Herne. Kurzfristig sind die Schulen in Herne am Montag im Distanzunterricht geblieben. Eltern, Lehrern und Schülern droht künftig ein Hin und Her.

Die Schulen in Herne sind am Montagmorgen weiterhin im Distanzunterricht geblieben. Trotz der kurzfristigen Ansage der Stadt am Sonntagmittag, hat diese Information die meisten Schüler offenbar noch rechtzeitig erreicht. Schulleiter berichten nur von sehr vereinzelten Schülern, die dennoch zur Schule gekommen sind. Doch in den kommenden Wochen droht Lehrern, Eltern und Schülern ein Ping-Pong-Spiel zwischen Schulöffnungen im Wechselunterricht und Distanzlernen.

Wie schwierig eine „längerfristige“ Planung in Herne derzeit ist, zeigt sich an der aktuellen Situation. So hatten sich Vertreter des Schulamts bereits am Freitag mit den Schulformsprechern besprochen, als die Inzidenz in Herne aber noch bei 180 lag. „Da war nicht absehbar, dass die Inzidenz so rasant über 200 steigen wird“, sagt Schulamtsleiter Andreas Merkendorf. Also wurde beschlossen, dass die Schulen am Montag im Wechselunterricht öffnen. Doch am Samstag kletterte die Inzidenz auf über 200 und blieb dort am Sonntag. „Das haben wir nicht erwartet, wir waren schockiert und fassungslos“, räumt Merkendorf ein.

Herne: Geringe Nachfrage nach Notbetreuung

Am Sonntag wurde deshalb kurzfristig entschieden, dass die Schulen doch geschlossen bleiben. „Ich glaube, diese Entscheidung ist richtig“, sagt Nicole Nowak, Schulleiterin des Haranni-Gymnasiums und Schulformsprecherin am Montag. „Ich merke auch bei den Kollegen Erleichterung.“ Eltern hätten sich bei ihr ebenfalls nicht beschwert, auch wenn ihnen ein maximales Maß an Flexibilität abverlangt werde. Dennoch sei die Notbetreuung für die jüngeren Jahrgänge am Montag nicht stärker besucht als sonst, so Nowak.

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Diese Beobachtung macht auch Andrea Sdun, Leiterin der Schillerschule. Es gebe an ihrer Grundschule für die Notbetreuung keine übermäßigen Neuanmeldungen. „Dennoch ist es natürlich für alle Stress“, sagt sie. Der Informationsfluss habe trotz des kurzfristigen Beschlusses gut funktioniert.

Hinsichtlich der Entscheidung ist sie zwiegespalten. So sei niemandem geholfen, wenn alle „todkrank werden und die Intensivstationen überfüllt werden“. Dennoch zähle gerade bei Grundschulkindern jeder Präsenztag. Denn sie beobachtet: „Die Schere wird immer größer in den Klassen, die Heterogenität wächst.“ Manche Kinder könnten auch auf Distanz gut arbeiten, anderen – vielleicht auch ohne Unterstützung in der Familie – fiele es sehr schwer.

„Es ist ein Riesenopfer, das da gebracht wird“

„Ich bedauere diese Entscheidung so sehr“, sagt Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini. Dennoch sieht auch sie keine Alternative. „Es ist ein Riesenopfer, das da gebracht wird, aber es geht um Leib und Leben“, sagt sie. Bei den Grundschülern sei es sehr schwierig, wirklich neue Inhalte auf Distanz beizubringen. Deshalb sei es wichtig, den Stoff nicht einfach durchzupeitschen, und zum Ende des Schuljahres keine Kritik zu äußern, wenn Lerninhalte nicht durchgenommen wurden.

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Über Inhalte und Kernlehrpläne müsse dringend geredet und diese der aktuellen Situation angepasst werden, sagt auch Nicole Nowak. Außerdem hofft die Sprecherin der Herner Gymnasien auf weitere Informationen zur Sekundarstufe I zum Thema Klassenarbeiten und Versetzung. An 20 vielleicht 23 verbleibenden Tagen in Präsenz in vier Fächern jeweils zwei Klassenarbeiten zu schreiben, sei ihr „schleicherhaft, wie das gehen soll“. „Wir hoffen, dass die Zahl der Klassenarbeiten reduziert wird.“ Schüler müssten aber keine Angst haben, dass sie direkt aus dem Distanzunterricht kommend geprüft werden. „Die Kinder müssen einen Vorlauf von mindestens ein bis zwei Wochen in Präsenz haben“, sagt Nowak.

Wechsel immer zum Montag einer Woche

Und wann die stattfindet, wird sich nun immer recht kurzfristig entscheiden. Denn laut NRW-Schulministerium muss eine Kommune eine 7-Tage-Inzidenz haben, die stabil unter 200 liegt, damit sie in den Wechselunterricht gehen kann. Ob der Wert bei 198 oder 202 liege, sei dabei kein Unterschied, da beide Werte diese Bedingung nicht erfüllten, so Merkendorf. Steigt oder sinkt der Wert drei Tage über bzw. unter 200, gebe es für den Montag danach eine Entscheidung, in welcher Form der Unterricht weitergeht, erklärt Merkendorf. „Wir können nur wöchentlich planen“, sagt der Schulamtsleiter.

Und somit müssen nun auch Eltern, Lehrer und Schüler bis zum Freitag warten, um abschätzen zu können, ob der Wert an drei aufeinander folgenden Tagen unter oder über 200 gelegen hat. Erst dann wissen sie, ob es wieder an die Schulen geht. Schulamtsleiter Merkendorf sehnt sich nach Besserung in der warmen Jahreszeit: „Ich hoffe, dass sich die Zahlen in den nächsten zwei Wochen unter 200 einpendeln und wir sicher in den Wechselunterricht gehen können.“ Dann sei einiges geschafft.

>>> IMPFUNG FÜR LEHRER GEFORDERT

Schulleiterin Nicole Nowak fordert: „Lehrer müssen geimpft werden.“ Es könne nicht sein, dass Lehrer in einem Raum sein müssen mit Schülern, die positiv sind. Zwar seien die Selbsttest richtig, würden aber nicht ausreichen.

Schulamtsleiter Andreas Merkendorf unterstützt die Forderung: „Alle, die an Schulen unterwegs sind, auch Hausmeister und Sekretärinnen, müssen geimpft werden, nicht nur im Grundschulbereich“, sagt er. Da müsse die Priorisierung geändert werden, damit etwas Entspannung eintrete.