Herne. Das Pianistenduo Yaara Tal und Andreas Groethuysen ist beim Konzert in Herne mit dem Preis des Klavierfestivals Ruhr 2022 ausgezeichnet worden.
Das international renommierte Pianistenduo Yaara Tal und Andreas Groethuysen ist bei seinem Konzert im Herner Kulturzentrum mit dem Preis des Klavierfestivals Ruhr 2022 ausgezeichnet worden. Die beiden Künstler, die bereits zum 17. Mal beim Klavierfestival gastierten, spielten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Czerny, Franz Schubert und Camille Saint-Saens.
Im ersten Teil ihres Programms stellen Yaara Tal und Andreas Groethuysen Fantasien von Mozart, Czerny und Schubert zu vier Händen gegenüber. „Da kann es über drei Oktaven schon mal eng werden am Flügel“, meint Groethuysen gut gelaunt, der das Programm auch kenntnisreich moderiert. In der Fantasie für eine Orgelwalze in f-Moll KV 608 von Wolfgang Amadeus Mozart fällt die tiefe Nachdenklichkeit des Werkes auf, die das reflektierte und dabei doch sehr innige Spiel der beiden Künstler gut zur Geltung bringt. Transparent gestaltete fugenähnliche Passagen, in denen sich Tal und Groethuysen als Meister der leisen Töne erweisen, bilden einen ausdrucksvollen Kontrast zu markanten Impulsen, virtuose Triller setzen Akzente. Dabei fasziniert der packende Ausdruck der beiden Künstler, der große Gesten oder Pathos bewusst meidet.
Die Künstler meiden große Gesten und Pathos
Unbekümmerter ist dagegen die Fantasie in f-Moll op. 226 von Carl Czerny. Sowohl in stürmisch-drängenden Passagen als auch in nachdenklich-zarten Teilen fallen die Klarheit des Spiels und die Formgebung des Duos Tal und Groethuysen auf. Unprätentiös und tiefgründig interpretieren sie auch die Fantasie in F-Moll D 940 von Franz Schubert. In dunklen Farben erzählen die beiden Musiker eine elegische Ballade, in der jeder Ton wie eine eigene Welt steht. Kraftvoll-schmerzliche Impulse voller Energie und Leidenschaft pochen voller Unruhe, bevor das Werk in abgründiger Trauer endet.
Ein neckisch-spannendes Zwiegespräch stellen Tal und Groethuysen in Mozarts Variationen über „Ein Weib ist das herrlichste Ding“ KV 613 vor, jetzt an zwei Flügeln. Nach dem spielerischen Anfang wühlen sie sich voll vibrierender Kraft und verhaltener Leidenschaftlichkeit in die Themen hinein. Ein tönendes Relief voll atmosphärischer Dichte zeichnet das Duo in Camille Saint-Saens’ (1845-1921) Variationen über ein Thema von Beethoven op. 35.
Für den Applaus bedankten sich die Künstler mit „Tourbillon“, einem rasanten Werk der unbekannten französischen Komponistin Marguerite Mélan-Guèroult aus dem Jahr 1896, das diese Saint-Saens gewidmet hat.
Das mit 12.000 Euro dotierte Stipendium des Klavierfestivals überreichten Yaara Tal und Andreas Groethuysen dem jungen deutsch-koreanischen Pianisten Hans Su.