Herne. Mohammed tritt beim Nacktfußball für die „Pottoriginale“ in Herne an. Der Kult-Fan mit dem Bier auf dem Kopf hat ein bewegtes Leben.
Mohammed fällt im Telefonat das Handy aus der Hand. Aufgelegt. Kommt in besten Artistenkreisen vor. Mit dem Bierglas passiert ihm das nicht. Der Schalke-Kultfan tritt in der Mannschaft der „Pottoriginale“ gegen die unbekleidete Nacktionalmannschaft an und lässt nichts anbrennen. Der 44-Jährige spielt mit Bierglas auf dem Kopf. Klingt abgedreht und ist es auch.
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Mindestens ein Glas, manchmal eine ganze Pyramide
Mohammed lacht. Es dauert nicht lange, ihn aus der Reserve zu locken. „Ich mache gerne Party“, sagt der gebürtige Nigerianer, der seit einigen Jahren von der Tribüne in der Arena auf Schalke nicht mehr wegzudenken ist. Die Bilder von ihm gehen mehr um die Welt als von so manchem Spieler des (Noch?-)Zweitliga-Vereins. Mohammed balanciert Biergläser auf seinem Kopf. Mindestens eines, oft mehrere. Manchmal acht oder mehr als umgedrehte Pyramide.
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Warum tut man das nur? „Ich habe jemanden mit einem Schlaganfall begleitet“, sagt Mohammed. Da habe er keine Hand freigehabt und sich kurzerhand das Bierglas auf dem Kopf abgestellt. In seinem Geburtsland transportiert man häufiger schwere Dinge auf dem Kopf. Und Mohammed bringt offensichtlich dazu auch noch eine Extraportion angeborenes Geschick mit.
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Dramatische Lebensgeschichte: Flucht durch Sahara und über das Mittelmeer
Seit 2017 etwa sei er so ziemlich bei jedem Heimspiel der Königsblauen dabei, sagt Mohammed nicht ohne stolz. Nur in dieser Saison habe er schon zweimal aussetzen müssen. Einmal krank, einmal Party. Was eben dem besten Fan mal dazwischenkommt. Klingt so, als habe der Zuwanderer in Gelsenkirchen oder Herne Wurzeln geschlagen. Denkste! „Ich bin Colonia“, sagt Mohammed. Wohnsitz: Köln!
Es sei ihm einfach eine große Freude, den Menschen Spaß zu bereiten, sagt der Schalke-Fan. Seine Lebensgeschichte, die er so erzählt, klingt gar nicht lustig. Von Nigeria sei er erst nach Libyen geflohen. „In meiner Heimat war Boko-Haram-Krieg.“ An einem Seil festgeklammert sei er auf der Ladefläche eines Lastwagens durch die Sahara gefahren, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. „Da sind Menschen runtergefallen.“
Wegen des Kriegs in Libyen sei er dann 2011 nach Italien geflüchtet. Mohammed war einer der Männer, die mit dem Boot eine lebensgefährliche Tour über das Mittelmeer antraten. „Ich habe so viel Tod von meinen Kumpels gesehen.“ Von Italien habe er nach Norwegen und Schweden gewollt. Wegen der Flüchtlingsabkommen habe man ihn zurück nach Italien geschickt.
Seit 2014 ist Mohammed in Deutschland, nicht nur als Spaßmacher auf Schalke oder als Instagram-Star. Er sei nun Schlosser im Rohrleitungsbau. Vorher habe er Kunststoffschweißer gelernt. Auf der einen Seite der Job, auf der anderen Internet-Star: „Mein Bier ist mein größtes Hobby“, sagt Mohammed.
Selbst nackt am Ball? Mohammed hat eine klare Antwort
Jetzt spielt er bei dem ebenso schrägen Nackt-Fußballspiel in Herne mit. Nackt? Käme für Mohammed nicht in Frage: „Ich möchte mit meiner Kleidung spielen“, sagt er. Die 27 Grad und Sonne seien für ihn das perfekte Wetter. „Kälte ist nicht so schön für mich.“
Von Initiator Gerrit Starczewski habe er sich auch nicht lange bitten lassen: „Wenn Gerrit sagt: Mohammed komm! Dann komme ich.“ Eine langes Training habe er dafür übrigens nicht gebraucht. „Ich bin immer in Vorbereitung.“ Und wirklich: Mohammed hält mit Glas auf dem Kopf ein 90-Minuten-Spiel durch. Kommt‘s dabei auch aufs Material an? „Richtiges Glas ist besser als Plastik“, sagt der Experte. Das könne er dank des Gewichts besser ausbalancieren. Kunststoff sei zu leicht. Nur das Glas darf dann eben nicht runterfallen. Mohammed bleibt Optimist.