Herne. Alle Abi-Prüfungen 1+: Jonna Neukirch hat ihr Abitur in Herne mit 0,66 bestanden. Über die Traumnote 1,0 dürfen sich 2024 in Herne einige freuen.
Nur 5 Punkte fehlten Jonna Neukirch zum perfekten Abitur. 895 von 900 möglichen Punkten ergeben rechnerisch einen Schnitt von 0,66. Damit ist sie eine von acht Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr an der Hiberniaschule in Herne eine 1,0 auf dem Abschlusszeugnis stehen haben. Und auch weitere Gymnasien in Herne freuen sich in diesem Jahr über gleich mehrere perfekte Abiturabschlüsse.
Die 20-jährige Jonna sieht sich nicht als Vorbild in Sachen Lernen: „Meist lerne ich erst am Tag vor der Klausur“, gesteht sie. Dann hat die Schülerin aber ein besonderes Ritual: „Ich schaue mir die Unterlagen aus dem Unterricht am Abend vorm Schlafen noch mal ganz genau an und lege sie dann auch unters Kopfkissen.“ So habe sie das Gefühl, sie besonders frisch im Kopf zu haben.
Und der Erfolg gibt ihr recht: Mit 895 von 900 möglichen Punkten hat sie das (fast) perfekte Abitur geschafft und ist an ihrer Schule die Beste. Die Abiturprüfungen hat sie alle mit 1+ bestanden. Die fünf verlorenen Punkte seien in fünf Grundkursfächern in der Vorbereitung verloren gegangen. Dass es so ein Traumabitur wird, habe sie bis zum Schluss nicht geahnt.
Ähnlich geht es Jannik Grodten, der auch einer der acht 1,0er-Abiturienten der Hiberniaschule ist. Dieser Weg sei aber nicht immer klar gewesen. „Früher in der Grundschule war ich nicht ganz so ambitioniert“, erinnert er sich. Da war das Fußballtraining noch wichtiger und die Hausaufgaben hätten darunter schon mal gelitten. Doch auf der weiterführenden Schule habe sich das schnell geändert.
Längere Schulzeit an Hiberniaschule in Herne als Erfolgsfaktor?
Die private Hiberniaschule hat ein Einzugsgebiet, das über die Stadtgrenzen hinausgeht. Jannik Grodten kommt etwa aus Bochum. Jonna Neukirch und Carla Güldenberg, die ebenfalls zu den Besten gehört, kommen aus Gelsenkirchen. Aber Schulleiter Martin Glagovsek betont: „Wir nehmen am Zentralabitur teil.“ Die Prüfungen seien die gleichen wie an allen Schulen - inklusive externer Korrektur. Vorteile sieht er allerdings in der besonderen Förderung der Schülerinnen und Schüler, die über die rein kognitiven Fähigkeiten hinausgingen. So lege die Schule viel Wert auf musische und künstlerische Förderung, die sich, davon ist er überzeugt, auch positiv auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkten, die dann im Abitur abgefragt würden. Jannik Grodten sieht es zudem als Vorteil, dass die Schülerinnen und Schüler der Hiberniaschule wegen einer integrierten Ausbildung während der Schulzeit beim Abitur zwei Jahre älter seien. „Das hat bei mir einiges ausgemacht.“
Dass es in diesem Jahr gleich acht Zeugnisse mit der 1,0 sind, freut Glagovsek sehr. Auf die Frage, ob die Prüfungen in diesem Jahr besonders einfach waren, räumt er ein: „In Mathe war es in diesem Jahr schon deutlich leichter als in den Vorjahren.“ Das hat auch Jannik Grodten so wahrgenommen, der Mathe als Leistungskurs hatte und als Vorbereitung die Matheprüfungen der letzten Abi-Klausuren gerechnet habe. Sein Fazit: „Ich hatte Glück, dass es dieses Jahr leichter war.“ Aber nur an der Matheprüfung können die guten Abschlüsse nicht gelegen haben, setzen sich doch zwei Drittel der Abiturnote aus Vorprüfungen und nur ein Drittel aus den vier Abiturprüfungen zusammen.
Es scheint ein starker Jahrgang in Herne zu sein, denn auch an anderen weiterführenden Schulen schafften viele Schülerinnen und Schüler ein Traum-Abitur. Auf WAZ-Anfrage kann das NRW-Schulministerium noch keine genauen Zahlen für dieses Jahr liefern. Die Resonanz der weiterführenden Schulen in Herne war auf eine WAZ-Anfrage allerdings groß. So konnten sich am Gymnasium Wanne auch gleich drei Schülerinnen und Schüler über eine 1,0 freuen: Javin Beißert, Anna Sophie Bodach und Nevio Stolp. Am Pestalozzi-Gymnasium schafften vier Abiturienten die Bestnote: Pia Reitmaier, Christoph Schönwasser, Nils Schwenke und Maximilian Solfrian.
Am Otto-Hahn-Gymnasium gelang insgesamt fünf Schülerinnen und Schülern das Traum-Abitur mit einer 1,0: Felix Kretke als Bester sowie Julius Maximilian Fröhner, Ramila Ragesh, Luka Rafail Kazmierczak und Lilli Josefine Köhler. Und an der Erich-Fried-Gesamtschule freute sich Lennart Zyweck über die perfekte Abschlussnote 1,0. Doch auch in den Vorjahren war die 1,0 keine Seltenheit in Herne. So konnten sich im vergangenen Jahr insgesamt 13 Schülerinnen und Schüler über die Bestnote freuen, 2022 waren es 21 und 2021 insgesamt 23 Abiturientinnen und Abiturienten, wie das NRW-Schulministerium auf WAZ-Anfrage mitteilt.
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Für die Hernerin Sophia Böttcher bedeutete die Übergabe des 1,0er-Zeugnisses das Ende von insgesamt 16 Jahren bei Hibernia. Sie war dort bereits im Kindergarten. Neben dem sturen Büffeln habe sie sich spielerisch etwa mit Geschichtsmemory auf das Abitur vorbereitet. Zudem hätten ihr Podcasts zu Lektüren geholfen. Aber auch für sie als Top-Schülerin sei nicht immer alles leicht gewesen: „Es gab eindeutig auch stressige Momente“, sagt die passionierte Geigenspielerin.
„Abiturpunkte sagen nichts über die künftige Biografie aus.“
Diesen Stress nicht mit in die Prüfungen zu nehmen ist für Abiturientin Carla Güldenberg eines der Erfolgsrezepte für einen guten Abschluss. „Ich glaube, dass man Vertrauen in sich haben muss. Es gibt nichts Schlimmeres als mit Stress und Prüfungsangst in die Abi-Prüfungen zu gehen.“ Und auch wenn sich alle über die Traumnote mit Bestpunkten freuen, so weiß Schulleiter Glagovsek aus seiner Erfahrung auch: „Abiturpunkte sagen nichts über die künftige Biografie aus. Es gibt hier Schüler, die machen ein mittelmäßiges Abitur und starten dann durch.“ Andere hätten erst Bestnoten, würden dann aber über ihre Ansprüche stolpern.
Jannik Grodten möchte Medizin studieren, die Hernerin Sophia Böttcher Literaturwissenschaften. Doch vorher geht es für beide erstmal eine Weile ins Ausland. Jannik möchte als Backpacker mit einem Freund durch Japan und Thailand reisen. Und für Sophia geht bereits in der kommenden Woche das nächste Abenteuer los: Sie geht alleine für ein paar Monate nach Kirgistan und Japan.