Mülheim.
Die Wand war von Anfang an ausgewählt: Direkt am Eingang, der vom ehemaligen Platz der Deutschen Einheit gegenüber des Rathausmarkts zu erreichen ist, wurde im sanierten Rathaus ein Platz freigehalten für das Siepmann-Mosaik. Der blieb lange leer, soll nun aber endlich Steinchen für Steinchen gefüllt werden. Die Restaurierung des Kunstwerks hat begonnen. Im kommenden Jahr, wenn Heinrich Siepmann (1904 - 2002) seinen 100. Geburtstag feiern würde, soll das Mosaik wieder hängen.
Zuletzt war das Kunstwerk im Frühjahr 2009 komplett: 45 Jahre lang hing das von Siepmann gestaltete Mosaik im damaligen Neubau des Rathauses – bis dieser Gebäudeteil im Zuge der Ruhrbania-Umgestaltung abgerissen wurde. Die Arbeit des Konstruktivisten wurde vorher abgenommen und ist seitdem in Düsseldorf eingelagert: In 500 Bruchstücken bewahrt sie das Unternehmen „Wilhelm Derix Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik“ auf, dessen Mitarbeiter die Mosaiksteine, die eigentlich farbiges Glas sind, bereits 1964 an die Wand brachten.
"Das wird ganz toll"
Das sollen sie nun abermals tun. Seit einigen Monaten sind die Fachleute mit der Reinigung der Glasstücke beschäftigt. Die ist nicht ganz einfach, wurden die Mosaiksteine doch mitsamt dem Beton, in den sie in den 1960ern gesetzt wurden, von der Wand gebrochen. Davon müssen die Steine befreit und alle auf eine einheitliche Dicke von etwa zwei Zentimetern gebracht werden. „Rund ein Fünftel“ der Arbeit ist laut Matthias Knopse, Technischer Leiter des Immobilienservice, bisher geschafft. Ruhrbania-Beauftragter Günther Helmich hofft, dass das Mosaik ab Ende dieses Jahres im Rathaus angebracht werden kann, damit es zum 100. Geburtstag des ersten Ruhrpreisträgers komplett ist. Damit das Kunstwerk nicht plötzlich anders aussieht, gibt es neben fotografischen Vorlagen auch gezeichnete Referenzen: Zwei Derix-Mitarbeiter pausten im Jahr 2008 jedes Steinchen des 6,3 x 3,6 Meter großen Mosaiks ab, füllten 18 Blätter.
Günther Helmich besuchte die Derix-Werkstätten, um sich über den Fortschritt der Arbeiten zu informieren. Ab- und Aufhängen des Kunstwerks ist Teil des Ruhrbania-Projekts und wird deshalb von der Projektabteilung betreut – fachlich wie finanziell. Laut Helmich ist die Restaurierung und Anbringung über den Ruhrbania-Etat gedeckt. Der Projektkoordinator ist überzeugt, dass sich die Mühe lohnt: „Das wird ganz toll. Das Mosaik wird an seinem neuen Platz viel besser zur Geltung kommen.“ Damit werde man dem Werk und dessen Bedeutung gerecht.
Wohin mit dem Fenster?
Siepmanns Glasschlifffenster, die früher die alte Stadtbücherei schmückten, wurden ebenfalls eingelagert. Allerdings ist für diese Arbeit kein Alternativstandort in Sicht: Die Glaswand hält der Energieeinsparverordnung nicht stand. Matthias Knopse vom Immobilienservice, betont, dass man das Glaskunstwerk gerne wieder in den öffentlichen Raum bringen würde, doch dass bisher alle Versuche scheiterten. So war mal angedacht, die Glasfenster im Haus der Stadtgeschichte zu installieren.
Doch die nötigen Glasformate passten letztlich nicht. „Man hätte das Glas anders schneiden müssen, und das hätte das Kunstwerk zu stark verändert.“ Auch der mehrfach geäußerte Wunsch, die Fenster im Neubau der Hochschule Ruhr West unterzubringen, wird schwerlich zu erfüllen sein. Denn das Kunstwerk hat mit heute üblichen Energiesparfenstern nichts gemein. Auch das zeige sich im Haus der Stadtgeschichte: „Wegen der Energiewerte hätten wir es hinter Glas bringen müssen.“ Und das wäre dem Kunstwerk nicht gerecht geworden, hätte den Lichteffekt verfälscht. Die einzige machbare Variante ist laut Matthias Knopse „ein Innenbereich oder eine Galerie, die von außen beleuchtet wird“.