Mülheim. Großzügige Grundstücke und Beete zur Selbstversorgung prägen „Beamten-Siedlung auf dem Mülheimer Saarnberg. Aktionen zum 120-jährigen Bestehen.
Wir müssen noch einmal auf die in den Jubiläumsvorbereitungen steckenden Bewohner der Saarnbergsiedlung zurückkommen. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass die noch ausstehenden Auflösungen anderer Bilderrätsel nicht geklärt werden. Die Schornsteine vom Kassenberg bekommen ebenso eine ergänzende Auflösung wie auch das Foto mit den drei Jungs mit der Blindgängerwarnung aus der Folge 119 unserer Serie. Aber zurück zum Saarnberg, der auch nicht mehr als eine Kuppe ist. Aber die Kuppe ist im Außendorf mit einer anderen Siedlung besetzt. Bis zum 50-Jährigen streicht noch viel Wind über die Delle im Saarner Süden.
Idee mit hohem Grünanteil stamm aus England
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„Mit ihren großzügig parzellierten Grundstücken – große Gärten zur Selbstversorgung der Bewohner, großen Abständen zwischen den Häusern – folgte die Siedlung der städtebaulichen Leitidee der Gartenstadt. Die aus England kommende Gartenstadtbewegung entwarf Siedlungen mit hohem Grünanteil am Rande der Städte zur Entlastung der immer dichter bebauten Innenstädte“, hat Andreas Koch herausgefunden.
„Die Häuser waren gekennzeichnet durch die Walmdächer mit kleinen Gauben, Sprossenfenster mit Fensterläden (Blenden) sowie durch Schmuckelemente wie Gesimsbänder und Kartuschen“, schreibt der Saarnbergsiedler.
Gegenpol zum modernen Mietkasernenbau
Damit seien sie einer traditionellen Bauweise verpflichtet, dem so genannten Heimatschutzstil. „Diese Bauweise verstand sich als Gegenpol zu modernen Bauformen wie dem Mietkasernenbau.“ Koch hat die Siedlungsgeschichte bei mehreren Besuchen im Stadtarchiv recherchiert.
Der Leser gehört zur Arbeitsgruppe Siedlungsgeschichte in der Initiative „Saarnberg-Siedlung – damals und heute“. Deren Mitstreiter kümmern sich um die Aktivitäten zum 100-jährigen Bestehen der Siedlung auf dem Saarnberg. Für das laufende Jahr kündigen sie eine Schnitzeljagd, offene Gärten, eine lange Sommertafel und das Bühler Apfelfest an.
Seit 1921 steht „Am Bühl“ im Straßenverzeichnis
Übrigens nicht zu verwechseln mit der Stadt Bühl in Baden, die ebenfalls auf ausgedehnten Obstwiesen Äpfel pflückt. Bühl ist ebenso die Bezeichnung für Hügel, die schon trefflicher zum Namen der Straße passt. Ihre Form als „U“ hat damit nichts zu tun.
Seit 1921 steht der Straßenname im Mülheimer Stadtplan. Kurz nach ihrer Fertigstellung bekamen die ersten Häuser auch eine fest Anschrift. In der Gemeindekarte von Saarn des Urkatasters von 1822 ist im Bereich der Flur A/Saarnberg ein Hof Büllmanns eingetragen.
Mindestens zwei Ansichtskarten sind erhalten
„Ob er durch Überlieferung und Lautverschiebung Namensgeber wurde, ist nicht nachweisbar“, schreibt Wolfgang Meißner im Straßenbuch des Mülheimer Geschichtsvereins. Aber am Fuße des 20 Meter hohen Hangs fließt der Bühlsbach. Dessen Tal ist in dieser Gegend als Naherholungsgebiet bekannt.
Die Postkarte mit den achte Einzelbildern präsentiert das ursprüngliche Erscheinungsbild der Siedlung. „Wahrscheinlich entstanden die Bilder um 1929 für diese Karte“, schreibt Andreas Koch. Er hat eine Kopie dieser Postkarte von Udo Richter. Der hat sie aus seiner Sammlung dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Gerd-Wilhelm Scholl besitzt ebenfalls ein Exemplar.
Bewohner sind als Eigentümer ausgewiesen
Ihre Erinnerungen und alten Fotos sind gefragt
Wer Erinnerungen hat oder Hinweise zu den gezeigten Bildern geben kann, schickt diese bitte an die WAZ-Lokalredaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim Ruhr. Ihre E-Mails sind ebenfalls erwünscht an: redaktion.muelheim@waz.de
Ihre alten Fotoschätze schicken Sie per E-Mail im JPG-Format an die Redaktion oder bringen diese einfach bei uns vorbei. Ihre alten Bilder werden im Lauf der Serie in der WAZ veröffentlicht. Vielleicht können andere Leser bei der Einordnung helfen
„Die Saarnberg-Siedlung war als so genannte ,Beamten-Siedlung’ in den ersten Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durch die im Jahre 1918 gegründete Mülheimer Wohnstätten AG errichtet worden –nach Plänen der Architekten Pfeifer und Großmann. Eintragungen im Adressbuch des Jahres 1921 belegen, dass die ersten Häuser der Siedlung bewohnt sind. Die Bewohner sind zudem als Eigentümer ausgewiesen“, steuert Wilhelm von Gehlen weitere Informationen bei.
Was der Saarner noch alles über die Häuser und das Pferdedenkmal am Stallmannshof zusammengetragen hat, wird demnächst an dieser Stelle zu lesen sein. Fortsetzung folgt.