Herne. Gedenken an die Opfer der Nazis - das ist in Herne gute Tradition. Was sich trotzdem ändern könnte, was sich ändern muss: ein Kommentar

Erinnerungskultur - da denkt man in Herne natürlich zuallererst an das Shoah-Mahnmal, das auch mehr als zehn (!) Jahre nach Farbattacken und Schändungen aus Schutzgründen noch immer verhüllt ist. Dieses Verwaltungsversagen ändert aber nichts daran, dass Herne bei der Erinnerungskultur Verdienste hat.

Ausdruck findet das vor allem in jährlichen Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer des KZ Auschwitz am 27. Januar und an die Reichspogromnacht am 9. November. Auch die vor 30 Jahren gestartete Initiative der Grünen, das Engagement des Historikers Ralf Piorr und des Förderkreises Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis sowie Aktivitäten von Schulen sind als weitere Beispiele zu erwähnen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das von der Stadt organisierte Gedenken nicht auch anders gestaltet werden könnte.

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Beide Veranstaltungen führt die Stadt zu Tageszeiten durch, die es (den allermeisten) berufstätigen Hernerinnen und Hernern unmöglich macht, teilzunehmen. Aus welchen Gründen auch immer, aber: Nicht jede/jeder möchte dem Aufruf einer Partei folgen, wie die überschaubaren Teilnehmerzahlen bei den Gedenkveranstaltungen der Grünen zeigen. Und auch das „Verschieben“ des Gedenkens um einen oder - wie in diesem Jahr - um gleich zwei Tage, ist sicherlich nicht optimal.

Warum denkt die Stadt künftig nicht zweigleisig? So könnte beispielsweise die Veranstaltung zum 27. Januar weiterhin unter Beteiligung von Schulen durchgeführt werden, das Gedenken an die Pogromnacht aber immer am 9. November und am frühen Abend - aus Respekt in Abstimmung mit den Grünen. Das ist nur ein Vorschlag. Eine Verpflichtung für die Stadt ist dagegen, alles möglich zu machen, um das Shoah-Mahnmal zum 27. Januar endlich wieder zu öffnen und diese peinliche Geschichte zu beenden.