Herne. Große Schmierereien verunstalten Wohntürme und eine Bahnbrücke in Herne. Wer steckt hinter den Graffiti? Was bedeuten sie?

Sprayer haben in den vergangenen Wochen größere Schäden durch Graffiti an Gebäuden und Anlagen in Herne hinterlassen. Über die Bedeutung der Symbole wird gerätselt. Oft scheinen sich die Besitzer aber nicht groß an den Bildern zu stören. Anzeigen gibt es kaum.

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Riesige Schriftzüge am Wohnturm in der Innenstadt

Die Sprayer hatten ganze Arbeit geleistet: Seit einigen Wochen prangen riesige Schriftzüge am Kopf der Wohntürme in der Herner Innenstadt. Dort haben Sprayer riesige Buchstabenkombinationen hinterlassen. Die Vermutung vieler Bewohner: Die Täter müssen nachts auf das Dach geklettert sein und in einer aufwändigen Aktion die Wände besprüht haben.

Die gleiche Buchstabenkombination wurde auch auf einer Brücke über der A43 hinterlassen. Dort haben die Straftäter die sozusagen fabrikneue Stahlbrücke der Bahn ins Visier genommen und offensichtlich über lange Zeit ungestört ebenfalls etagenhohe Schriftzüge über die komplette Brückenlänge anbringen können. Bei zehntausenden Autofahrerinnen und Autofahrern, die täglich die Stelle passieren, sorgte das bereits für Verwunderung. Etliche fragen sich, wie die Sprayer an der sonst gut überwachten Bahnstrecke zwischen Wanne-Eickel und Herne Bahnhof über so lange Zeit wirken konnten.

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Bei der Bahn scheint die Sache keine Priorität zu haben. Eine Anfrage unserer Redaktion vom 15. Mai blieb trotz mehrfacher Nachfrage bis heute unbeantwortet. Der Schaden an der Brücke könnte hoch sein. Die Lackierung solch eines Stahlgerippes in der Größe kostet mehrere zehntausend Euro. Die Bahn hatte sich zudem für ein Farbkonzept ihrer Brücken rund um das Kreuz Herne entschieden - grau.

Sechs Anzeigen wegen Graffiti-Sprühereien seit April

Angezeigt wurden die Straftaten offensichtlich weder durch die Bahn noch durch die Eigentümer des Wohnturms. Der Polizei liegen auf Nachfrage keine Anzeigen aus diesem Bereich vor. Im örtlichen Zusammenhang gab es zuletzt laut Polizei zwei Anzeigen in dem Bereich an der Castroper Straße und an der Bielefelder Straße. Allerdings seien die Sachverhalte „inhaltlich“ anders als am Wohnturm und an der Autobahnbrücke, erklärt Sprecherin Marina Sablic.

Die Polizei hat seit Mitte April bis Ende Mai im Herner Stadtgebiet sechs Anzeigen wegen Sachbeschädigung durch Graffiti aufgenommen. Etliche Straftaten, das zeigt der Rundgang durch die Stadt, wurden offensichtlich gar nicht angezeigt.

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Rätselhafte Kürzel und Zusammenhänge zur Musik

Was steckt hinter den Kürzeln? Am Wohntower und an der Bahnbrücke sind die Kürzel „ABM“ zu lesen. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „Tag“ einer Sprayer-Gruppe. In diesem Stil waren in der Vergangenheit schon komplette Züge der Bahn eingehüllt worden. Auch andere Sprayer sollen das Kürzel allerdings eingesetzt haben.

An der Bahnbrücke ist das Wort „Antifa“ zu lesen. Möglicherweise ist damit aber gar nicht (nur) die gleichnamige antifaschistische Organisation gemeint, sondern die Musikgruppe „Antifan“ (und es handelt sich um einen Verschreiber). Denn im weiteren Verlauf ist (ebenfalls falsch geschrieben) jedenfalls ein Teil einer Zeile eines Liedes der Gruppe zu lesen. Auch die ehemalige Bochumer Postleitzahl (bekanntlich auch ein Albumtitel von Herbert Grönemeyer) wurde auf die Brücke gesprüht. Im Zusammenhang mit Antifa gilt die Zahl allerdings auch ein Hinweis auf die Bochumer Antifa-Gruppe.

Zwei 17-Jährige wegen Sprühereien am Landwehrweg erwischt

Dass die Sprühereien für die Täter heftige Konsequenzen haben kann, zeigte ein Fall aus der vergangenen Woche: Im Bereich des Landwehrwegs schnappte die Polizei zwei 17-Jährige, die unter Verdacht stehen, für 13 Taten verantwortlich zu sein. Auf die Jugendlichen, die zufällig von einem Polizisten beobachtet wurden, wartet ein Strafverfahren. Die Opfer könnten auch versuchen, ihren Schaden geltend machen.