Herne.. Auf dem ehemaligen Ford-Heilmann-Gelände in Holsterhausen ist eine 1800 Kilo schwere Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Für die Evakuierung am Sonntag müssen 10.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
HC 4000 legt am Sonntagmorgen die Stadt lahm: Zur Entschärfung einer auf dem ehemaligen Ford-Heilmann-Gelände an der Dorstener Straße gefundenen 1,8 Tonnen schweren Luftmine dieses Namens müssen rund 10 000 Menschen in Holsterhausen und der nahen Umgebung evakuiert werden. „Nichts geht mehr“ heißt es - voraussichtlich bis Sonntagmittag - auch für die im Gefahrenbereich liegenden Autobahnen A42 und A43 sowie für den Wanner Hauptbahnhof und mehrere Zugverbindungen.
Einen Radius von 1500 Metern um die Fundstelle hat die Stadt für Sonntag angeordnet. Aus gutem Grund: Die Sprengkraft dieser Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg sei besonders groß, berichtet Christian Chmel-Menges von der Bezirksregierung Arnsberg. „Im Krieg sind durch die Druckwelle auch schon mal Gebäude in 1,5 Kilometer Entfernung zerstört worden.“
Zweite Bombe gefunden
Der Kampfmittelräumdienst Westfalen-Lippe muss sich am Sonntag zusätzlich um eine 250 Kilogramm schwere US-Sprengbombe kümmern, die ebenfalls bei routinemäßigen Luftbildauswertungen auf dem Heilmann-Gelände entdeckt worden ist. Wie berichtet, soll auf dem Areal ein neuer Supermarkt gebaut werden. „Die Entschärfung dieser kleineren Sprengbomben ist fast schon laufendes Geschäft“, so Chmel-Menges.
Auch interessant
Erfahrungen beim Umgang mit der gefährlicheren britischen Luftmine konnte der Kampfmittelräumdienst zuletzt 2013 sammeln: Im November wurde eine Bombe dieser Bauart in Dortmund-Hombruch entschärft. 20 000 Menschen mussten dort evakuiert werden.
In Holsterhausen müssen die Bewohner ihre Häuser am Sonntag bis 9.30 Uhr verlassen. Für die Dauer der Entschärfung richtet die Stadt in der Sporthalle Eickel ab 9 Uhr eine Anlaufstelle ein. Um den Transport zu gewährleisten, stellt die HCR Busse bereit. Diese und weitere wichtige Informationen hat die Stadt auf einem Flyer aufgelistet, der seit gestern an alle Haushalte im Gefahrenbereich verteilt wird.
Sonntags herrscht weniger Verkehr
Dass eine Entschärfung dieser Größenordnung an einem Sonntag durchgeführt werde, sei nicht außergewöhnlich, betonen die Verantwortlichen. An diesem Tag herrsche weniger Verkehr, der Bus- und Bahnverkehr sei „dünner“, Schulen und Kitas blieben geschlossen.
Eine Prognose über die Dauer der Entschärfung sei nicht möglich, so die Stadt. Übers Internet, das Info-Telefon und über Radio Herne werde über den aktuellen Stand der Dinge berichtet.
Eine Evakuierung ähnlichen Ausmaßes gab es in Herne zuletzt im Juli 2005: Für die Entschärfung einer Luftmine mussten in Röhlinghausen 11 000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
Logistische Schwerstarbeit für den ASB
Eine ganz besondere Herausforderung stellt die Bombenentschärfung für den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) dar: Gleich zwei Einrichtungen muss der Wohlfahrtsverband am kommenden Sonntag evakuieren.
Vor allem das ASB-Seniorenzentrum an der Eichsfelder Straße erfordert logistische Schwerstarbeit - ist dort doch auch der Pflegebereich für außerklinische Beatmung angesiedelt. In Kooperation mit dem Rettungsdienst der Feuerwehr wird der ASB die 14 an Beatmungsgeräte angeschlossenen Bewohner bereits am Samstagmorgen „in Kolonnen“ ins Marienhospital am Hölkeskampring transportiert, wo sie über Nacht bleiben werden.
Der Großteil der 106 weiteren Bewohner der Einrichtung Eichsfelder Straße findet im ASB-Zentrum an der Siepenstraße in Herne-Süd Aufnahme. Und mit den „fitten Senioren“ des Heims werde man einen Tagesausflug unternehmen, berichtet ASB-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe. Geplant ist eine Bustour zum Baldeneysee.
Auch die 24 Bewohner des Sozialtherapeutischen Zentrums des ASB am Heyermannshof, das ebenfalls im Evakuierungsgebiet liegt, werden am Sonntag einen Ausflug machen.
Insgesamt 65 Mitarbeiter - sowohl ehrenamtliche als auch hauptamtliche - des Arbeiter-Samariter-Bundes würden am Sonntag im Einsatz sein, berichtet von Berswordt-Wallrabe.
Servicetelefon der Stadt
Die Verwaltung hat für die Bewohner des Evakuierungsbereich ein Servicetelefon geschaltet. Täglich von 8 bis 16 Uhr sollen die Bürgerinnen und Bürger alle wichtigen Informationen erhalten, und zwar unter HER 16 93 20.
Darüber hinaus verteilt der Fachbereich Öffentliche Ordnung im betroffenen Gebiet seit Info-Flyer an alle Haushalte. Aktuelle Informationen stellt die Stadt im Internet ein auf www.herne.de und www.inherne.net.