Herne. In Herne kommt es immer wieder zu Grabschändungen. Nun wurde erneut eine Madonna geklaut. Warum die Stadt Friedhöfe nachts nicht schließen will.

Auf dem Herner Südfriedhof an der Wiescherstraße sind erneut Grabschänder unterwegs gewesen. Schon seit vielen Jahren kommt es nicht nur auf diesem Friedhof immer wieder zu Diebstählen und Grabschändungen. Erst im vergangenen Jahr meldete die Polizei einen Kupferdiebstahl auf dem Südfriedhof, 2019 wurde dort eine Urne aus dem Kolumbarium geklaut.

Ende vergangenen Jahres wurden auf dem Friedhof an der Günnigfelder Straße Laternen, Vasen und ähnliche Gegenstände von 50 bis 60 Gräbern gestohlen. Schon 2012 wurde ein Grab auf dem Nordfriedhof in Baukau immer wieder verwüstet. Die Sicherheitsvorkehrungen auf den Herner Friedhöfen wird die Stadt aber trotz allem nicht anpassen.

Doch zunächst zum aktuellen Vorfall: „Von dem Grab meiner Eltern wurde eine Madonna gestohlen“, berichtet eine Hernerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Und nicht nur das: Bei dem Diebstahl hätten die Unbekannten zudem den Grabstein beschädigt.

Grabstein: Reparatur ist teurer als neuer Grabstein

Im Friedhofsbüro sei ihr gesagt worden, dass dort leider nichts unternommen werden könne und sie Anzeige bei der Polizei erstatten solle. Bei der Polizei sei ihr mitgeteilt worden, dass in solchen Fällen nur selten Täter ermittelt werden könnten. „Der Kommissar sagte mir, dass beispielsweise Fingerabdrücke durch den Regen und die Feuchtigkeit nicht mehr genommen werden könnten.“ Die Hernerin fragt sich nun, warum nicht nachts die Friedhöfe abgeschlossen oder Kameras installiert werden könnten. „Ich finde es eine Unverschämtheit, dass da nichts unternommen wird.“ Schließlich zahle sie eine Menge Geld für die Gruft.

Es blieb nur noch der Sockel stehen: Unbekannte haben eine Madonna von einem Grab auf dem Südfriedhof in Herne gestohlen.
Es blieb nur noch der Sockel stehen: Unbekannte haben eine Madonna von einem Grab auf dem Südfriedhof in Herne gestohlen. © Unbekannt | privat

Über den Verlust der Madonna habe sich sie sich mittlerweile zwar schon wieder etwas beruhigt, dass aber der Grabstein beschädigt ist, sei sehr ärgerlich. Sie habe mit einem Steinmetz gesprochen, „der hat mir gesagt, dass die Kosten für eine Reparatur teuerer sind als für einen neuen Grabstein“.

Friedhöfe bleiben für Fußgänger geöffnet

Trotz der erneuten Grabschändung sei es nicht vorgesehen, die Friedhöfe nachts zu schließen, teilt Stadtsprecherin Nina-Maria Haupt auf Nachfrage der WAZ mit. Die Friedhöfe in Herne würden in der Regel nach Dienstschluss für Pkw geschlossen, für Fußgänger blieben sie aber weiterhin geöffnet. Eine Schließung der Friedhöfe sei zukünftig nicht vorgesehen, „da die meisten Besucher erst nachmittags oder in den Sommermonaten abends den Friedhof besuchen“.

Praktikabel sei eine Schließung auch nicht, da immer die Gefahr bestehe, dass sich zum Schließzeitpunkt noch Besucher auf dem Friedhof aufhielten, so Haupt. Personell sei diese Verfahrensweise ebenfalls nicht realisierbar. Außerdem könne auch ein abgeschlossener Friedhof durch unbefugtes Eindringen betreten werden.

Stadt hat bereits Maßnahmen in die Wege geleitet

Das Anbringen von Kameras sei nicht zulässig: „Schon alleine aus Datenschutzgründen und Persönlichkeitsrechten dürfen keine Personen oder deren Pkw gefilmt werden.“ Hinzu komme, so Haupt, dass ein Anbringen von Kameras an den Friedhofseingängen nicht hilfreich sei, da nicht jeder Besucher gleich ein potenzieller Täter sei.

Folgende Maßnahmen sind laut Stadtsprecherin schon seit einigen Jahren in die Wege geleitet worden: Zum einen führe der Kommunale Ordnungsdienst regelmäßig, mehrmals die Woche, zu unterschiedlichen Zeiten Kontrollgänge auf den Friedhöfen – in erster Linie auf dem Friedhof an der Wiescherstraße – durch. Zum anderen werde den Geschädigten immer wieder geraten, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Diese Anzeigen hätten in der Vergangenheit dazu geführt, dass im Anschluss auch von Seiten der Polizei vermehrt Kontrollgänge durchgeführt worden seien.