2002 war ein Wässerchen dagegen. Und das war schon schlimm.“ Erst am Donnerstag habe sich die Lage etwas entspannt.
Seine Heimatstadt, seine Mutter, besuche er etwa ein oder zweimal im Jahr. Ansonsten informiere er sich über das Internet, was in Mülheim so passiert. Zuletzt erfuhr er etwas für ihn Beunruhigendes: „Ich habe mit Sorge wahrgenommen, dass Rocker sich breitmachen an der Eppinghofer Straße.“
Mühlheizkraftwerk konnte in Betrieb gehalten werden
Er selber habe seinen Zivildienst als Sanitäter bei den Johannitern in Mülheim absolviert und dort „lange Jahre ehrenamtlich mitgearbeitet“. Eine weitere Verbindung zu den Einsatzkräften, denen er in dieser Woche begegnete. „Die Leute hier sind den Helfern total dankbar“, sagt Dobisch. „Und mich persönlich hat es sehr bewegt, dass auch Mülheimer dabei waren.“
Die Helfer des DRK, darunter vier Ehrenamtliche der Mülheimer Wasserwacht, haben am gestrigen Donnerstag ihren Einsatz in Magdeburg beendet und die Heimfahrt angetreten.
Die Feuerwehrleute kehrten bereits am Dienstagabend um 21.30 Uhr zurück. Aus Mülheim waren 30 Einsatzkräfte mit sieben Fahrzeugen vor Ort zum Schutz eines Müllheizkraftwerkes eingesetzt. Mit vereinten Kräften wurde erreicht, dass es seinen Betrieb aufrechterhalten konnte.
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