Mülheim. Dem am Sonntag neu gewählten Gemeinderat der 2700 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde werden nur noch aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Mitglieder angehören. Patrick Marx gehört dem neunköpfigen Gremium nicht mehr an.
Die Jüdische Gemeinde Mülheim-Duisburg-Oberhausen steht vor einer historischen Zäsur. Denn bei der Gemeinderatswahl wurden am Sonntag ausschließlich aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Gemeindemitglieder gewählt.
Die fünf deutschen Gemeinderatsmitglieder, unter ihnen auch der in Mülheim bekannte und geschätzte Apotheker Patrick Marx, wurden nicht wieder gewählt. „Ich hätte gerne weitergemacht. Aber ich bin Demokrat und akzeptiere das Ergebnis“, kommentierte Marx das Wahlresultat, das erst am Anfang der nächsten Woche im Detail veröffentlicht werden soll. Denn bis dahin können Wähler oder Gewählte die Wahl und ihr Ergebnis anfechten.
Dienstag gab es aber noch keine Anzeichen dafür, dass es zu solchen formalrechtlich begründeten Einsprüchen und einer möglichen Neuwahl des neunköpfigen Gemeinderates kommen könnte.
Marx will sich aus der ehrenamtlichen Arbeit zurückziehen
Bei der Wahl am Sonntag waren 1600 der 2700 jüdischen Gemeindemitglieder zur Wahl aufgerufen. Rund 30 Prozent der Wahberechtigten gaben ihre (jeweils neun) Stimmen ab, die sie auf verschiedene Kandidaten verteilen konnten, ohne dabei mehr als eine Stimme für einen Kandidaten abgeben zu können. Dabei erhielt der Kaniddat mit den meisten Stimmen rund 350 Stimmen, während Marx nur 159 Stimmen erhielt (191 weniger als bei der Wahl 2010) und damit den Einzug in den Gemeinderat um 100 Stimmen verfehlte.
Patrick Marx, dessen mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichneter Vater Jacques die Gemeinde von 1972 bis 2010 geleitet und geprägt hatte, will zwar aktives Mitglied der Gemeinde bleiben, „weil das meiner Überzeugung entspricht“, sich aber aus der ehrenamtlichen Arbeit zurückziehen.
Patrick Marx hatte sich zuletzt um die Sanierung des Gemeindezentrums und um Restaurierungsarbeiten am Jüdischen Friedhof an der Gracht gekümmert. Für letzteres Projekt hatte er bereits mehrere 1000 Euro Spenden einwerben können.