Bochum/Herne. Jetzt steht auch der dritte Angeklagte vor Gericht: Von einer Garage in Herne-Wanne aus wurden Millionen von Zigaretten verschoben.

Zwei Garagen in Wanne-Eickel sollen Umschlagplätze für eine professionelle Zigarettenschmuggel-Bande gewesen sein. Seit Dienstag steht ein weiterer Verdächtiger vor Gericht.

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35,7 Millionen Schmuggelzigaretten, fast sechs Millionen Euro Zoll- und Steuerschaden: Vor dem Bochumer Landgericht hat am Dienstag ein zweiter Prozess um einen professionell organisierten Zigaretten-Schwarzhandel begonnen. Angeklagt ist nun auch der monatelang untergetauchte „dritte Mann“ eines Betrüger-Trios. Der 45-jährige Litauer war im Herbst 2020 in Herne durch Zufall festgenommen worden.

Großhandel mit unverzollten Zigaretten

Das Schmuggler-Trio soll von 2016 bis Oktober 2019 mit unverzollten und unversteuerten Zigaretten aus Moldawien und dem Baltikum einen regelrechten Großhandel aufgezogen haben. Der jetzt Angeklagte soll sich vorwiegend „um die Entgegennahme und den Absatz“ der stets in Kleintransportern (mit ständig wechselnden Kennzeichen) aus Osteuropa eingeschmuggelten Zigaretten gekümmert haben. Seine zwei mutmaßlichen Komplizen hatten laut Anklage dagegen die Aufgabenbereiche Ankauf, Finanzierung und Lagerung inne. „Ihre illegalen Tätigkeiten sprachen die Drei eng ab“, so die Anklageschrift.

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Als Lagerstätte und Umschlagplatz für die eingeschmuggelten Zigaretten dienten laut Anklage vor allem zwei Garagen an der Kastanienallee und der Sennestraße. Hier sollen sich sogenannte Zwischenhändler der Gruppierung immer wieder aufs Neue bedient haben und danach ausgeschwärmt sein, um ihre Stammkunden im gesamten Ruhrgebiet zu bedienen.

Vor allem der günstige Preis der Vollfälschungen der bekannten Zigarettenmarke L&M machte zahlreiche Raucher offenbar regelrecht „heiß“: Laut Anklage betrug der Verkaufspreis einer „Schmuggelstange“ (200 Zigaretten) zwischen 16 und 19 Euro und lag damit deutlich unter dem üblichen Marktpreis. Allein die entgangene Tabaksteuer für eine Stange Schmuggelzigaretten soll sich auf mehr als 30 Euro belaufen haben. Im konkreten Fall sollen dem Staat bei 178.566 erst eingeschmuggelten und dann hier verkauften Stangen - also 35,7 Millionen Stück Zigaretten - insgesamt rund 5,7 Millionen Euro Tabaksteuer entgangen sein.

Zwei mutmaßliche Komplizen sind schon verurteilt

Bereits im Juni 2020 waren die zwei mutmaßlichen Komplizen des 45-Jährigen am Bochumer Landgericht Haftstrafen von bis zu vier Jahren und elf Monaten verurteilt worden. Seinerzeit war im Prozess von dem nun Angeklagten zwar bereits die Rede, der 45-Jährige war aber an einem unbekannten Ort untergetaucht. Nach seiner offenbar unbedachten Anmeldung für eine Wohnung in Herne, war er dann schließlich am 2. September 2020 verhaftet worden.

Für den Prozess sind vorerst noch fünf Verhandlungstage bis zum 23. Februar 2021 anberaumt.

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