Herne/Bochum. Ein mutmaßlicher Serientäter muss sich vor Gericht verantworten. Es geht unter anderem um derbe Nacktauftritte und Belästigungen. Auch in Herne.
Ein mutmaßlicher Serientäter muss sich seit Montag vor dem Bochumer Schöffengericht verantworten. Es geht um derbe Nacktauftritte, sexuelle Belästigungen, Drohungen mit einer Spielzeugpistole, dutzende Ladendiebstähle und mehr. Auch in Herne soll der 22-jährige Angeklagte immer wieder für Angst, Wut und Ärger gesorgt haben.
Exhibitionistische Handlungen, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung und Diebstahl: Die Anklage umfasst insgesamt 38 Vorfälle in der Zeit von Dezember 2020 bis April 2021. Rund dreiviertel der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen nickte der 22-Jährige beim Prozessauftakt kurz und knapp als „zutreffend“ ab. Dabei handelte es sich in vielen Fällen um Ladendiebstähle in verschiedenen Ruhrgebietsstädten - in Herne unter anderem mehrfach in einem Discounter in Pantringshof.
Angeklagter bestreitet sexuelle Belästigung
Insbesondere die sechs wohl brenzligsten Anklagepunkte wies der Angeklagte aus Bochum dagegen aber allesamt als „falsch“ zurück. Dazu gehört unter anderem der Vorwurf, dass der 22-Jährige zu Beginn des Jahres früh morgens in der Herner Bahnhofsbuchhandlung mit einem Männer-Magazin in der Hand komplett die Hosen fallengelassen haben und so bei der Verkäuferin für Entsetzen gesorgt haben soll. Drei Monate später soll der 22-Jährige am 16. April eine ganz ähnlich abstoßende Reaktion bei einer Mitpatientin in einem Wanne-Eickeler Krankenhaus hervorgerufen haben. Auch dort soll der Angeklagte vor der jungen Frau erst untenherum all seine Kleidung fallengelassen, sich dann quasi „absperrend“ in die Tür von dem Ruheraum platziert und sie dann massiv sexuell belästigt haben. Im März soll der 22-Jährige (aktuell in U-Haft) zudem in der S-Bahn von Herne nach Dortmund einen 14-jährigen Jungen bedrängt und beim Sich-daneben-setzen blitzschnell in dessen Hose gefasst haben.
Frage der Psychiatrie-Unterbringung steht im Raum
Darüber hinaus geht es vor dem Schöffengericht auch um zwei bizarre Auftritte mit einer Spielzeugpistole. In einem Linienbus in Dortmund soll der Angeklagte ein ihm gegenüber sitzendes, elfjähriges Kind damit in Todesangst versetzt haben. Später soll er einen Kioskinhaber durch Drohungen mit der Spielpistole dazu gebracht haben, ihm ein Feuerzeug auszuhändigen.
Die Richter wollen nun in den nächsten Wochen jede Menge Zeugen befragen und zusätzlich auch eine Rechtspsychologin zur Frage einer Psychiatrie-Unterbringung zum Schutz der Allgemeinheit hinzuziehen. Mit einem Urteil ist wohl frühestens am 29. November zu rechnen.