Herne. Beim Jugendkulturpreis „Herbert“ räumten sie ab und stehen nun am Anfang ihrer Musiker-Karriere. „Sleazy Alice“ zu Besuch in der Redaktion.
Bei der letzten Probe vor dem Jugendkulturwettbewerb „Herbert“ ging noch so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Aber dann, kurz vor dem Auftritt, hinter der Bühne, war da dieses Gefühl – „Scheiß drauf, das kann nur geil werden!“ Und so war es dann auch. Die Band „Sleazy Alice“ war eine der großen Gewinnerinnen des Abends: Julian Rößmann (19), Niels Röger (19) und Ruben Rüsgen (19) holten den zweiten Platz nach Hause. Damit nicht genug, konnten sie auch noch die Zuschauerinnen und Zuschauer für sich begeistern, den Publikumspreis gab’s obendrauf.
Wie ist das so, wenn man sich so langsam einen Namen macht? Die jungen Männer lachen, das tun sie sowieso viel bei ihrem Besuch in der Herner WAZ-Redaktion. Sie sind unverstellt, echt und neu im Business. „Klar, wir stehen jetzt davor, auf der Local-Ebene bekannt zu werden“, sagt Julian Rößmann. Er ist Frontman der Band und spielt Gitarre. Mit dem Schlagzeuger Niels Röger kam er 2018, damals beide nicht mehr ganz nüchtern, spontan auf die Idee „Lass mal ‘ne Band machen!“
„Herbert“-Preisgeld wird in Equipment investiert
Aus dem anfänglichen Jammen im heimischen Keller entwickelten sich nach und nach Ambitionen. „Unser Ziel ist schon Platin“, sagt Drummer Niels. Von dem Geld, dass die Drei sich beim „Herbert“ erspielten (750 Euro für den 2. Platz, 500 Euro Publikumspreis) wollen sie ein Album aufnehmen. Aber vorher stehen noch andere Posten auf der Liste: eine Gitarrenreparatur und Gesangsstunden für Julian, ein Gurt für Rubens Bass und neue Mikros für alle.
Drei Songs für das Album stünden schön: „Devil’s Circle“, „Fragile World“ und „Pointless People“. Das Trio ist schon einen weiten Weg gegangen, ist gemeinsam gewachsen und hat viele Entwicklungsphasen durchlaufen. „Wenn wir uns heute Sachen von ganz früher anhören, als wir noch zu zweit waren“, setzt Niels an und muss lachen, „das war echt schlecht.“ „Schrott“, bestätigt Ruben grinsend. Er ist als letzter zur Band dazugestoßen, hat sie komplettiert.
„Sleazy Alice“: Bandname kurz vor dem „Herbert“ festgelegt
Die Frage nach dem Bandnamen war zu der Zeit noch eine offene. Von „Claybuds“ über „Trash Can“ bis hin zu „The Crampfaces“ war einiges an temporären Namen dabei. Kurz vor dem „Herbert“ ist es dann aber „Sleazy Alice“ geworden und soll es auch bleiben. „Wir haben uns ja jetzt mit dem Namen etabliert“, scherzt Niels. Sleazy, also schäbig, passt zu dem Image, das die Drei verkörpern möchten. „Unser Sound ist rotzig, ranzig, punkig“, zählt Ruben auf. „Facettenreich“, ruft Niels und Julian erklärt: „Wir machen Punk-Rock, aber auch Grunge. Für die Zukunft möchten wir aber auch andere Stilrichtungen ausprobieren.“
Stichwort Zukunft: Ruben und Julian gehen aktuell noch in Herne auf die Hiberniaschule, machen im kommenden Jahr ihr Abitur. Julian strebt ein Jazz- und Pop-Studium in den Niederlanden an, Ruben möchte Schauspieler werden. Niels ist mit der Schule fertig und plant eine Ausbildung zum Erzieher. Was ist denn, falls irgendwann mal die Entscheidung Musik oder klassische Karriere ansteht? „Musik“, lautet die unisone Antwort. Ist notiert! Falls die Drei dann irgendwann mal über die Herner Stadtgrenzen hinaus bekannt sind, checken wir das noch mal gegen. Die Einladung in die Redaktion steht.
>>> Info: Kaum Bühnenerfahrung
Die Band „Sleazy Alice“ hat bislang kaum Bühnenerfahrung. Der Auftritt beim Jugendkulturwettbewerb „Herbert“ war ihr erster, im November folgte ein Gig bei der Art-Remix-Show im Alten Wartesaal.
Ein Auftritt, von dem sich die drei Musiker viel Aufmerksamkeit erhoffen, ist für den 02. Februar im Joe’s Jugendzentrum in Oer-Erkenschwick geplant. Dort treten sie als Vorband auf.