Herne. 2023 kommen die Special Olympics erstmals nach Deutschland. Herne will „Host Town“ werden. Was das für die Stadt bedeutet.

Die Special Olympics World Games, die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung, finden erstmals in Deutschland statt: Berlin ist im Juni 2023 Austragungsort. Im Vorfeld möchte die Stadt Herne als Teil des „Host Town Program“ internationale Sportlerinnen und Sportler in Deutschland willkommen heißen. Der Rat gab am Dienstag grünes Licht für die Bewerbung.

Erwartet werden zu den Special Olympics laut Stadt rund 7000 Athletinnen und Athleten aus über 170 Nationen sowie deren Teambegleitungen. Deutschland, so die Absicht, will die Veranstaltung auch dazu nutzen, die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit geistigen Behinderungen zu fördern. Deshalb sollen alle Delegationen im Vorfeld der Spiele für vier Tage in verschiedene deutsche Städte kommen. Bei einem Fackellauf soll auch das olympische Feuer durch die „Host Towns“ ziehen.

Herne: Stadt will Delegation von 50 Menschen beherbergen

Herne hat nun seinen Hut in den Ring geworfen und will „Host Town“ (auf Deutsch: Gastgeberstadt) sein. Die Gäste sollen in dieser Stadt „Land und Leute kennen lernen“ sowie „schöne Erlebnisse“ mitnehmen, sagte Sozialdezernent Johannes Chudziak im Rat. Außerdem sollen die Athletinnen und Athleten die Zeit in den Gastgeberstädten zur Akklimatisierung und Wettbewerbsvorbereitung nutzen. Auch Herne selbst soll von den Gästen profitieren: Der Besuch der Sportlerinnen und Sportler sowie ihrer Begleiter soll sich „nachhaltig auf die Inklusion“ auswirken, fügte der Beigeordnete an. Die Verwaltung hat sich nach Angaben der Stadt für eine mittlere Delegationsgröße von rund 50 Menschen beworben.

In den Gastgeberstädten sollen sich die Athletinnen und Athleten auch auf die Spiele vorbereiten. Im Bild: der Athlet Lukas Hieke 2016 bei den nationalen Wettkämpfen für die Special Olympics.
In den Gastgeberstädten sollen sich die Athletinnen und Athleten auch auf die Spiele vorbereiten. Im Bild: der Athlet Lukas Hieke 2016 bei den nationalen Wettkämpfen für die Special Olympics. © picture alliance / dpa | Sebastian Gollnow

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Beworben hätten sich für die 170 Delegationen bundesweit 270 Kommunen, davon „eine sehr große Anzahl aus NRW“, so der Sozialdezernent. Laut Rückmeldung des Olympischen Komitees sei die Herner Bewerbung „qualitativ sehr gut“: Chudziak zeigte sich im Rat deshalb optimistisch, dass Herne zum Zuge kommt. Mit einmonatiger Verspätung wegen der vielen Bewerbungen sollen die „Host Towns“ im Januar bekannt gegeben werden, so der Beigeordnete.

CDU-Ratsfrau: Stadt könnte ihre „großartige Gastfreundschaft“ unter Beweis stellen

Bettina Szelag, Vorsitzende des Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderungen, begrüßt die Bewerbung. Herne, so die CDU-Ratsfrau zur WAZ, könnte den Athletinnen und Athleten „eine gute Eingewöhnung im Gastgeberland“ und „eine unvergessliche Zeit im Vorfeld der eigentlichen Wettkämpfe“ ermöglichen. Auf der anderen Seite könnte die Stadt ihre „großartige Gastfreundschaft“ auch in Bezug auf Menschen mit Behinderungen und deren Begleitung einmal mehr unter Beweis stellen.

Herne habe als Bewerberstadt „einen riesigen Vorteil“: Bettina Szelag, Vorsitzende des Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
Herne habe als Bewerberstadt „einen riesigen Vorteil“: Bettina Szelag, Vorsitzende des Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderungen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Herne habe „einen riesigen Vorteil“, die Voraussetzungen für ein gutes Gelingen dieser Aktion seien hier vor Ort deutlich besser als in vielen anderen Gemeinden in Deutschland, meint sie. Herne verfüge über ein großes Netzwerk an Menschen, das auch im Hinblick auf Inklusion seit langem funktioniere, unter anderem in den Bereichen Sport, Kultur, Schule sowie im Vereinswesen. „Mit dem Herner Inklusionsplan haben wir schon vor Jahren eine Leitlinie geschaffen, die uns alle Möglichkeiten einer inklusiveren Gesellschaft aufzeigt“, sagt Szelag. Und fügt an: „An dieser Leitlinie orientieren wir uns.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Kosten

Die Kosten für das viertägige „Host Town Program“ müssen die gastgebenden Kommunen tragen. Bezahlt werden müssen von ihnen unter anderem das Personal für die Durchführung des Programms, das Programm selbst, die Unterbringung und Verpflegung der Delegation, die Dolmetscherinnen und Dolmetscher und der Besuch von inklusiven Veranstaltungen.

Die Stadt, die eine oder mehrere Delegationen mit insgesamt 50 Menschen aufnehmen möchte, rechnet dafür mit Kosten von 30.000 bis 40.000 Euro. Das Geld sei in der Haushaltsplanung 2023 bereits mitberücksichtigt worden.

Der Rat stimmte am Dienstag im Kulturzentrum mit breiter Mehrheit für die Bewerbung: Es gab 52 Ja- und eine Nein-Stimme.