Herne. Die Vollsperrung auf der A43 hat ein Nachspiel. Gegen Halter und Fahrer des Lkw wird ermittelt. Aber das ist gar nicht so einfach.
Der Unfall-Lastwagen, der am Dienstag mit einer Vollsperrung im Kreuz Herne den Verkehr rund um mehrere Ruhrgebietsstädte lahmlegte, war nicht versichert. Auf Fahrer und Halter warten jetzt Strafverfahren und hohe Kosten. Die Spuren führen ins weit entfernte Ausland. Die Ermittlungen gestalten sich wegen der Sprachbarrieren kompliziert.
Strafverfahren gegen den Fahrer, aber auch gegen den Halter
„Der Lastwagen war mit einem abgelaufenen Kurzzeitkennzeichen unterwegs“, sagt eine Polizeisprecherin auf Nachfrage und bestätigt den sich bereits aufdrängenden Verdacht von der Unfallstelle. Die am Fahrzeug befestigten Kennzeichen deuteten bereits auf eine Zulassung bis lediglich einschließlich 29. September hin. Zur Erinnerung: Der Unfall ereignete sich am 1. Oktober gegen 4.50 Uhr.
Dementsprechend sei das Auto gänzlich ohne Versicherungsschutz unterwegs gewesen. „Wir haben ein Strafverfahren gegen den Fahrer und auch gegen den Halter des Fahrzeugs eingeleitet“, sagt die Polizeisprecherin. Ohne Versicherung müssen Halter und Fahrer für alle entstandenen Kosten privat aufkommen.
Fahrer sind im weit entfernten Ausland gemeldet
Das könnte gar nicht so einfach sein. „Beide haben keinen festen Wohnsitz in Deutschland“, sagt die Sprecherin. Der 44-jährige Fahrer wohnt offiziell in Jordanien. Der Halter hat eine libysche Nationalität, auch wenn das Kennzeichen offiziell in Essen registriert ist. Die Polizei habe entsprechend eine Sicherheitsleistung einbehalten. Es handele sich um eine Summe im dreistelligen Bereich. Trotz des mutmaßlich deutlich höheren Schadens und der drohenden Strafe müsse man bei der Sicherheitsleistung schauen, wie sehr ausländische Beschuldigte mit Bargeld ausgestattet sind und könne den Betrag nicht ins Endlose erhöhen.
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Alleine die Bergungskosten und der Sachschaden dürften mehrere hunderttausend Euro betragen. Der Unfall sorgte für einen immensen ungeplanten Personaleinsatz, unter anderem bei der Straßenmeisterei der Autoahn GmbH. Die Meisterei sei „von 5 bis 20 Uhr mit insgesamt 10 Mitarbeitenden fast durchgängig im Einsatz“ gewesen, erklärt Autobahn-Sprecher Anton Kurenbach. „40 Meter Betonschutzwand mussten durch unseren Verkehrssicherer für die Bergung versetzt werden.“ Teile der Betonschutzwand seien außerdem beschädigt worden und müssten nun erneuert werden. Die Bergungsfirma rückte mit mehreren Spezialfahrzeugen an. Ein Kran musste den Lastwagen anheben.
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Wie passierte der auf den ersten Blick ungewöhnliche Unfall?
Wie genau der Unfall passieren konnte, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Es sei sehr schwierig gewesen, den Fahrer zu befragen, heißt es von der Polizei. „Er war der deutschen Sprache nicht sehr mächtig“, sagt die Polizeisprecherin. Ganz offensichtlich sei der Fahrer mit der Situation in der Schrankenanlage überfordert gewesen. Er habe sich offensichtlich verbotenerweise auf den Pkw-Spuren befunden und noch kurz vor der Schrankenanlage im letzten Moment auf die Lkw-Spur und den Abbieger Richtung A42 wechseln wollen. Dabei geriet der Lkw auf die Beton-Leitplake. Die sogenannte „Schrammwand“ ist am Anfang abgeschrägt. Der Fahrer rutschte dabei noch ein gutes Stück weiter halbseitig auf der Leitplanke.
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Der Lastwagen hatte Metallschrott geladen, darunter Fahrräder und Fahrradteile. Das Fahrzeug stellte sich bei der Bergung als verzogen heraus. Ob der Schaden durch den Unfall entstand, ist unklar. Ähnliche Unfälle ereigneten sich in dem Bereich bereits zu Dutzenden. Meist gerieten Autos auf die Leitplanke, die abgeschrägt ist, damit es zu keinem heftigen Frontalzusammenstoß kommt.
Kann man aus dem Unfall Lehren ziehen?
Lernt man etwas aus dem Unfall für die Bergung, die so aufwändig war, dass den ganzen Tag lang der Verkehr um Herne zusammenbrach? Viel Potenzial für Verbesserungen ist wegen der extrem beengten Verkehrssituaition in dem Bereich wohl nicht mehr. Es gebe ein Bergungskonzept. Anton Kurenbach: „Das Bergungskonzept in der Schrankenanlage ist mit der Polizei und der Stadt Herne abgestimmt.“