Herne. Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst haben für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Alle städtischen Kitas blieben Dienstag dicht.

Sie möchten laut sein und endlich gehört werden: Rund 300 Erzieherinnen und Erzieher sind am Dienstag mit Rasseln, Tröten und Lautsprecherdurchsagen durch die Herner Innenstadt gezogen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen zum Warnstreik aufgerufen und in Herne sind (traditionell) viele diesem Aufruf gefolgt. Unter anderem blieben deshalb die 21 städtischen Kitasam Dienstag dicht.

„Wir gehen für die Aufwertung des Berufes, für bessere Arbeitsbedingungen und gegen den Fachkräftemangel auf die Straße, nicht für eine Tariferhöhung“, sagt Manuela Wansel, die als Erzieherin in den Kitas Regenkamp und Horsthauser Straße gearbeitet hat und nun freigestelltes Personalratsmitglied ist. „Die Kollegen arbeiten am Limit“, sagt sie. Natürlich gehe es auch um eine passende Eingruppierung beim Gehalt, schließlich hätten sich die Anforderungen und Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren sehr geändert.

Stoppt den Krieg! Einige Demonstranten brachten auch ihre Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck.
Stoppt den Krieg! Einige Demonstranten brachten auch ihre Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Beschäftigten in den Kitas seien auch in der Corona-Phase immer vor Ort gewesen, selbst im ersten Lockdown habe es für Kinder mit Eltern in systemrelevanten Berufen eine Notbetreuung gegeben. „Dabei haben wir uns nicht geschützt gefühlt“, klagt sie. Die Krise habe zudem noch mal gezeigt, dass es zu wenig Fachpersonal gebe. Um dieses zu bekommen, müsse die Bezahlung aber auch entsprechend sein, so Wansel.

Herne: Erzieherin wünscht sich Corona-Prämie

Zwei dieser Fachkräfte sind die Erzieherinnen Manuela Nowicki und Barbara Lesch, die dem Aufruf von Verdi gefolgt sind und am Morgen auf dem Robert-Brauner-Platz stehen. Beide arbeiten in der Kita Florastraße. „Wir haben 21 Kinder in der Gruppe, wir müssen jedes zur Toilette und zum Händewaschen begleiten“, sagt Barbara Lesch. Die Corona-Pandemie habe die Erzieherinnen sehr gefordert, der Aufwand rund um die Testungen sei auch in der Kommunikation mit den Eltern sehr groß. „Ich möchte auch eine Corona-Prämie für das, was wir leisten“, sagt Barbara Lesch. Sie und die Kolleginnen seien ausgelaugt und geschafft. Noch wichtiger als mehr Gehalt sei aber eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, damit Erzieher wieder zufriedener sein könnten.

Die Erzieherinnen Manuela Nowicki (l.) und Barbara Lesch nehmen am Dienstag in Herne an der Demonstration von Verdi teil und kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen.
Die Erzieherinnen Manuela Nowicki (l.) und Barbara Lesch nehmen am Dienstag in Herne an der Demonstration von Verdi teil und kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. © Unbekannt | Kathrin Meinke

„Für die Eltern ist einfach nur wichtig, dass die Kita geöffnet hat“, bedauert Manuela Nowicki. „Häufig sehen sie gar nicht, was wir geleistet haben und immer noch leisten.“ Mehr Zeit für pädagogische Arbeit mit den Kindern und weniger Projekte und Schreibkram sowie die Möglichkeit, trotz Corona wieder Ausflüge machen zu dürfen, würde sie in ihrem Alltag mit den Kindern glücklicher machen.

Demonstrationszug durch die Herner Innenstadt

Aber nicht nur Erzieherinnen von städtischen Kitas sind dem Aufruf von Verdi gefolgt, sondern auch Beschäftigte der sozialen Dienste, der Behindertenhilfe und des Ganztags an den Schulen. Gegen 9.30 Uhr startete der Demonstrationszug vom Robert-Brauner-Platz über die Bahnhofstraße bis zum Rathaus und von dort über den Westring und die Holsterhauser Straße bis zum Europaplatz.

„Gute Löhne fallen nicht vom Himmel, sie müssen erkämpft werden“, ruft Pamela Strutz, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Mittleres Ruhrgebiet ins Megafon und erhält dafür viel Applaus. Sie freue sich über die große Resonanz und verspricht den Anwesenden zum Schluss der Demonstration: „Es geht weiter – vermutlich auch nach der nächsten Verhandlungsrunde.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Nächste Verhandlungsrunde

  • Die erste Verhandlungsrunde von Verdi mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) für die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten war am 25. Februar. Dabei hätten es die Arbeitgeber verpasst, auch nur ansatzweise auf die Forderungen von Verdi einzugehen, so Pamela Strutz. Deshalb rief Verdi zum Warnstreik auf – symbolisch gewählt am Weltfrauentag.
  • Die nächste Verhandlungsrunde ist am 21. und 22. März. Danach könnten weitere Warnstreiks folgen.