Herne. Einer besonderen Zeit lokaler Musikgeschichte widmet sich das Heimatmuseum. In der aktuellen Ausstellung dreht sich alles um die „jazzwanne“.

Einer besonderen Zeit lokaler Musikgeschichte widmet sich ab Donnerstag das Heimatmuseum Unser-Fritz. Unter dem Titel „Geschichte, Movement und urbane Kunst“ dreht sich alles um die „jazzwanne“.

Der Jazzclub existierte von 1960 bis 1966 und hat nachfolgende Generationen an Jazzmusikern entscheidend beeinflusst. Schon Mitte der 50er-Jahre fanden sich begeisterte Jazzfans in Wanne-Eickel zu Clubabenden an wechselnden Orten zusammen. Doch erst 1960 war ein von der Stadt unabhängiger Ort für Konzerte gefunden: „Am Bahndamm 3“ im Hinterhof in der Hochparterre trafen sich nicht nur Fans, sondern auch Musiker.

Die „jazzwanne“ war ein angesagter Club im Ruhrgebiet

Konzerte wurden organisiert. Einheimische Musiker wie Heinz Oelmann (Klavier), Herby Bayer (Schlagzeug) oder Conny Wiluda (Vibraphon) gaben dort ihre Konzerte. Nationale Jazzgrößen wie Albert und Emil Mangelsdorff trafen sich dort mit ihnen. Gruppen aus Polen und England folgten. Der Schriftsteller Günter Grass kam auf eine Lesung vorbei. Für kurze Zeit wurde die „jazzwanne“ zum angesagten Club im ganzen Ruhrgebiet. Bis schließlich 1967 das Gebäude abgerissen wurde.

Kurator Ralf Piorrs (l.) Ziel war es, die „jazzwanne“ in ihren gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. In der Mitte Jazzmusiker Eckard Koltermann, rechts Museumsdirektor Oliver Doetzer-Berweger.
Kurator Ralf Piorrs (l.) Ziel war es, die „jazzwanne“ in ihren gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. In der Mitte Jazzmusiker Eckard Koltermann, rechts Museumsdirektor Oliver Doetzer-Berweger. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Die Ausstellung versucht, die besondere Atmosphäre dieser Zeit einzufangen. Eine Wanne voll mit Musikinstrumenten ist zentraler Blickpunkt des unteren Ausstellungsraums. Fotos von Musikern bei Konzerten, Schallplatten und ihre Cover erinnern an die bewegte Geschichte. Der Aufbruch der damaligen Jugend ist untrennbar mit dem Jazz der Zeit verbunden. „Mir ging es darum, `jazzwanne´ in ihren gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen“ beschreibt Kurator Ralf Piorr das Konzept der Ausstellung.

Exponate von Tonbandgeräten bis zum (leeren) Kasten Eickel-Pils

Einflussreiche Bücher der Zeit von Allen Ginsburg oder Jack Kerouac sind zu sehen. Damals moderne Medien wie Plattenspieler und Tonbandgeräte sind zu sehen, aber auch der (leere) Kasten Eickel-Pils. Ein 1962 gedrehter Film kann ebenfalls angeschaut werden. Fortgeführt wird diese Geschichte im oberen Raum, der der Entwicklung der Musikszene von den späten 60er-Jahren an gewidmet ist.

Mit dabei ist auch der Musiker Eckhard Koltermann. „Mich hat ´jazzwanne` mit zur Musik gebracht“, erzählt er. „Ich habe, viel später, mit den Musikern der Generation noch zusammengespielt.“ Der Ausstellung gelingt es – ohne zu viele Worte – die besondere Aufbruchsstimmung der Zeit einzufangen.

Mit einem Konzert von Eckhard Koltermann (Klarinette, Saxophon), Martin Scholz (Piano), Stefan Werni (Kontrabass) und Achim Krämer (Drums) wird die Ausstellung am Donnerstag, 4. November, um 19 Uhr eröffnet. Es gelten die 3G-Regeln. Es ist empfohlen, wegen der Kontrollen zeitig zu kommen. Die Ausstellung ist bis zum 13. Februar 2022 zu sehen. Der Katalog kostet 20 Euro.