Herne. Der 21-jährige Störer aus dem Dortmunder Stadion gelangte vor zwei Jahren auch schon auf das Herner Kraftwerks-Gelände und spielte Katz und Maus.

Der 21-jährige Mann, der während des EM-Achtelfinalspiels in Dortmund einen SEK-Einsatz ausgelöst hat,gelangte vor zwei Jahren auch schon auf das Gelände des Steag-Kraftwerks in Herne. Dort sollte er nach ersten Polizeiangaben auf den Kühlturm am Steinkohlekraftwerk geklettert sein - was aber wohl falsch ist. Er lieferte sich wohl eher ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Sicherheitsdienst am Boden. Seine Straftaten begeht er wohl ohne Sabotage-Absicht, sondern aus sehr spezieller Leidenschaft.

„Damals wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt“, sagt der Dortmunder Polizeisprecher Peter Bandermann auf Nachfrage. Der Mann habe offensichtlich die Leidenschaft hohe Gebäude zu beklettern, um Fotos aus großer Höhe zu schießen.

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Sondereinsatzkommando holt 21-Jährigen in Dortmund vom Dach

Der 21-Jährige hatte am Samstag, 29. Juni, während des EM-Spiels ein Spezialeinsatzkommando in Gang gesetzt. Er war gegen 22.11 Uhr unter dem Stadiondach in Dortmund entdeckt worden. Der Schiedsrichter informierte die Mannschaften, ließ das Spiel aber weiterlaufen. Die Polizei habe die Lage „jederzeit einschätzen“ können, hieß es in Dortmund.

In seinem Rucksack trug der Mann, der laut Polizei aus Osnabrück stammt, eine Kameraausrüstung mit sich. Er habe lediglich „gute Fotos“ machen wollen, habe er gegenüber der Polizei erklärt. Er habe gegen 23.44 Uhr festgenommen werden können. Bei ihm seien keine gefährlichen Gegenstände gefunden worden. Laut Polizei wurde der 21-Jährige wiederholt aufgegriffen. Zu der Festnahme in Herne kommt ein weiterer Vorfall vor einigen Wochen in Ulm. Auch dort habe er in großen Höhen Fotos aufnehmen wollen.

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Achtelfinale im Dortmunder Stadion: FIFA-Schiedsrichter Michael Oliver (links) weist die beiden Kapitäne Ilkay Gündogan (Mitte), Deutschland, und Kasper Schmeichel, Dänemark, auf den laufenden SEK-Einsatz im Stadion hin.
Achtelfinale im Dortmunder Stadion: FIFA-Schiedsrichter Michael Oliver (links) weist die beiden Kapitäne Ilkay Gündogan (Mitte), Deutschland, und Kasper Schmeichel, Dänemark, auf den laufenden SEK-Einsatz im Stadion hin. © picture alliance/dpa | Revierfoto

Vorfall am 3. April 2022 in Herne bei der Steag

Die Steag zeigt sich zunächst überrascht von den Medienberichten und kann den Vorfall so nicht bestätigen. Tatsächlich sei der 21-Jährige auch gar nicht auf den Kühlturm geklettert, stellt die Bochumer Polizei auf WAZ-Anfrage klar. „Er ist am 3. April 2022 auf das Gelände eingedrungen und dort herumgerannt“, sagt Sprecher Jens Artschwager. Dort sei er nach einem Katz-und-Maus-Spiel dann von der Werkssicherheit angetroffen worden. Die Steag habe Anzeige erstattet.

Steag-Sprecher Markus Hennes kennt ähnliche Vorfälle vor allem aus stillgelegten Kraftwerken wie dem in Voerde. „Wir hatten über Jahre Leute, die sich dort Zutritt verschafft haben.“ In die wirklich sicherheitsrelevanten Bereiche sei dort aber niemand gelangt, weil alles zugeschweißt gewesen sei. Es habe den Eindringlingen aber gereicht, sich damit zu brüsten, dass sie irgendwie in Gebäude gelangten.

Zu weiteren Eindringlingen will sich die Steag aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Hennes warnt ausdrücklich vor dem Aufstieg auf die Industrieanlagen. Der Kühlturm in Herne ist 130 Meter hoch und neben dem 300 Meter hohen Schornstein eine Landmarke im Ruhrgebiet. Das Betreten ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen ist lebensgefährlich. Alleine die Kraft durch den Wind in der Höhe sei enorm. Solche Anlagen sind dennoch immer wieder Ziel sogenannter Roofer, die Fotos und Filme machen und diese dann im Internet oder via Social Media veröffentlichen.

Das EM-Stadion in Dortmund: Hier kletterte der Mann unters Dach.
Das EM-Stadion in Dortmund: Hier kletterte der Mann unters Dach. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

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Wie kam der Osnabrücker in Dortmund auf das Dach?

In Dortmund muss sich die UEFA als Veranstalter der Fußballspiele nun die Frage gefallen lassen, wie der Mann überhaupt auf das Dach kam. Die Polizei kündigt an, dass die Situation nun nachgearbeitet werden soll. Er sei nach Abschluss der ersten Ermittlungen aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, heißt es.