Herne. Ihr Mann hat sie und ihre Kinder seelisch und körperlich verletzt. Nun lebt die Frau im Herner Frauenhaus und erzählt von ihrem Leben.
Wenn Teresa über ihre Vergangenheit spricht, verschwindet das fröhliche Lächeln der jungen Frau. Ihr Mann hat sie tyrannisiert, erzählt sie. Gewürgt und geschlagen hat er sie – und ihre Kinder. Mittlerweile ist sie in Sicherheit. Gemeinsam mit ihren Kindern lebt sie seit einigen Wochen im Herner Frauenhaus. Um sie vor ihrem Mann zu schützen und ihre Anonymität zu wahren, wurde ihr Name geändert.
Oft hat sie darüber nachgedacht, wegzulaufen und sich von ihrem Mann zu trennen. Doch jahrelang war die Angst zu groß, dass er sie erwischen könnte und ihr dann noch mehr antut. Doch irgendwann – ihr Mann war gerade nicht zuhause – griff sie zum Telefonhörer und rief die Polizei, erzählt sie. Diese hat sie dann sofort ins Frauenhaus gebracht. „Ich wollte erst zu meinen Eltern, aber auch das wäre zu gefährlich gewesen.“
Viele Vorurteile gegen das Herner Frauenhaus
Für ihre Kinder war die Umstellung schwierig. Häufig fragten sie nach ihrem Papa und ihrem alten Zuhause. Doch dorthin werden sie nicht mehr zurückkehren. Trotz allem, was ihr Mann ihr angetan hat, fällt es ihr manchmal schwer, keinen Kontakt zu ihrem Mann aufzunehmen – beziehungsweise nicht auf den Kontakt ihres Mannes einzugehen. Denn der versucht noch immer regelmäßig, sie über die sozialen Medien zu erreichen. Das Frauenhaus hat er aber bisher nicht aufgesucht. Dafür sorgt auch ein Kontaktverbot, das seit vor einigen Wochen in Kraft getreten ist. Auch wenn ihr das etwas Sicherheit gibt, „zucke ich manchmal noch zusammen, wenn es an der Tür klingelt“, sagt sie.
Vor ihrem Einzug ins Frauenhaus hatte sie Vorurteile dem Haus gegenüber. Dass es dort dreckig ist, wurde ihr eingeredet. In Herne ist sie nun vom Gegenteil überzeugt worden. In dem Frauenhaus, das vor einem Jahr in neue Räumlichkeiten gezogen ist, fühlt sie sich wohl. Mittlerweile hat sie sogar im Haus ein eigenes kleines Apartment für sich und ihre Kinder bekommen.
Möglichkeiten der Kontaktaufnahme haben sich verändert
Ihre Kinder sind mittlerweile angekommen, „auch wenn sie zwischendurch immer noch denken, dass wir hier nur Urlaub machen.“ Wie lange die kleine Familie noch im Frauenhaus wohnen wird, ist noch nicht klar. Wenn sie soweit ist, werden die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses ihr bei der Suche einer Wohnung helfen, sagt Mitarbeiterin Beate Kaupen. Seit ihrem ersten Tag kümmert sie sich um Teresa, versucht so gut es geht, sie vor ihrem brutalen Ehemann zu schützen.
Die Anonymität des Hauses sei weiterhin wichtig, auch wenn die Männer in den letzten Jahren vermehrt digitale Wege der Kontaktaufnahme suchten, sagt Kaupen. Das mache es für die Frauen besonders schwer. „Denn so eine Trennung ist für sie nie leicht – egal, wie schlimm der Mann sie behandelt hat.“ Die Trennung sei bei allen ein Prozess, auch bei Teresa werde es noch lange Zeit dauern, bis dieser Prozess beendet ist. „Aber sie ist schon auf einem sehr guten Weg.“
Teresa ist eine von 35 Frauen, die seit Januar in dem Haus gewohnt haben. Durchschnittlich blieben die Frauen vier Monate, bis sie in eine eigene Wohnung ziehen, sagt Kaupen. Je nach Lebenssituation könne das aber auch variieren, oft verlängern aufenthaltsrechtliche Unklarheiten den Aufenthalt. „Eine Frau wohnt schon seit neun Monaten bei uns.“
Herner Frauenhaus muss Frauen abweisen
Viele Vorurteile über Frauenhäuser halten sich seit Jahren hartnäckig. Vor allem, dass die Frauen fremdbestimmt und manipuliert würden, ärgert die Mitarbeiterinnen. „Die Frauen treffen ihre eigenen Entscheidungen“, betont Kaupen. Das neue Haus ist einladend und gemütlich gestaltet. „Dadurch, dass wir deutlich mehr Platz haben als im alten Haus, kommt es außerdem seltener zu Konflikten unter den Frauen.“ Fünf Mitarbeiterinnen arbeiten im Frauenhaus, erst vor wenigen Wochen sei eine halbe Stelle für die Arbeit mit den Jungen und Mädchen hinzugekommen, die aber nur durch Spenden finanziert werden könne, so Kaupen.
Gerne würden sie mehr Frauen aufnehmen. Die Nachfrage nach einem Platz sei zu hoch – fast täglich müssten Frauen abgewiesen werden, weil kein Platz zur Verfügung steht. „Wir hatten in den Monaten eine Durchschnittsbelegung von 97,79 Prozent. Das ist für eine Zufluchtsstätte eigentlich viel zu hoch, da wir ja für Notfälle keine freien Plätze vorhalten können“, sagt Kaupen. „Selbst das Ministerium gibt an, dass 75 Prozent für eine Zufluchtsstätte ausreichend sind, aber der Platzmangel und die große Nachfrage sind auch Realität.“
>>>Frauenhaus freut sich über Spenden
Das Frauenhaus ist im September 2020 umgezogen. Es gibt Platz für zehn Frauen und sieben Kinder, im alten Haus gab es Platz für acht Frauen und sieben Kinder.
Über Spenden ist das Frauenhaus dankbar, unter anderem, um die befristete halbe Stelle weiter finanzieren zu können. Wer etwas spenden möchte, kann sich per Mail unter info@frauenhaus-herne.de oder telefonisch unter 02325/49875 melden.