Wanne-Eickel..

Der Pferdemarkt kurz vor dem Kirmes-Start hat Tradition. Verkauft werden Tiere auf Gut Steinhausen aber kaum noch. Ein Besuch.

Von Recklinghausen-Süd bis Unser Fritz ist es nicht weit. Immer am Kanal entlang sind sie geradelt, nur ein paar Minuten haben sie bis Gut Steinhausen gebraucht. Ingo Hanisch und seine Frau Ute schauen sich um, blicken auf die Pferde, die Käfige, in denen Hundewelpen herumliegen, den übersichtlichen „Bauernmarkt“ mit Ziegenkäse und Heilpaste und die Männer und Frauen am Getränkestand. Hanischs schauen skeptisch. „Jetzt im Urlaub“, sagt er, „wollte ich mir das Spektakel endlich mal anschauen, ich war noch nie hier.“ Und fragt dann: „Passiert denn hier noch was, oder war’s das schon?“

Der Pferdemarkt, der Kirmes-Prolog am Vor- und Nachmittag, ist mehr Ausstellung als Markt. Seit Jahren schon sagen die Händler, dass sie kaum etwas verkaufen, dass ihre Präsenz im Resser Wald eher sentimentale als wirtschaftliche Gründe habe.

Kirmes war vor Jahrhunderten ein Mährenverkauf

Wer wollte, konnte eine Runde auf Gut Steinhausen drehen. Foto: Ute Gabriel
Wer wollte, konnte eine Runde auf Gut Steinhausen drehen. Foto: Ute Gabriel © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Das war gestern nicht anders: „Es ist schön, dass es diesen Markt überhaupt noch gibt“, sagt Johannes Loick, Pferdehändler aus Mülheim. Seit Jahren schon ist er immer da, wenn die Cranger Kirmes vor der Tür steht, er hat auch der Reitschule auf Gut Steinhausen schon Tiere verkauft, das Anwesen liegt ihm am Herzen. Er kommt, weil der Markt Tradition habe. Schließlich war die Kirmes vor Jahrhunderten nichts anderes als ein Mährenverkauf. Doch weil das allein vielen nicht Anreiz genug ist, zahlt die Stadt ihnen eine kleine Aufwandsentschädigung – Johannes Loick spricht von 10 Euro pro Pferd. Da er mit neun Tieren da war, bekomme er also 90 Euro, das deckt zumindest die Fahrtkosten.

Ingo Hanisch, der Unser-Fritz-Urlauber aus Recklinghausen-Süd, ist nicht gerade ein Pferdenarr. Was ein Haflinger oder ein Appaloosa ist – „mit den ganzen Rassen kenne ich mich überhaupt nicht aus.“ Da geht es ihm wie vielen Gut-Steinhausen-Besuchern. Auf immerhin 40 bis 50 Prozent schätzen die vier Händler den Anteil des einigermaßen kundigen Publikums. Die anderen fallen eher unter die Kategorie „interessiert, aber ahnungslos“.

So ein Pferd kostet übrigens um die 1800 Euro. Da verwundert es nicht, dass Johannes Loick sagt: „Es ist selten, dass jemand spontan ein Tier kauft.“