Herne. In Herne sind viele Medikamente nicht erhältlich - für manche gibt‘s keine Alternative. Und: Apotheke schützt sich wieder mit Plexiglasscheibe.

Wie schon in den vergangenen Wintern wird es auch in diesem Jahr bei vielen Medikamenten eng. „Und wir stehen gerade erst am Anfang der Erkältungs- und Grippesaison“, sagt Marlene Kissel-Lux, Apotheken-Sprecherin in Herne. Die aktuelle Lage sei nicht unbedingt schlimmer als in den Vorjahren, sagt sie. Aber: „Es sind in diesem Jahr andere Medikamente, die fehlen.“

So seien einige Antibiotika nur schwierig zu bekommen. Aber auch bei Mitteln gegen Bluthochdruck, Parkinson und ADHS gebe es aktuell einen Engpass. In den meisten Fällen werde in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt eine passende Alternative zu dem eigentlichen Medikament gefunden. Bei Mitteln gegen Parkinson gebe es zurzeit allerdings keine Alternativen. Es sei jedoch immer eine Einzelfallentscheidung, wie weiter behandelt werde. Nerven koste der akute Medikamenten-Mangel aber alle Beteiligten. Allerdings habe sich inzwischen eine gewisse Resignation eingestellt, berichtet Kissel-Lux. Anders als in den ersten Jahren des Mangels hätten sich inzwischen vor allem viele chronisch kranke Patientinnen und Patienten darauf eingestellt, dass ihr Medikament vielleicht nicht lieferbar sei.

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Trotzdem sei die Situation schwierig. Kommt es denn vor, dass Patientinnen und Patienten Medikamente horten, damit sie immer genug von ihrem Medikament vorrätig haben? „Da es sich bei den meisten Medikamenten, die gerade nicht lieferbar sind, um verschreibungspflichtige Mittel handelt, kommt das eigentlich nicht vor“, so Kissel-Lux. „Solange der Arzt nicht mehr aufschreibt.“ Von einigen Medikamenten habe sie aber, wenn beispielsweise eine Dreierpackung verschrieben wurde, nur eine einzelne Packung herausgegeben. „Damit für die anderen Patienten auch noch was übrig bleibt.“

„Es sind in diesem Jahr andere Medikamente, die fehlen“: Marlene Kissel-Lux, Apotheken-Sprecherin in Herne.
„Es sind in diesem Jahr andere Medikamente, die fehlen“: Marlene Kissel-Lux, Apotheken-Sprecherin in Herne. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Apothekerin schützt Mitarbeiter mit Plexiglasscheibe

In den vergangenen Jahren war vor allem Fiebersaft für Kinder schwer zu bekommen. Einige Apothekerinnen und Apotheker waren damals dazu übergegangen, diese selbst in ihren Apotheken herzustellen, damit die Familien versorgt werden konnten. Aktuell werde zumindest in ihrer Apotheke nichts selbst hergestellt, erklärt Kissel-Lux. „Wenn wir müssten, könnten wir einiges selbst herstellen.“ Allerdings seien die Anforderungen größer geworden. „Deutschland ist schließlich ein Vorschriftenland.“

Viele der Patientinnen und Patienten fragten nach den Gründen für die massiven Lieferschwierigkeiten. „Das ist ein vielschichtiges Problem“, so die Sprecherin. Zum einen gebe es Rohstoffprobleme, Lieferketten funktionierten nicht, es gebe zu wenige Produktionsstätten und manchmal scheitere es auch an den Verpackungen. Bei einem Asthma-Spray habe es beispielsweise Probleme mit dem Sprühkopf gegeben. Es gebe also nicht nur das eine Problem, sondern es kämen viele zusammen, was die aktuelle Situation erschwere.

„Einige Arztpraxen haben sogar wieder die Maskenpflicht eingeführt.“

Marlene Kissel-Lux
Apotheken-Sprecherin

Hinzu kommt: Die Saison von Corona, Grippe und Erkältung ist bereits in vollem Gange. Deshalb gebe es in ihrer Apotheke auch wieder Plexiglasscheiben an der Theke, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. „Wir versuchen so, die Krankheitsrate zu senken“, sagt Kissel-Lux. Bei vielen Menschen sei die Sensibilität nicht da, dass man - auch wenn man kein Corona hat - nicht einfach herum husten sollte. „Einige Arztpraxen haben sogar wieder die Maskenpflicht eingeführt.“