Herne. Warum Hendrik Bollmans Sieg nur auf den ersten Blick sehr deutlich war: ein Kommentar zur Weichenstellung der Herner SPD für die Bundestagswahl.

Die Partei hat entschieden: Hendrik Bollmann soll für die Herner SPD Nachfolger von Michelle Müntefering im Bundestag werden. Damit war zu rechnen, doch deutlich war das Ergebnis nur auf den ersten Blick.

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Dass eine bis dato in der Partei so gut wie unbekannte Genossin mehr als ein Viertel der Stimmen im Duell mit dem Parteivorsitzenden erhält, lässt aufhorchen. Ohne den Fehlstart - Kandidatur am Abend der Europawahl - sowie mit mehr bemerkenswerten Auftritten wie beim Finale im Mondpalast hätte Sarah Jansen sogar noch besser abschneiden können. Eine echte Chance auf einen Sieg in diesem zumindest nach außen fairen Verfahren mit hoher Beteiligung der Basis hatte sie aber nie.

Die offizielle Nominierung als Kandidat ist Bollmann nicht mehr zu nehmen. Der Sieg im Wahlkreis Herne-Bochum II im Herbst 2025 dürfte allerdings für die SPD aufgrund des desaströsen Erscheinungsbildes der Ampel in Berlin diesmal kein Selbstläufer sein.

Michelle Müntefering hat dieses Direktmandat für die SPD dreimal hintereinander geholt, aber spätestens seit der Wahl 2021 einen beispiellosen Absturz erlebt. In der Herner SPD spielt die ehemalige Staatsministerin schon jetzt kaum noch eine Rolle, obwohl sie bis Herbst 2025 Bundestagsabgeordnete sein wird. Die Ursachenforschung ist nicht sonderlich kompliziert. Was ihr Genossinnen und Genossen vorwerfen: Priorität hätten für Müntefering weniger der Wahlkreis oder die Partei gehabt, sondern vor allem die eigene politische Karriere.