Herne. Taugt der Begriff „Rummel“ für Anti-Werbung? Die Cranger Kirmes lehnte sich aus dem Fenster und wird von einem alten Motto eingeholt.
Was meinen die nur damit? Das Motto für die Cranger Kirmes lässt stutzen: „Die einzig wahre Cranger Kirmes. Alles andere ist Rummel“, heißt es. Rummel sei etwas Negatives, davon hebe sich die Cranger Kirmes positiv ab, erklärte der für die Kampagne verantwortliche Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich. Vor 29 Jahren sah man das beim Veranstalter noch anders und warb ausgerechnet mit... Rummel auf Crange!
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Plakate und Motto: Seit Jahrzehnten werden sie heiß diskutiert
„Riesen-Rummel-Ruhrgebiet.“ So schrieb es die Stadt Herne 1986 selbst in großen Lettern auf den Plakaten für das damals größte Volksfest im Ruhrgebiet. Die drei Wörter waren bis in die 2000-er Jahre das einzige Motto überhaupt, das auch auf Kirmesplakaten zu lesen war. Damals war der Begriff „Rummel“ offensichtlich so positiv belegt, dass man ihn noch mit Verstärkung „Riesen-“ aufs Plakat druckte.
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Das alte Motto habe jetzt bei der Motto-Findung für 2025 keine Rolle gespielt, erklärt Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian. Daran habe man auch nicht gedacht. Er betont: „Das alles ist mit einem Augenzwinkern zu sehen.“ Man wolle schon ausdrücken, dass Crange ein großes Ding sei und nicht nur irgendein Rummel. Und die Reaktionen auf die neue Kampagne seien in der Summe in sehr großen Teilen zustimmend. „Insgesamt kam das äußerst positiv an.“
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Stadtmarketing: Es gab schon mal mehr Widerspruch nach Werbekampagne zur Cranger Kirmes
„Wir hatten schon mal mehr Widerspruch“, sagt Christian mit Blick auf alte Kampagnen. Zu bunt. Zu langweilig. Zu wenige Menschen. Zu krawallig. Zu fad. Die Liste der Kritikpunkte an Kirmesplakaten ist lang. Das Ergebnis war unumstritten, dass über die Kampagnen diskutiert wurde und wird. Das freut dann auch die Schaustellerinnen und Schausteller, die loben, dass die Cranger Kirmes im Gegensatz zu anderen großen Volksfesten umfangreiche Werbe-Kampagnen fährt. Schaustellerpräsident Albert Ritter betont Jahr für Jahr die Professionalität.
Am Motto für 2025 ließe sich jetzt nicht mehr rütteln. Das Motto könne man nicht mehr zurückziehen, erklärt Christian. „Die Maschine läuft.“ Ein Plakataustausch sei nicht mehr denkbar. „Das würde auch zur Verwirrung führen.“ Mit Blick auf Kritikerinnen und Kritiker sagt Christian ebenfalls augenzwinkernd: „Da müssen die durch.“
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Könnte man eine Kampagne jetzt noch stoppen?
Es gehe bei der Kampagne nicht nur um Plakate. Gerade erst sei der Schal mit dem Motto neu herausgebracht worden. „Magnete laufen nach wie vor.“ Auch die Tasse komme Jahr für Jahr mit dem Motiv. „Und die eine oder andere Überraschung wird es auch noch geben.“ Die meisten Produkte seien schon produziert oder schon in Arbeit. „Wir hätten gar nicht das Geld, eine neue Kollektion zu produzieren“, sagt Christian.
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Kann man als Kritiker denn mitreden und Einfluss auf das nächste Motto nehmen? Das Motto stammt wie immer aus dem engsten Kreis der Kirmesverantwortlichen. Aber man zeige sich offen für Ideen, von wem auch immer, betont das Stadtmarketing. Es gebe aber nur erstaunlich wenige Vorschläge. „Es ist nicht so, dass wir den Briefkasten täglich leeren müssten.“
Er freue sich dennoch, dass so viel über das Kirmesmotto gesprochen werde, sagt Christian. „Die Kirmesfans werden selbst kreativ.“ Oft sehe er ein selbst erfundenes Motto auf selbst gestalteten T-Shirts. „Das zeigt, dass die Kirmes ein Teil der Menschen hier ist.“