Moers. Ein Moerser kritisiert den katastrophalen Zustand der Baerler Straße. Schlaglöcher und Risse zieren die Fahrbahn. Wann wird die Straße saniert?
Es war eine kleine Meldung dieser Redaktion, die für Heinrich Ullmann das Fass zum Überlaufen brachte: Mitte Juli erschien eine Pressemitteilung der Enni, die über anstehenden Fahrbahnsanierung von fünf Straßen in Moers informierte, darunter die Cloudt-, Seminar- und die Landwehrstraße in der Moerser Innenstadt und die Albert-Schweitzer- sowie die Robert-Koch-Straße im Moerser Süden. Ullmann meldete sich daraufhin und betonte: „Es gibt wichtigere Straßen.“
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Besonders der Zustand der Baerler Straße ist dem Moerser ein Dorn im Auge. Auf dem Weg von der Klever Straße kommend Richtung Bahnübergang deutet Ullmann immer wieder auf die Fahrbahndecke. Risse und tiefe Schlaglöcher zieren sie, viele Autos fahren an diesem Vormittag immer wieder Slalom, um den tiefsten Kerben auszuweichen. Der Moerser ist überzeugt, dass diese Straße eine Sanierung weitaus dringender nötig hätte. „Nebenstraßen werden saniert und Hauptstraßen, auf denen es ständig Berufsverkehr gibt, da passiert einfach nichts.“
Baerler Straße in Moers: Moerser sieht Gefahr bei Regen
Ullmann betont: Er möchte weder die Enni noch die Stadt anschwärzen, vielmehr gehe es ihm um die Sicherheit. „Ich gehe viel zu Fuß durch die Stadt – und dann mit offenen Augen.“ Meckern möchte er nicht. Das ist ihm wichtig. „Ich möchte lediglich darauf aufmerksam machen.“ Die größte Gefahr sieht der Moerser auf der Baerler Straße an Regentagen, durch die vielen Risse und Schlaglöcher würde das Wasser nicht ordentlich ablaufen. Ein Umstand, der zu gefährlichen Situationen führen kann, ist er überzeugt. Und: „Es gibt hier zusätzlich Raser, die richtig Stoff geben.“ Eine Sanierung sei längst überfällig – „wieso zieht man die Baerler Straße nicht vor?“
Nach welchen Prioritäten die Straßen in Moers saniert werden, weiß Thorsten Schröder von der städtischen Pressestelle. Für die Planung von Komplettsanierungen ist die Verwaltung zuständig, bei größeren Maßnahmen muss die lokale Politik zuvor zustimmen. Anschließend werden Ausbauplanung und Umsetzung an die Enni übergeben. „Wir führen regelmäßig Befahrungen der Straßen durch, wodurch der Zustand auch unterhalb der Deckschicht erfasst werden kann“, erklärt Schröder auf Anfrage der Redaktion. Im November 2017 erfolgte eine „messtechnische Straßenzustandserfassung“ auf einem Teil der Moerser Straßen. 317 Kilometer des rund 4450 Kilometer langen Straßennetzes wurden dabei befahren.
Moerser Stadtverwaltung ordnet Zustand von Straßen in Kategorien ein
Hochauflösende Fotos gaben Aufschluss über das Straßennetz, aus den ermittelten Daten konnte die Stadt Zustandsnoten für jeweils zehn Meter lange Segmente berechnen. Diese Zustandsnoten wurden anschließend in vier Zustandsklassen eingeteilt: „neuwertig“, „keine Maßnahme erforderlich“, „Planung von Maßnahmen notwendig“ und „Umsetzung von Maßnahmen notwendig“.
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„Demnach ist rund die Hälfte der Moerser Straßen ist einem schlechten oder kritischen Zustand“, ordnet Schörder ein. Dazu gehört auch die Baerler Straße. „Diese Straßen sind natürlich zunächst einmal besonders im Fokus. Dann spielt noch die verkehrliche Bedeutung eine Rolle.“ Eine kurze Wohnnebenstraße müsse beim allgemeinen Straßenzustand nach hinten rutschen. Auch die Frage, ob und wann Kanalsanierungen geplant sind, spiele eine Rolle, damit die Straße nicht später erneut aufgerissen werden muss.
Straßensanierung in Moers: Lange sei kaum Geld vorhanden gewesen
Die Stadt erstellt auf dieser Basis zum Ende jeden Jahres ein Straßen- und Wegekonzept. Auch die Baerler Straße ist hier zu finden, allerdings erst für das Jahr 2026. „Sie ist in den letzten Jahren immer wieder nach hinten gerückt, weil viele Jahre eine Untertunnelung der Bahngleise im Raum stand, was ja inzwischen politisch abgelehnt wurde. Und Enni saniert hier die Kanäle. Die Straße wird danach voraussichtlich komplett umgebaut. Pläne gibt es aber noch nicht“, kündigt Schröder an.
Dass die Baerler Straße erst in zwei Jahren planmäßig dran ist, erklärt der Stadtsprecher so: Über viele Jahre sei für das Thema Straßensanierung kaum Geld vorhanden gewesen, meist maximal 300.000 Euro. „Die Politik hat uns dann seit 2021 jährlich 3 Millionen Euro Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt“, sagt Schröder. Planung und Umsetzung können trotzdem nur schrittweise erfolgen, „weil zum einen nicht alle Straßen gleichzeitig aufgerissen werden können und zum anderen Personal bei Enni und Stadt nicht ausreichen würde und auch so viele Unternehmen nicht verfügbar wären.“