Herne/Bochum. Bis tief in die Nacht hat die Bombenentschärfung in Herne gedauert, 1800 Menschen mussten lange warten. Warum die Bergung so schwierig war.

Es war 3.28 Uhr in der Nacht zu Freitag, als die Nina-Warn-App endlich Entwarnung gab: Der Blindgänger auf der A43 ist entschärft! Geschlagene acht Stunden hatte es gedauert, bis die 500-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht und geborgen werden konnte. 1800 Anwohnerinnen und Anwohner, die evakuiert worden waren, kamen erst kurz vor dem Morgengrauen nach Hause. Nicht nur sie fragten sich: Warum hat das so lange gedauert?

Die Bergung der Bombe, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken, sei komplex und aufwändig gewesen. Die Stadt habe mittlerweile durchaus Erfahrungen mit der Entschärfung von Blindgängern, das Vorgehen sei Routine. Was er auch meint: Oft sind die Bomben schnell entschärft, manchmal dauert das nur wenige Minuten. Dass es diesmal so lange dauerte, habe auch an dem Umstand gelegen, dass dieser Blindgänger neun Meter in der Tiefe gelegen habe - „ungewöhnlich tief“. Vorsichtig, Meter für Meter, musste sich der Feuerwerker deshalb an die Bombe heranarbeiten.

Diese habe nahe der Südstraße in Herne-Süd mitten unter der A43 gelegen, sagt der Stadtsprecher. Im Mittelstreifen sei ein Schacht angelegt worden, über diesen sei der Blindgänger schließlich nach oben befördert worden. Kurz nach 19 Uhr musste die A43 für die Entschärfung und Bergung zwischen Herne-Eickel und Kreuz Bochum in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden. Autofahrerinnen und Autofahrer mussten sich durch die Stadt durchschlagen. Keine leichte Aufgabe vor allem für Ortsfremde, weil parallel auch die A40 für viele Wochen dicht ist. Auch die U35, die unterirdisch durch das Sperrgebiet fuhr, musste nach 19 Uhr stoppen; die Bogestra setzte Ersatzbusse ein.

Für Menschen, die nicht wussten, wo sie sich während der Sperrung aufhalten sollen, richtete die Stadt Herne eine Anlaufstelle im Stadtteilzentrum H2Ö am Hölkeskampring ein. In der Spitze hätten sich dort rund 200 Gestrandete aufgehalten, sagt der Stadtsprecher. Als sich die Evakuierung im Laufe des Abends in die Länge zog, organisierten und verteilten die Verantwortlichen Suppe. Und als es auf Mitternacht zuging, seien dann Schlafplätze in der Turnhalle der Gesamtschule Wanne bereitgestellt worden. Dort stehen Feldbetten jederzeit bereit. Außerdem sei ein Transport der Menschen mit HCR-Bussen vom Hölkeskampring nach Wanne organisiert worden. Genutzt habe die Schlafstätte am Ende aber niemand. Alle Gestrandeten hätten ausharren wollen, sagt Hüsken.

Der Stadtsprecher dankt für die Geduld der Betroffenen. Im Vorfeld sei es nicht abzusehen gewesen, dass sich die Entschärfung so lange hinzieht. Ansonsten hätten die Verantwortlichen den Ablauf anders organisiert.